Xanten Bilder mit Geschichte und Geschichten

Xanten · "Weitblick, Ausblick, Einblick": Private Gemälde aus Xantener Häusern sind ab heute in der evangelischen Kirche in Xanten zu sehen.

 Jürgen Haupt mit seinem selbstgemalten Bild aus der Heimat seiner verstorbenen Frau. Es zeigt den den alten Deich bei Bensersiel.

Jürgen Haupt mit seinem selbstgemalten Bild aus der Heimat seiner verstorbenen Frau. Es zeigt den den alten Deich bei Bensersiel.

Foto: Armin Fischer

Die Ausstellung ist ungewöhnlich: Nicht teure Kunstwerke, sondern Bilder, die für ihre Besitzer einen besonderen Wert haben und damit eigentlich unbezahlbar sind, hängen bis zum 21. August an den tristen Wänden in der evangelischen Kirche am Markt. Um 17 Uhr wird die Ausstellung heute eröffnet.

Ideengeber für den Ausschuss für Kunst-Kultur-Kirche war das diesjährige Thema zur Reformation: "Weite wirkt". Vorsitzende des Ausschusses ist Pfarrerin Ulrike Dahlhaus. Zusammen mit Brigitte Messerschmidt, Karola Loffeld und Dr. Uwe Leja entwickelte sie diese Idee weiter.

Und Brigitte Messerschmidt, die gestern mit den Frauen und Männern die Bilder aufhängte, die sie mitgebracht hatten, war überrascht von der Vielfalt und Verschiedenheit der Bilder: Aquarelle, Fotografien, Ölgemälde. Bilder, die eine Geschichte haben und Geschichten erzählen, die Einsichten und Ausblicke erlauben.

So wie die beiden auf große Leinwände gezogenen Fotografien, die Rita Opel mitgebracht hat. Das eine zeigt einen Island-Gletscher, das andere eine isländische Kirche. Entstanden sind die Fotografien im Juli vor zwei Jahren, als die Xantenerin mit drei Frauen, begeisterte Fotografinnen wie Rita Opel, eine Woche lang in einem zum Wohnmobil umgebauten Lkw durch Island gefahren ist. Auf knapp acht Quadratmetern - Dusche und Toilette inklusive - haben die vier gelebt und geschlafen. Das Thema der Ausstellung habe sie bewogen, die beiden großformatigen Bilder aus Island zur evangelischen Kirche zu bringen, erzählt Rita Opel.

Durch Karola Loffeld, die selber zwei Bilder zeigt, die sie beim Braunkohle-Tagebau Garzweiler 2 bei Jüchen gemacht hat, ist Jürgen Bosmann animiert worden, zwei Fotografien mit nach Xanten zu bringen. Das eine zeigt eine Kapelle in der Ortschaft Holz im Garzweiler-2-Gebiet - das letzte Gebäude, das noch stand, als er dort fotografierte. Die Bewohner von Holz waren längst nach Neu-Holz umgesiedelt worden, ihre Häuser bereits abgerissen. Im Hintergrund ist der Schaufelrad-Bagger zu sehen, der die Braunkohle aus der Erde holt. Auf Bild Nummer zwei ist ein Tagelöhner zu sehen, einer der letzten Bewohner von Holz, die durch den Braunkohle-Abbau ihre Heimat, ihre Arbeit verloren haben.

Jürgen Haupt hat zwei alte Aquarelle in der evangelischen Kirche aufgehängt. Eins zeigt den alten Deich von Bensersiel (Ostfriesland), das andere Kopfweiden bei Emmelsum. Beide Aquarelle hat er in Erinnerung an seine zwei verstorbenen Frauen gemalt. "Die erste kam aus Ostfriesland, die zweite war ein Kind des Niederrheins", sagt der 80-Jährige, der in Hamburg geboren wurde, in Krudenburg bei Hünxe aufgewachsen ist und gelebt hat und vor fünf Jahren nach Xanten gezogen ist.

"Ich habe eineinhalb Bilder mitgebracht", erzählt Sabine Kösters aus Wardt, die mit Ehemann Thomas und Tochter Marie in die Kirche kommt. Das halbe ist ein kleines Foto, aufgenommen in Lefkos in Griechenland. Regina Angenendt, eine Freundin und Kunstlehrerin an der Marienschule, hat das Foto für Sabine Kösters abgemalt, großformatig auf Leinwand.

Christine Pokoll hat zwei selbst gemalte Bilder zur Ausstellung beigesteuert. Das eine hat die Xantenerin gemalt, nachdem sie mit ihrem Mann Redmer 2002 zwei Monate im Wohnmobil durch den Norden Kanadas gefahren ist. Es zeigt den Polarkreis im Yukon. Auf dem zweiten Bild hat sie den weiten Blick auf die Südsee im Hafen Xanten eingefangen. "Ich liebe das Gefühl der mächtigen Natur", so 49-Jährige. "Im relativ ungezwungenen Rahmen etwas auszustellen, ist eine tolle Idee", lobt sie die Aktion des Ausschusses für Kunst-Kultur-Kirche.

Die Geschichten zu den einzelnen Bildern sind schriftlich festgehalten. Sie werden in einem Begleitheft erzählt, das zur Eröffnung der Ausstellung vorliegen soll.

(RP)
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