Xanten Biotonne: So manchem stinkt es gewaltig

Xanten · Abfallsäcke weichen durch, sind manchmal zu schwer, und der Kaufpreis deckt nicht die Kosten. Dennoch sind sie bei vielen beliebt.

Zum 1. Juli hat die Stadt auf freiwilliger Basis die Biotonne eingeführt. Bürgermeister Thomas Görtz sprach nach der ersten Leerungsrunde von einem weitgehend reibungslosen Ablauf und von einer guten Resonanz in den Beratungsgesprächen. Aber es hagelt auch viel Kritik am neuen System. Die Redaktion hat in den vergangenen Tagen darum die Leser gebeten, ihre Meinung zur Biotonne mitzuteilen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es genau?

In die Biotonne mit 14-tägiger Abfuhr können nun neben Garten- auch bestimmte Küchenabfälle entsorgt werden, aber keine Speisereste. Sie kostet im Jahr 40 Euro. Alternativ werden weiterhin die bekannten Gartenabfallsäcke für Grünschnitt abgeholt, allerdings nur noch sechsmal im Jahr statt, wie bisher, alle 14 Tage. Der Preis pro Sack stieg von einem auf zwei Euro.

Wer hat die Biotonne beschlossen?

Der Rat hat den Weg dafür freigemacht. Die Einführung der Biotonne erfolgt aufgrund eines einstimmigen Grundsatzbeschlusses des Rates der Stadt Xanten. Allerdings: Nicht einstimmig war die Abstimmung über die reduzierte Zahl von Abfuhrterminen für Säcke und Grünschnitt. In der entscheidenden letzten Ratssitzung am 23. Mai stimmten sogar acht Ratsmitglieder dagegen, eins enthielt sich (bei 25 Ja-Stimmen). Volker Markus (SPD) hat auf Facebook gepostet: "Zumindest eine monatliche Abholung hätte ich mir gewünscht für jene, die die Biotonne nicht wollen."

Warum wurde die Biotonne eingeführt?

Heute haben über 90 Prozent der Gemeinden und Städte in NRW die Biotonne eingeführt und insgesamt damit positive Erfahrungen gemacht. Mit den Gartenabfallsäcken hat es in Xanten in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben. Sie weichten, zu früh an den Straßenrand gestellt, im Regen auf, waren manchmal viel zu schwer, und die Kaufgebühr von einem Euro deckte nicht die Entsorgungskosten. Dafür müsste der Sack eigentliche knapp drei Euro kosten, sagt die Stadt.

Was geschieht mit dem gebündelten Grünschnitt?

Er wird jetzt nur noch zeitgleich mit der Abfuhr der Gartenabfallsäcke sechsmal im Jahr abgeholt, zweimal im Frühjahr und viermal im Herbst. In diesem Jahr sind die nächsten Termine am 12. und 26. Oktober sowie am 9. und 23. November.

Wie verlief die Umstellung?

Nicht reibungslos. Viele Bürger hatten wie gewohnt ihre Gartenabfallsäcke und den gebündelten Grünschnitt an den Straßenrand gelegt. Dies blieb jedoch bei Leerung der Biotonne liegen. Außerdem wird vereinzelt von Fällen berichtet, wonach die Biotonne nicht geleert wurde.

Warum entstand dieses Problem?

Die Stadt hatte alle Haushalte im Februar persönlich und auch über die Medien über die neuen Regelungen informiert. Aber viele Bürger bedachten nicht, dass mit der Einführung der Biotonne der Abfallkalender 2017 veraltert war und Säcke/Grünschnitt nicht zu dem angegebenen Termin abgeholt wurden.

Was sagen die Kritiker ...?

Bei der Redaktion gingen Anrufe und Mails ein, auf Facebook entspann sich in den verschiedenen Foren Diskussionen. Die Meinungen sind geteilt, die Kritiker in der Mehrheit. Aber die Unzufriedenheit scheint recht groß zu sein. Anrufer gaben an, dass sie mit ihrer Meinung auch viele in der Nachbarschaft vertreten würden. Hans Schlaghecken aus Stadtmitte zum Beispiel bezeichnet die neue Regelung als katastrophal. Für seinen Bioabfall wird die Tonne manchmal zu klein sein, und Säcke könne er aus Platzgründen nicht bis zum nächsten Abfuhrtermin lagern. Dem stimmte auch Horst Neudam von Xanten-Mitte zu.

Thomas Hiepler aus Obermörmter führte zudem an, dass "ältere Menschen oft keine Möglichkeiten haben, den Gartenabfall mit dem Hänger nach Birten zum Wertstoffhof zu bringen." Das sieht Britta Bloemen ähnlich und schreibt: Die Biotonne fasse lediglich "Kleinkram. Von dem Zersetzungsprozess des Grünschnitts in der geschlossenen Tonne und dem entstehenden Geruch - ggf. sogar unter Sonneneinwirkung - möchte ich gar nicht sprechen." Und noch einmal Volker Markus: "Ich sehe auch das Problem mit Maden, aber auch mit Ratten, wenn die Tonnen nicht regelmäßig gereinigt werden."

... und die Befürworter?

Sie sind gegen die Säcke, weil diese manchmal aufgeweicht oder angenagt waren. Die Tonne sei viel bequemer zu handhaben. Außerdem sei man mit der Arbeit im Garten unabhängiger und nicht mehr auf die Tage unmittelbar vor dem Abholtermin der Säcke angewiesen.

Bleibt es bei den 40 Euro für die Biotonne?

Die Stadt kalkuliert nach der Einführungsphase mit etwa 4700 Behältern. Bislang wurden etwas mehr als 2000 Behälter geordert. "Legt man die gleiche Berechnung bei 2000 Behältern zugrunde, dann wird klar, dass der Betrag von 40 Euro/Haushalt nicht kostendeckend sein kann. Daher steht zu befürchten, dass sich die Müllgebühren zukünftig entsprechend erhöhen werden", sagt Markus. Aber die Stadt rechnet damit, dass durch die Entsorgung von Küchenabfällen in die Biotonne Bürger beim Restmüll auf die kleinere und damit preiswertere Tonne umsteigen.

(kump)
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