Xanten Birten: Skepsis und Aufbruchstimmung

Xanten · Über 100 Interessierte kamen zur Bürgerversammlung zur Entwicklung eines interaktiven Dorfentwicklungskonzepts.

 Zu Beginn der Versammlung waren die Blicke der Birtener eher skeptisch. Am Ende sagte dann eine von ihnen: "Lasst uns endlich loslegen. Wir verlieren nichts, können nur gewinnen."

Zu Beginn der Versammlung waren die Blicke der Birtener eher skeptisch. Am Ende sagte dann eine von ihnen: "Lasst uns endlich loslegen. Wir verlieren nichts, können nur gewinnen."

Foto: Armin Fischer

Die Birtener Grundschule ist Geschichte. Ein Umstand, der so manchem Dorfbewohner den Blick in die Zukunft verhagelt hat. Mit einem groß-angelegten interaktiven Dorfentwicklungskonzept will man die düsteren Wolken nun beiseiteschieben. "In jedem Ende wohnt auch ein Anfang", erklärte Bürgermeister Thomas Görtz den über 100 Birtenern, die zur Bürgerversammlung in den Saal der Gaststätte van Bebber gekommen waren, voller Pathos. Dass man als frisch gebackene Leader-Region ganz andere Möglichkeiten der dörflichen Entfaltung hat, zeigt sich schon an der professionellen Unterstützung durch die Fachhochschule Rhein-Waal. Insgesamt zwölf Studenten werden sich unter der Anleitung zweier Dozentinnen um die Birtener Belange kümmern. Niklas Franke, technischer Beigeordneter der Stadt, erläuterte den Bürgern, was alles gefördert werden könnte: "Das können die Errichtung eines Gemeindehauses sein, Maßnahmen zum Erhalt des ländlichen Charakters oder angemessene Infrastrukturmaßnahmen. Der Fördersatz beträgt maximal 50 000 Euro."

Danach stellte die Professorin Daniela Lud den Anwesenden ihr Konzept, welches die Hochschule gerade erst in Grieth erfolgreich umgesetzt hatte, vor. "Das Ganze ist Teil eines Forschungsprojektes, mit dem wir Lösungen für die Zukunftsfähigkeit des Landlebens entwickeln wollen." Zunächst sollen die Birtener ein Leitmotiv entwickeln, vorgeben, auf welchem Gleis der Zug in die Zukunft rollen wird. Im Anschluss erfolgt die Ausarbeitung von Themen. "Dabei kann es sich um die Dorflogistik sprich die Mobilität handeln, es kann aber auch um bedarfsgerechtes Wohnen gehen oder um die Gründung von Bürgergenossenschaften, die wiederum gemeinschaftlich Projekte betreiben", sagte Daniela Lud. Um herauszufinden, wo den Birtenern der Schuh drückt, werden Fragebögen erarbeitet. "Am Ende steht eine Prioritätenliste, auf der ist angegeben, welche Projekte die Bürger unterstützen und wo sie die größten Mängel sehen. Für die Interviews benötigen wir allerdings Helfer aus dem Ort", so Lud. Die Birtener zeigten sich zunächst skeptisch. "Was hat das denn in Grieth gebracht", wollte ein Gast wissen. Die überzeugende Antwort von Daniela Lud: "Für die Griether war es oberste Priorität, einen Dorfladen zu bekommen. Den haben sie jetzt." Diesen Wunsch dürfte man in Birten angesichts der baldigen Aldi-Ansiedlung nicht hegen. Entwicklungspotenzial besteht in dem Dorf am Altrhein aber durchaus, zum Beispiel beim Amphitheater, das Görtz als wichtigen Mosaikstein bezeichnete. Und dann gibt es ja noch die leerstehende Schule. Gespräche mit der Kirchengemeinde St. Viktor über eine Ausweitung des Kindergartens liefen bereits, gab Niklas Franke an und nannte eine weitere Option: "Bei uns hat sich ein Investor gemeldet, der eine Wohnbebauung vorsieht. In diesem Fall bräuchten wir dafür keine Fördermittel aufbringen."

Im März werden die ersten Leader-Fördermittel vergeben, aber nur für Projekte, die bis dahin startklar sind. Görtz gab die Marschrichtung vor: "Wir müssen jetzt mit dem Staubwedel alles abstauben und einfach neu ansetzen." Bei den Birtenern kam das gut an. Eine Besucherin brachte die neue Aufbruchsstimmung auf den Punkt: "Lasst uns endlich loslegen. Wir verlieren nichts, können nur gewinnen."

(erko)
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