Xanten Bürgermeister als Fastenprediger

Xanten · Thomas Ahls spricht in St. Walburgis Menzelen über das Verhältnis von Kirche und Staat.

 Der Bürgermeister in neuer Rolle: Thomas Ahls räumt ein, dass er vor seinem Auftritt auf der Kanzel durchaus Lampenfieber haben werde.

Der Bürgermeister in neuer Rolle: Thomas Ahls räumt ein, dass er vor seinem Auftritt auf der Kanzel durchaus Lampenfieber haben werde.

Foto: Armin Fischer

Bürgermeister Thomas Ahls hat schon viele Reden gehalten. Zu allen möglichen Anlässen. Jetzt aber wird er predigen. Das ist ungewöhnlich für einen Bürgermeister und auch für ihn ganz neu. Dietmar Heshe, Leitender Pastor von St. Ulrich, hat ihn gefragt, ob er in der Reihe der Fastenpredigten die am dritten Fastensonntag übernehmen wolle. Der Bürgermeister hat eingewilligt und spricht am Sonntag, 19. März, beim Wortgottesdienst um 18 Uhr in der Kirche St. Walburgis in Menzelen-Os.

"Die Anfrage hat mich schon ein wenig überrascht", sagt Thomas Ahls im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber eine Predigt sei für ihn als Christenmenschen eine nicht alltägliche und daher reizvolle Aufgabe, der er sich gerne stelle. Er werde anders an die Sache herangehen als bei weltlichen Anlässen als Bürgermeister. Da habe er inzwischen eine solche Routine entwickelt, dass ein paar Stichworte auf einem Spickzettel als Vorbereitung meist völlig ausreichend seien. "Das ist diesmal natürlich anders", so Ahls. "Ich werde meinen Text aufschreiben und im Gottesdienst wohl auch weitgehend ablesen." Das gebiete allein der Respekt vor der Aufgabe, so Ahls.

Ausformuliert hat er seine Ansprache noch nicht. Aber mit der Vorbereitung hat er längst begonnen. Der Leitgedanke "Ökumene in St. Ulrich" gibt den thematischen Rahmen vor, in dem sich auch der Bürgermeister bewegen muss. Er will das historisch gewandelte Verhältnis von Kirche und Staat in den Blick nehmen. Das habe Martin Luther vor 500 Jahren schon recht kritisch betrachtet, so der Katholik Ahls. Er denke dabei auch an Jesu Antwort auf die provozierende, ja verfängliche Steuer-Frage eines Pharisäers: "Gib den Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." Außerdem reflektiere er Luthers kritische Sicht, dass manche Mächtige meinten, sich bei Verfehlungen mit Geld freikaufen zu können, um ihr Seelenheil wiederzuerlangen. Die moderne Art von Ablasshandel wolle er ein wenig beleuchten.

Der Bürgermeister hat "sich ein wenig eingelesen" in das Thema, das er als Nicht-Theologe nicht aus dem Stand bearbeiten könne. Und er räumt offen ein, dass ihn die ungewohnte Rolle des Predigers schon "ein wenig nervös macht, auch wenn ich kirchlich engagiert bin". Und als Veener sei St. Walburgis in Menzelen für ihn ein Auswärtsspiel, fügt er augenzwinkernd hinzu. Aber vorm Spiegel üben werde er nicht. Rhetorik, Körpersprache seien Teil seiner Polizeiausbildung gewesen. Davon profitiere er noch heute.

An den Fastensonntagen lädt die Kirchengemeinde St. Ulrich seit zwei Jahren zu besonderen Predigten ein. Zum Leitgedanken der aktuellen Fasten- und Osterzeit "Ökumene in St. Ulrich" konnten Männer und Frauen aus unterschiedlichen Bereichen gewonnen werden, die jeweils an den Sonntagen in der Fastenzeit in einer Kirche der Gemeinde St. Ulrich eine Fastenpredigt gestalten. Das Jahr 2017 steht in besonderer Weise im Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren, das die christlichen Kirchen als "Christusfest" gemeinsam begehen. Die Ökumene in der Arbeit der Kirchengemeinde ist der Leitgedanke der aktuellen Predigtreihe.

(RP)
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