Unsere Woche CDU sollte den Fall Hecker nicht schönreden

Xanten · In dieser Woche ist vermutlich über keinen Rheinberger so viel geredet worden wie über Ulrich Hecker. Mit seiner überraschenden Bürgermeister-Kandidatur hat sich der Kommunalpolitiker ins Abseits geschossen.

Jetzt steht der 53-jährige Unternehmer vor einen Scherbenhaufen: Kandidatur zurückgezogen, Rücktritt vom Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden, Rücktritt vom Amt des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden, Austritt aus der Partei. Hecker bleibt nur noch sein Ratsmandat. Als Parteiloser kann er bis zur nächsten Kommunalwahl 2020 lediglich in einem Ausschuss mitmischen. Was ist da passiert?

Wir können über Ulrich Heckers Motivation nur spekulieren. In seiner Partei war er offenbar immer stärker isoliert. Das äußerst knappe Ergebnis bei der letzten Wahl zum Fraktionsvorsitz ist nur ein Beleg dafür. Wer in den eigenen Reihen keinen Rückhalt mehr hat, dem fehlen auch Freunde und ehrliche Berater, die rechtzeitig sagen: Lass es besser bleiben! Und dann kommen einsame Entscheidungen zustande, die manch einer später bereut. Hätte Hecker frühzeitig die Hand gehoben und sein Interesse an einer Kandidatur bekundet, wären seine Chancen sicher nicht schlecht gewesen.

Blicken wir fünf Jahre zurück: Als Hecker damals zum CDU-Stadtverbandsvorsitzenden gewählt wurde, war er ein politischer Nobody. Noch neu in der CDU, stand er anfangs für einen neuen Politik-Stil, der sich später in der Fraktionsarbeit fortsetzte. Moderate Töne, Kompromissbereitschaft gegenüber den anderen Fraktionen, Sachlichkeit - das war Heckers sympathische Sprache.

Die Ursachen für das Desaster in der CDU, wenige Monate vor einer wichtigen Wahl, sind aber sicher nicht allein bei Ulrich Hecker zu suchen. Traditionell führen die CDU-Ortsverbände (Rheinberg-Mitte, Budberg, Orsoy, Borth) ein starkes Eigenleben. Von Einigkeit kann man da nicht sprechen. Und das Amt des Stadtverbandsvorsitzenden gilt in Rheinberg nicht gerade als vergnügungssteuerpflichtig. Die CDU sollte den "Fall" Ulrich Hecker zur kritischen Reflexion nutzen. Das Problem in der Öffentlichkeit schönzureden, bringt nichts. Wenn der erfahrene Ulrich May von der Senioren Union versucht, die Vorgänge als Beleg für die Bürgernähe der Rheinberger CDU zu verkaufen, klingt das wie bittere Ironie.

In diesem Sinne: ein angenehmes Wochenende!

(RP)
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