Xanten Clown, Weihnachtsmann und Manager

Xanten · Ein Leben für den Zirkus: Elf Monate im Jahr ist ein gemütlich eingerichteter Wohnwagen sein Zuhause.

 Als Boris Quest 15 war, lernte er in Essen die Eltern von Jonny Casselly junior kennen. Als Messdiener organisierte er mit einer Ministranten-Gruppe seine erste Zirkus-Vorstellung.

Als Boris Quest 15 war, lernte er in Essen die Eltern von Jonny Casselly junior kennen. Als Messdiener organisierte er mit einer Ministranten-Gruppe seine erste Zirkus-Vorstellung.

Foto: arfi

"Man muss schon robust sein. Oder besser zäh." Wenn Bobori alias Boris Quest über das Leben eines Artisten spricht, der mit einem Zirkus durch die Lande tourt oder Engagements in verschiedenen Zirkussen annimmt, dann weiß er, wovon er redet. Mit 19 erfüllte er sich seinen Traum vom Leben in und mit einem Zirkus. Seitdem führt er ein Leben aus dem Koffer. Von Februar bis November ist er mit Jonny Casselly senior unterwegs, ab Ende November bis zum 13. Januar ist er dann rechte Hand von Jonny Casselly junior in dessen Xantener Weihnachtscircus. Seit vier Jahren.

Elf Monate im Jahr ist der gemütlich eingerichtete Wohnwagen sein Zuhause. Nur im Januar, da nimmt er sich frei, fährt für mindestens drei Wochen nach Hause. Und das ist in Essen, wo er auch geboren wurde. Genau wie seine drei Söhne Lukas (17), Simon (20) und Jonas (23). Seine Ehefrau akzeptiert sein Leben, "hat aber selber keinen Nerv auf ein Leben im Provisorium, heute hier, morgen dort", sagt der gelernte Erzieher, der genau sechs Tage in einem Kindergarten gearbeitet hat. "Am 7. Tag habe ich gekündigt, mit meinem Marionetten-Theater angefangen, bin in Kindergärten und Schulen gefahren."

Als er 15 war, lernte er in Essen die Eltern von Jonny Casselly junior kennen. Bobori war damals als Messdiener mit einer MinistrantenGruppe in einer Zirkus-Vorstellung - und hatte eine Idee: "Wir als Artisten, das wär's doch!" Er sprach Zirkusdirektor Casselly senior an, ob der dafür sein Zelt zur Verfügung stellen würde. Antwort: "Von mir aus." Am 20. April 1990 um 15 Uhr war es so weit: Boris Quest und 300 Kinder gaben in Essen eine eigene Vorstellung - daraus ist der Kindermitmachzirkus entstanden, den Bobori seit drei Jahren auch in Xanten anbietet, im Hafen, im Zirkuszelt von Jonny Casselly junior.

Da ist er quasi für die Logistik zuständig, kümmert sich, organisiert den Kartenverkauf, ist zuständig für die Werbung, Ansprechpartner für die Artisten und verantwortlich für das Restaurationszelt. Seit dem 22. Dezember sitzt er zudem jeden Tag von 10 bis 12 Uhr und immer 60 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Kasse. Und kurz vor Ende der Vorstellungen flitzt er in seinen Wohnwagen, holt seinen langen roten Mantel aus dem Schrank, den weißen Rauschebart, die weiße Locken-Perücke und kommt als Weihnachtsmann in die Manege, um alle Artisten und das Direktoren-Paar Jonny und Jessica Casselly einzeln vorzustellen. Und ganz nebenbei ist der Marionettenspieler und Clown Bobori vom 20. November bis 24. Dezember auch noch als Bischof Nikolaus unterwegs. "Und das mache ich mit Herzblut", sagt er.

Aber das geht auch bisweilen an die Substanz. "Was ab Mitte November auf alle zukommt, wussten wir vor vier Jahren nicht, als wir hier mit dem Weihnachtscircus angefangen haben. Jetzt wissen wir: Das wird hart, für alle", so Boris Quest. Tage vor der Generalprobe schlafe man vielleicht mal eine halbe Stunde im Sitzen, kurzes Nickerchen, dann gehe es weiter. Und auch während der Vorstellungen - die letzte wird am Samstag, 7. Januar, sein - sind die Nächte kurz. Aber: "Ich bin so sehr damit verwurzelt, meinen Zirkustraum zu leben - nein: Es gab nie einen Moment, wo ich gedacht habe: Mensch, Boris, lass gut sein."

Am Samstag um 16 Uhr geben die Artisten im Weihnachtscircus Jonny Casselly die letzte Vorstellung. Und dann machen sich auch die Xantener Sternsinger mit Kaplan Rothe auf den Weg zum Hafen, wollen nach der Pause mitsingen, wenn Katy (9), Tochter des Direktoren-Paares, und Liam (6) das Lied vom "Stern über Bethlehem" singen.

Dann packt Boris Quest so langsam seine Sachen zusammen. Denn spätestens am 14. Januar "um halb sechs, da musst du zu Hause sein", hat seine Frau Ulla klipp und klar angeordnet. Denn dann geht es aufs Meer, eine Woche, auf der Aida. www.bobori.de

(jas)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort