Xanten Das Leben aus Sicht einer Milchkuh

Xanten · Ramona Lohmann-Dicks hat ein Kinderbuch über den Alltag auf dem Birkenkampshof geschrieben.

 Auf dem Birkenkampshof an der Urseler Straße gibt es auch eine Milchtankstelle. Ramona Lohmann-Dicks schreibt zur Freude ihres Mannes Tobias Dicks Geschichten - über eine besondere Kuh und die Landwirtschaft im Allgemeinen.

Auf dem Birkenkampshof an der Urseler Straße gibt es auch eine Milchtankstelle. Ramona Lohmann-Dicks schreibt zur Freude ihres Mannes Tobias Dicks Geschichten - über eine besondere Kuh und die Landwirtschaft im Allgemeinen.

Foto: arfi

"Mein Name ist Gartenzwerg. Ich lebe jetzt seit knapp 12 Jahren bei der Familie Lohmann-Dicks auf dem Birkenkampshof und möchte euch etwas über mein Leben hier erzählen." Gartenzwerg ist eine Milchkuh, ihre Geschichte auf dem Bauernhof an der Urseler Straße erzählt Ramona Lohmann-Dicks. Die 26-Jährige hat quasi eingeheiratet auf den Hof, ist eine Woche vor der Entbindung des inzwischen einjährigen Sohnes Henry eingezogen - und hatte null Ahnung von Landwirtschaft. Woher auch: Ramona ist gelernte Krankenschwester, in Sonsbeck in einer ganz normalen Doppelhaushälfte groß geworden und hat auf der Neurologie im Weseler Krankenhaus gearbeitet. Wie man den Blutdruck misst, muss man ihr nicht erklären - wie man 150 Milchkühe versorgt dagegen schon.

Die Arbeit auf dem elterlichen Hof erledigt nach wie vor ihr Mann Tobias zusammen mit seiner Mutter, die auch auf dem Hof lebt, genau wie die 87-jährige Großmutter. Sohn Henry, der am 7. April ein Jahr alt wird, ist die vierte Generation auf dem Birkenkampshof, den der Urgroßvater von Tobias Lohmann-Dicks 1896 gekauft hatte und auf dem er mit acht Kühen gestartet ist. Damit Ramona sich und interessierten Besuchern sowie auch ihrem kleinen Sohn erklären kann, was auf einem Bauernhof mit insgesamt 250 Tieren (Rinder, Milchkühe, Kälbchen) so alles zu tun ist, hat sich die junge Mutter entschlossen, Ghostwriterin zu werden für den "Gartenzwerg". Die Milchkuh gibt es tatsächlich, sie ist auf dem Hof geboren. Aus deren Sicht erzählt Ramona deren Leben als Kälbchen und später als Kuh sowie das Leben auf dem Hof. Die Geschichten stecken in einer Klarsichtfolie in einer Milchkanne, die neben dem Milchautomaten steht, den es seit September auf dem Birkenkampshof gibt und in dem frische Milch, Eier von den 30 Hühnern, Gänseeier vom Nachbarhof sowie von Labbecker Landfrauen selbst gemachte Marmelade zu kaufen gibt.

"Neun Monate habe ich bei meiner Mama im Bauch verbracht. Nach einer problemlosen Geburt wurde ich von meiner Mutter trockengeleckt und von allen Seiten begutachtet. Schon nach kurzer Zeit konnte ich auf eigenen Beinen stehen und mein stolzes Gewicht von 43 Kilogramm selber tragen - wenn auch noch sehr wackelig", beschreibt der Gartenzwerg seine Geburt und sein Leben als Kälbchen. "Damit auch niemand verwechselt wird, bekommen wir am 2. Tag unsere Ohrmarken an beiden Ohren mit einer Nummer", heißt es da weiter. Noch kann der kleine Tobias die Geschichten nicht lesen, die seine Mutter ins Milchkännchen legt, aber im Stall, da kennt er sich schon bestens aus: Sein Vater hat ihm dort eine Schaukel gebaut, da sitzt der Kleine drin, schaut dem Treiben im Stall und beim Melken zu.

Ramona Lohmann-Dicks schreibt gerne. Und sie will das auch weitermachen, wenn sie ab dem 1. April jeden Morgen nach Bochum fährt und sich im Elisabeth-Krankenhaus in zwei Jahren zur Hebamme ausbilden lässt - "das war immer mein Traumberuf". Und sie hat noch einen Traum: Eine eigene Praxis als "Landhebamme"auf dem Birkenkampshof, quasi eine "Geburtsscheune".

(jas)
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