Sonsbeck Das Rätsel um ,Op dän Hurra'

Sonsbeck · Die Aktion "Höfenamen" des Vereins für Denkmalpflege Sonsbeck macht Fortschritte. Rund 90 Besitzer alter Höfe machen mit. Im Kastell nahmen sie die eigens entworfenen und angefertigten Schilder entgegen.

Der französische Kaiser Napoleon ließ neue Straßen auf direktem Wege und möglichst ohne Kurven von Kirchturm zu Kirchturm anlegen. Was dabei im Wege stand, wurde beiseite geräumt. So auch ein Holzhaus in Sonsbeck. Allerdings blieb der Kotten von einem Abriss verschont; stattdessen hievten die Männer das Gebäude auf Baumstämme und rollten es beiseite, begleitet von einem lautstarken "Op dän Hurra". Ist diese Anekdote wahr oder erfunden? Das soll sich noch herausstellen. Auf jeden Fall eine Möglichkeit, warum das Haus an der Xantener Straße so genannt wurde.

Sie heißen Breienhof und Mollemanns Kolonie, Sarrenkath und Gipkes – alte Namen für Höfe, deren Herkunft in Vergessenheit geraten ist. Das soll sich ändern. "Für die kommenden Generationen möchten wir diese Namen wieder aufleben lassen", sagt Heinrich Kerstgens, Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege Sonsbeck. Vereinsmitglieder trugen rund 150 Bezeichnungen von Höfen zusammen und schlugen den Eigentümern vor, die alten Namen an der Zufahrt oder am Haus anzubringen.

Broschüre

Mit der Resonanz ist Kerstgens zufrieden, denn bislang konnten 90 Besitzer für diese Aktion gewonnen werden. Im Kastell erhielten sie jetzt für je 30 Euro die Schilder, die von Malermeister Willi Matten entworfen – wie es sich gehört in altdeutscher Schrift gehalten – und von der Firma "Zwillinge" hergestellt wurden. Im Januar will der Verein für Denkmalpflege eine kleine Broschüre herausgeben mit allgemeinen Hinweisen auf die alten Hofbezeichnungen. Doch dann kommt die eigentliche Arbeit: "Wir kennen die Namen, aber wir wissen oft nicht, was sie bedeuten", erklärt Kerstgens. "Das herauszufinden wird eine Sisyphusarbeit."

Dabei setzt er weiter auf die Kooperationsbereitschaft der Hof-Eigentümer. Der Vereinsvorsitzende hofft auf alte Unterlagen und Dokumente, die bislang unbeachtet in den Schubladen liegen und nun dem Verein leihweise zur Auswertung übergeben werden. Mancher Name lässt sich ja vermeintlich leicht ableiten wie zum Beispiel der Römerhof, wo möglicherweise früher noch Überreste einer römischen Wasserleitung zu sehen waren. Oder der Hof Küsterei, von dem einst der Küster seine Pfründe, also die Abgabe des Bauern zur Finanzierung des kirchlichen Amtes bezogen haben könnte.

Doch Boie? Gipkes? Vossekath? Das große Ziel des Vereins ist die Herausgabe einer großen Dokumentation, die, so Kerstgens, "nicht auf Vermutungen basiert, sondern wissenschaftlich nachweisbare Ergebnisse liefert". Wilhelmine und Walter Merzen, deren "Op dän Hurra" sich seit 1820 in Familienbesitz befindet, werden mitmachen.

Verarmter niederländischer Adel?

Ebenso wie Heinrich Heyer, der auch schon selbst über die Herkunft seines "Haus Heekeren" gerätselt und geforscht hat. Vielleicht, vermutet er, hatte verarmter niederländischer Adel oder eine Kölner Familie mit gleichem Namen das Gebäude als Jagdhaus genutzt.

(RP)
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