Xanten Der kleine Dorfmarkt auf dem Schulhof

Xanten · Fünf Jahre Nahversorgung im Frischemobil; Obst, Gemüse, Blumen und ein Dorf-Info-Café.

 Feiern fünfjähriges Jubiläum, des Kleinen Marktes: von links: Michael Kerkmann, Charly Köster, Friedhelm Grondei, Benedikt Herlizius und Norbert Frerix vom Vorstand des HV.

Feiern fünfjähriges Jubiläum, des Kleinen Marktes: von links: Michael Kerkmann, Charly Köster, Friedhelm Grondei, Benedikt Herlizius und Norbert Frerix vom Vorstand des HV.

Foto: Armin Fischer

"Wenn er nicht gerade Basketball spielt, hilft er uns hier und verkauft Obst und Gemüse": Norbert Frerix, Vorsitzender des Heimatvereins Vynen, ist sicher, dass Benedikt Herlizius einer der wenigen Jugendlichen ist, "die sämtliche Kohlsorten unterscheiden können". Denn der 15-Jährige steht an vielen Samstagen vormittags am Obst- und Gemüsestand in der überdachten Pausenhalle der ehemaligen Grundschule, die seit zwei Jahren geschlossen ist. Seither sorgt der Heimatverein dort mit ehrenamtlichen Helfern nicht nur für frisches Obst und Gemüse (das er übrigens von einem Anbauer aus Labbeck bezieht), sondern lädt auch in einem Dorf-Info-Café in der ehemaligen Schulküche zum Plausch beim Tässchen Kaffee oder Tee/Kakao und belegten Brötchen ein. Gut 20 Leute passen 'rein, Geschirr und Spülküche waren vorhanden, dürfen, so die Vereinbarung mit der Stadt als Hausherrin, vom Heimatverein unentgeltlich genutzt werden. Im Gegenzug schauen die Mitglieder an und in der ehemaligen Schule nach dem Rechten.

Dass das Dorf-Café so gut besucht wird, hat Norbert Frerix total unterschätzt. "Hier trifft man sich samstags vormittags, das ist echt gut besucht. Die Fahrradstraße, neue Baugebiete, die politische Großwetterlage, Todesfälle, alles wird hier thematisiert". Veronika Frerix, Edith Kerkmann, Marie Schneiders, Andrea Janßen, Gabi Attig und Marion Ludwig wechseln sich mit dem Dorf-Café ab, Cilli Krämer und Benedikt Herlizius stehen abwechselnd am Obst- und Gemüsestand.

Auch Floristin Petra Palz kommt regelmäßig samstags aus Obermörmter mit ihren Blumen und Gestecken nach Vynen. Schon seit fünf Jahren, seitdem das einzige Lebensmittelgeschäft in dem Xantener Ortsteil geschlossen ist, steuert Friedhelm Grondei mit seinem Frischemobil die ehemalige Grundschule an, steht jeden Samstag von 8 bis 11 Uhr auf dem Schulhof. 700 Artikel hat der 60-Jährige aus Bocholt-Suderwick im Sortiment; "er hat hier alles, was wir brauchen", sagt ein älteres Ehepaar, das jeden Samstag zu Friedhelm Grondei kommt. Da werden sie nett und persönlich bedient, das kennen sie von früher, als es noch die Tante-Emma-Läden gab.

Wie lange es den kleinen Dorfmarkt noch gibt, weiß Norbert Frerix nicht. Denn das Interesse der Bevölkerung sei "sehr bescheiden: Die Bürger nehmen das Angebot nicht so an, wie wir das erhofft haben". Die Umsätze der Anbieter in der letzten Zeit so weit zurück gegangen, dass zum Beispiel der Betreiber einer Suppenküche, der sich dem Dorfmarkt angeschlossen hatte, nicht mehr kommt. Und auch für den Lieferanten von Obst und Gemüse lohne sich der Aufwand bei zu geringen Umsätzen kaum noch. Natürlich könne man nicht mit den Preisen in einem Supermarkt mithalten.

Aber: "Mit mehr als 2000 Einwohnern in unserem Dorf sollte es doch möglich sein, den kleinen, aber feinen Dorfmarkt mit seinen frischen Produkten aus der Region in Vynen zu erhalten", findet der Vorsitzende des Heimatvereins, der verhindern will, dass das Gebäude irgendwann abgerissen wird. Seine Idee: Betreutes Wohnen am Standort des ehemaligen Klassentraktes (der Anfang der 60-er Jahre in Leichtbauweise angebaut wurde und, so Frerix, "sicher abgerissen wird"), den Mitteltrakt und Altbau (dort proben Shanty-Chor und Tambourcorps) für Vereine nutzbar machen, eine Bäckerei und ein Café errichten. Aber das ist Zukunftsmusik.

(jas)
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