Vögel ziehen am Turm ihre Jungen auf Der Xantener Viktor-Dom ist bei Uhu und Falke beliebt

Xanten · Nachdem im vergangenen Jahr ein junger Falke aus der Nisthilfe gefallen ist, gibt es nun eine zweite am Xantener Dom. Diese hat in diesem Jahr aber ein Uhu bezogen. Beide Vögel haben gebrütet und ziehen jetzt ihre Jungen auf.

Der 13. Juni war für Claudia Michalowitzsch ein besonderer Tag. Die Xantenerin, die bei Fotobrell am Markt arbeitet, stand am rückwärtig gelegenen Fenster des Fotostudios und schaute Richtung Südturm des St.-Viktor-Doms. Plötzlich sah sie "Familie Falke" — ein Wanderfalke mit seinem wenige Tage alten Jungtier. "Ich beobachte den Greifvogel schon seit drei Jahren, doch am Dienstag habe ich zum ersten Mal das Junge gesehen", sagt die Fotografin.

"Familie Falke" in ihrem Loch am Südturm.

"Familie Falke" in ihrem Loch am Südturm.

Foto: Claudia Michalowitzsch

Was für Michalowitzsch eine absolute Besonderheit war, ist für Bruno Müller (53) Alltag. Der Küster, der seit 1999 am Xantener Dom arbeitet, weiß, dass Falken dort in der Gegend schon seit vielen Jahren heimisch sind. "Seit wenigen Jahren brütet er auch", sagt Müller. Und zwar direkt am Dom — genauer gesagt am Südturm neben der Uhr. "Dort gibt es ein kleines Loch, in dem der Falke vor drei Jahren eingezogen ist", sagt Müller.

"Unter den Vögeln gibt es ein ganz schönes Geschrei"

Sieht aus wie eine Statue, ist aber ein Uhu, der da sitzt.

Sieht aus wie eine Statue, ist aber ein Uhu, der da sitzt.

Foto: Johannes Schubert

Weil das Loch für den Kosmopolit mit einer Spannweite von 74 bis 120 Zentimetern plus Brut aber eigentlich zu klein ist, haben die Mitarbeiter des Domes in Zusammenarbeit mit dem Nabu im Kreis Wesel eine neue Nisthilfe errichtet. Sie befindet sich am Nordturm Richtung Osten, ist doppelt so groß wie die alte und hat zudem eine Sitzwarte, um die ersten Flugversuche der Jungvögel zu unterstützen. "Im vergangenen Jahr ist nämlich ein junger Falke aus dem alten Loch gestürzt. Er hat den Sturz zwar überlebt, musste aber in der Greifvogelstation in Wesel wieder aufgepäppelt werden. Aus diesem Grunde haben wir auch die neue Nisthilfe errichtet", sagt Müller.

Die Rechnung hatte er allerdings ohne ein Uhu-Pärchen gemacht. Das fand die neue Brutstätte am Dom offensichtlich so schön, dass es sich dort im Frühjahr niedergelassen hat. "Seitdem gibt es unter den Vögeln ein ganz schönes Geschrei", berichtet Müller. Eines Abends habe sogar der Wanderfalke den Uhu angegriffen, um sein Revier zu verteidigen. "Weil der Uhu sich aber nicht auf einen Luftkampf einließ, hatte der Falke das Nachsehen und zog sich wieder in sein Quartier zurück", sagt Müller.

Ihn freut es, dass es am Xantener Dom nun sowohl einen jungen Falken, als auch zwei Uhu-Jungvögel gibt. Beide Vogelarten, vor allem der Eulenvogel, sind gefährdet. Zudem hält der Uhu, der etwa 60 Zentimeter groß ist, Tauben und Saatkrähen fern. Und das sogar im Flug.

Ein Video von den Vögeln am Dom gibt es auf www.rp-online.de/xanten zu sehen.

(jul)
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