Kreis Die Ärzte werden knapp

Kreis · Der Kreisverband am Niederrhein des VdK-Sozialverbands stellt eine düstere Prognose für den ländlichen Raum: Sowohl Fach- als auch Hausärzte werden im Schnitt immer älter. In vielen Fällen sind Nachfolger nicht in Sicht.

Wesel Wenn nicht schnell gegengesteuert wird, sind Ärzte in ländlichen Städten und Gemeinden schon in wenigen Jahren Mangelware und besonders ältere, weniger mobile Patienten haben das Nachsehen – dieses düstere Bild zeichnet der Kreisverband am Niederrhein des VdK-Sozialverbands. Der Verband schlägt Alarm: In einer Resolution wenden sich VdK-Vorsitzender Horst Vöge, sein Stellvertreter Dieter Hoffs und Geschäftsführer Robert Walter an alle betroffenen Bürgermeister und Landräte und bitten um Unterstützung.

Xanten und Sonsbeck betroffen

Nach Auffassung des Sozialverbands sind im Kreis Wesel Sonsbeck, Xanten und Schermbeck, im Kreis Kleve Uedem, Issum, Kranenburg, Bedburg-Hau, Straelen, Weeze und Rees in besonderem Maße betroffen. Grundsätzlich wirke sich der fortschreitende Ärztemangel aber überall aus – und erreiche auch Großstädte wie Duisburg. Vorsitzender Horst Vöge: "Dass ein kinderreicher Stadtteil wie Marxloh keinen Kinderarzt hat, liegt daran, dass sich dort kein Arzt niederlassen will – zu wenig Privatpatienten. Da lässt sich nicht viel verdienen."

Jeder Fünfte ist 65 oder älter

Im Kreis Wesel ist schon jetzt jeder fünfte Mensch (21 Prozent) 65 Jahre oder älter. Im Kreis Kleve sieht es mit 19 Prozent kaum besser aus. Tendenz: steigend. Vöge: "Zudem sind nach Erhebungen der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein 17,4 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt. Mit der Folge, dass ein akuter Ärztemangel droht, wenn sich keine Nachfolger finden. Deshalb gehen wir jetzt gezielt an die Öffentlichkeit."

VdK-Geschäftsführer Robert Walter unterstrich, dass die Kommunen rechtlich nicht dafür zuständig seien, welcher Arzt sich wo niederlassen dürfe. Und natürlich tragen die Kommunen auch nicht die Verantwortung dafür, dass viele Mediziner den Zug aufs Land wegen der schlechteren Verdienstmöglichkeiten scheuen. Walter: "Verantwortlich ist die Kassenärztliche Vereinigung." Horst Vöge ergänzte: "Eine gute ärztliche Versorgung ist ein weicher Standortfaktor, der an Bedeutung gewinnt."

Die zur räumlichen Verteilung der Ärzte eingerichteten Bezirke, so eine VdK-Forderung, müsse kleinteiliger werden. "Und", so Dieter Hoffs, "auch der Nahverkehr muss auf die Situation abgestimmt werden. Denn viele ältere Menschen mit kleiner Rente haben kein Auto oder können sich kein Taxi leisten." Wünschenswert wäre eine bessere Förderung des Landes für Ärzte, die aufs Dorf gehen.

Bisher fließen bei einer Niederlassung maximal 50 000 Euro – wenn der Arzt mindestens 10 Jahre im Ort praktiziert.

(RP)
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