Zum Sonntag Die Konfirmation und die Reformation

Xanten · In vielen Gemeinden wird in dieser Zeit das Fest der Jubelkonfirmation gefeiert. 2017 feiern wir außerdem 500 Jahre Reformation. Das heißt, dass die diesjährigen Goldkonfirmanden auch schon in einem Jubiläumsjahr zur Konfirmation gegangen sind. Und das Fest der Konfirmation verdanken wir ja letztlich auch der Reformation.

Martin Luther aber war kein Freund der Konfirmation. Er war völlig zu Recht der Meinung, dass die Taufe alleine vollgültig ist und keiner Ergänzung bedarf, erst recht nicht eines neuen Sakramentes. Aber für Luther war es wichtig, dass die jungen Menschen, die als Kleinkinder getauft worden waren, etwas über ihren Glauben lernten. Darum hat er im Jahr 1529 seinen Kleinen Katechismus verfasst, mit dem er auch die Erkenntnisse der Reformation in die Familien tragen wollte. Zehn Jahre später feierte Reformator Martin Bucer in Straßburg zum ersten Mal die Konfirmation. Für ihn war das ein Kompromiss zwischen denen, die weiter die Säuglingstaufe favorisierten, und denen, die nur eine Glaubenstaufe im Erwachsenenalter für gültig hielten.

Seit 1563 lernen Konfirmanden in den reformierten Gemeinden aus dem Heidelberger Katechismus. Und da sind wir schon bei einem ganz wichtigen Anliegen der Reformation: Bei der Bildung. Denn evangelischer Christ sein heißt mündiger Christ sein. Nicht die Kirche ist für unser Seelenheil verantwortlich, sondern wir selbst. Bei Luther fing es an mit der Bibelübersetzung. Auch wenn viele Menschen seiner Zeit nicht lesen konnten, so konnten sie jetzt wenigstens die Bibellesungen in ihrer Muttersprache hören. Und der Katechismus ist dazu da, auswendig gelernt zu werden. Die Pfarrer wiederholten ihn vor ihren Katechumenen so lange, bis diese den Text im Kopf hatten. Gelegentlich half dann auch ein Rohrstock bei der Lernbereitschaft. Die Konfirmation hat in ihrer geschichtlichen Entwicklung mehrere Bedeutungen bekommen: Als persönliche Bestätigung der Taufe und damit das bewusste Ja zum christlichen Glauben und zur Kirchenzugehörigkeit. Als Abschluss des kirchlichen Unterrichtes mit "Lehrbefragung". Als Zulassung zum Abendmahlsgottesdienst" und Eintritt ins (kirchliche) Erwachsenenleben.Heute geht es uns in der Regel mehr um den Unterricht als um die Feier der Konfirmation. Denn zum einen sind wir als Evangelische nach wie vor an der christlichen Bildung unserer Gemeindeglieder interessiert. Vor allem aber folgen wir dem Auftrag, den uns unser Herr Jesus Christus in seinem Taufbefehl hinterlassen hat: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Zur Taufe gehört also unbedingt die Lehre dazu. Der Konfirmandenunterricht, den die Jubelkonfirmanden vor 50, 60 oder 70 Jahren genossen haben, war anders als wir ihn heute gestalten. Aber die Grundform und die Themen, die die Katechismen vorgeben, sind nach wie vor Rahmen unseres Unterrichtes.

PETER MUTHMANN IST EVANGELISCHER PFARRER IN BÖNNINGHARDT.

(RP)
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