Kreis Die Männer geben sich heute das Ja-Wort

Kreis · Ab 1. Oktober ist die "Ehe für alle" möglich. Markus und Ben Grimm sind in Moers die ersten Männer, die im Standesamt heiraten.

 Markus und Ben Grimm leben seit vergangenem Jahr in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft. Am Montag sind die beiden das erste homosexuelle Paar, das offiziell in Moers vor dem Standesamt heiratet.

Markus und Ben Grimm leben seit vergangenem Jahr in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft. Am Montag sind die beiden das erste homosexuelle Paar, das offiziell in Moers vor dem Standesamt heiratet.

Foto: Klaus Dieker

Wesel Aufgeregt sind Markus und Ben Grimm nicht - zumindest nicht mehr. Denn eigentlich haben sie alles, was zu einer Hochzeit gehört schon einmal mitgemacht: Sie haben die Trauringe ausgesucht, die Hochzeitstorte angeschnitten und sich bei einer feierlichen Zeremonie mit Freunden und Familie auf Schloss Steprath in Geldern die Treue geschworen. Das war im vergangenen Jahr: Seitdem leben Markus und Ben Grimm in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft.

Zu jenem Zeitpunkt hätten sich die beiden noch nicht gedacht, dass nur ein Jahr später die "Ehe für alle" möglich sein würde. "Sonst hätten wir es gleich beim ersten Mal so gemacht", sagt Markus Grimm. Als das Gesetz vom Bundestag beschlossen wurde, war für die beiden klar, dass sie diesen Schritt auch gehen möchten. Am heutigen Montag sind sie in Moers das erste gleichgeschlechtliche Paar, das im Standesamt getraut wird, somit schreiben sie mit ihrem Ja-Wort auf dem Standesamt auch ein Stück Geschichte am Niederrhein.

Ob es bei ihrer Heirat geänderte Formalitäten gibt, wissen sie noch nicht. "Wir bekommen erst kurz vor der Trauung die Unterlagen. Um 14 Uhr haben wir das Aufgebot, um 14.30 wird geheiratet", erzählt Markus Grimm. Zunächst wird die eingetragene Lebensgemeinschaft aufgelöst. "Das wird die billigste Scheidung", sagt Grimm lächelnd. Und noch eines wissen die beiden schon. Einer von ihnen wird im Eheregister als Frau Grimm eingetragen - erst im November 2018 werde das System umgestellt. Wer von den beiden den "weiblichen" Part übernehmen wird, wollen die Männer spontan entscheiden. Die Grimms nehmen es mit Humor: "Markus kann dann auch auf Frauenparkplätzen parken." Die Ehe im Standesamt ist wichtig für sie. "Das Gefühl bei unserer ersten Hochzeit war zwar echt schön, aber man hat sich doch immer gefühlt, wie ein Mensch zweiter Klasse", sagt Ben Grimm, und Markus Grimm fügt hinzu: "Eingetragene Lebensgemeinschaft, was soll das überhaupt heißen, wir sind ja keine WG."

Auch ihre doppelte Hochzeit nehmen die beiden mit Humor: "Vielleicht machen wir da nun einen Running-Gag draus und erneuern einmal im Jahr unser Ja-Wort." Als Homosexuelle hätten sie in ihrem Leben bisher nie Probleme gehabt: "Es liegt an den vielen, die sich für uns eingesetzt haben, sonst wären wir nicht da, wo wir sind." Die Verpartnerung war ein erster Schritt, mit der Ehe für alle sei nun ein Meilenstein erreicht: "Es ist die finale Würdigung, für die Leute, die sich immer aufgelehnt haben. Wir sind nun die Nutznießer davon."

Den Bund der Ehe feiern Markus und Ben Grimm in ihrem Haus, dass sie im letzten Jahr gekauft haben: "So verbinden wir gleich zwei Feste, Einweihung und Hochzeit", sagt Ben Grimm. Das Gute von der letzten Hochzeit wollen sie wiederholen: So wird es auch diesmal eine Hochzeitstorte geben, die wie im Vorjahr von einem regenbogenfarbenen Einhorn abgerundet wird. Die Wahl des Fabelwesens war aus der Not geboren, denn männliche Hochzeitspaare als Tortenschmuck ließen noch sehr zu wünschen übrig. Der Trauring wird um das neue Datum, 2. Oktober, erweitert. "Wir haben nun zwei Tage im Jahr, an denen wir essen gehen können", sagt Markus Grimm und lacht. Als sich die beiden 2012 kennenlernten, habe die Stiefmutter von Ben schon damals zu ihm gesagt: "Den Mann wirst du mal heiraten."

(ubg)
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