Xanten Die Marienschule wird 200 Jahre alt

Xanten · Maria Aloysia Catharina Theodora Helle stiftete im Jahr 1817 das Geld für die Gründung einer Höheren Töchterschule in Xanten. Das Jubiläum der Mädchen-Realschule, die hierzulande zu den ältesten ihrer Art zählt, wird ein Jahr lang groß gefeiert.

 Das ist die Marienschule 2017: Die Lehrer (vorne) und 550 Schülerinnen auf einem Bild.

Das ist die Marienschule 2017: Die Lehrer (vorne) und 550 Schülerinnen auf einem Bild.

Foto: Armin Fischer

Es geschah am 18. Juli 1957. Ein Riesenauflauf in Xanten, Reporter, Fotografen, Musik, winkende Schülerinnen und eine strahlende Schulleiterin Schwester Agnes. Die Ordensfrau der Heiligenstädter Schulschwestern empfing im Eingang zu ihrer Schule, die sie mitten im Herzens Xantens leitete, den ersten Bürger der noch jungen Bundesrepublik Deutschland: Theodor Heuss. Ein Besuch, dessen Geschichte Volker Wermke demnächst einem größeren Publikum präsentieren wird. Der Lehrer erarbeitet mit Kollegen und Schülerinnen eine Ausstellung zum großen Jubiläum der Marienschule am Xantener Dom. Die wird in diesem Jahr stolze 200 Jahre alt und gehört damit zu den ältesten noch existierenden Mädchenschulen in der Region.

Das heißt: Der Name Marienschule taucht erst im Zusammenhang mit dem Türstein der Marienkapelle in der Immunität im Jahre 1926 auf. Die genaue Bezeichnung ist - wie vieles in der Chronik - ein Rätsel. Die heimische Sammlung fiel ebenso wie die anderen Unterlagen größtenteils den Bomben im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Wohl deshalb weiß auch niemand, wer Demoiselle Maria Aloysia Catharina Theodora Hellen war. Das Fräulein jedenfalls war es, das 1817 verfügte, dass "zugunsten der Kirche und der religiösen und sittlichen Erziehung der Xantener" Mädchen eine eigene Schule eingerichtet werden solle. Vor 200 Jahren eben. Der Unterricht in der "Hellenschen Stiftungs-Schule" begann erst etwa um 1823 in zwei Räumen im Haus neben der Michael-Kapelle.

Die Stadtoberen sahen die Abwanderung der Töchter aus betuchtem Hause in die Privatschule allerdings gar nicht gern, da sie die Mädchen aus der öffentlichen Schule (mit einem allerdings eher dürftigem Unterrichtsangebot) abzog.

Schwestern hatten dort das Sagen, die Heiligenstädter Schulschwestern zum Beispiel, später die "Töchter vom Heiligen Kreuz" aus (Rees-)Aspel. Mal wurde das Institut nach der jeweiligen Leiterin benannt ("Riffarthsche Schule"), mal hieß sie "Höhere Töchter-Schule", dann "Katholische höhere Privat-Mädchenschule und Privatmädchenschule und eben seit jetzt 90 Jahren Marienschule.

Wer sich über das sprachliche Hickhack lustig machen will, dem hält Schulleiter Michael Lemkens die Zeugnisse mit der aktuellen öffentlichen Bezeichnung vor. Die 530 Schülerinnen in 18 Klassen, die von 31 Lehrern unterrichtet werden, besuchen die "Marienschule, private Mädchenrealschule - staatlich genehmigte Ersatzschule der Sekundarstufe I der katholischen Prop-steigemeinde St. Viktor Xanten", wie sie heute offiziell heißt. Ganz ehrlich!

Auch die Lerninhalte haben sich geändert - "ein wenig zumindest", sagt Volker Wermke, der neben seinen Hauptfächern Geschichte und evangelische Religion auch Politik, Soziologie, Erdkunde und Kunst unterrichtet und grinst. Schon 1868 galt das Bemühen nicht nur der Förderung intellektueller Fähigkeiten der Mädchen, sondern auch der Erziehung hinsichtlich körperlicher, gesundheitlicher und sittlicher Reife. Immerhin. Die königliche Regierung zu Düsseldorf verpflichtete die Lehrer sogar auch mal, "den Kindern die Schonung und Pflege von Singvögeln nahezubringen und auf die gerade Haltung des Körpers zu achten". Biologie und Sportunterricht gibt's an der Mädchenschule bis heute.

Ein ganzes Jahr reiht sich nun eine Jubiläumsveranstaltung an die andere. Und im Dachgeschoss wird jedenfalls jetzt die umfangreiche Bilder- und Dokumentensammlung der Schule für die Ausstellung geordnet. Sie stammt von ehemaligen Schülerinnen, dem Geschichtsbuch der Schule des früheren Geschichtslehrers Jürgen Trösch und der Sammlung von Artikeln in der Rheinischen Post des frühere Lehrers und inzwischen Wahl-Berliners Walter Plümpe.

(RP)
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