Woche Der Möhnen Die neue Obermöhne von Xanten

Xanten · Ein Nordlicht beerbt eine Sauerländerin: Xantens oberste Möhne, Nadine Kretschmer, die jetzt den Beinamen die Närrische tragen darf, hat am Altweiberdonnerstag ihren großen Einsatz.

Nadine, die Närrische regiert als Obermöhne über die jecken Damen in Xanten.

Nadine, die Närrische regiert als Obermöhne über die jecken Damen in Xanten.

Foto: XBK

xanten Die 36-Jährige Nadine Kretschmer beerbt die langjährige Möhnen-Frontfrau Hilde Joswig und nimmt ab sofort das Zepter in die Hand. Am 23. Februar führt sie die Schar der maskierten Frauen an, wenn die um 16 Uhr das Rathaus stürmen. Vor sieben Jahren ist sie mit Mann und zwei Kindern von Bremen nach Xanten gezogen, weil ihr Gatte "beruflich abgeworben" wurde. Und Xanten hat der jungen Familie von Anfang an gut gefallen.

Die Tochter ist inzwischen zehn, der Sohn acht Jahre alt. Beide haben den Kindergarten in Lüttingen besucht. Dort hat Nadine Kretschmer auch die damalige Leiterin Hilde Joswig kennengelernt. "Ich glaub', du übernimmst mal irgendwann mein Amt", hat die Wilde Hilde ziemlich schnell erkannt. "Ich hab' sie nur ungläubig angeguckt - ich wusste doch gar nicht, was eine Obermöhne ist. Möhnentreiben, das kannte ich nicht", erinnert sich Nadine Kretschmer, in Bremen geboren und aufgewachsen, waschechte Norddeutsche also, aber alles andere als "drüsch".

Sie lacht gerne, ist über die Fußballmütter in der Nachbarschaft in der Beek mit dem Karneval in Berührung gekommen. "Unsere Söhne haben alle Fußball beim TuS gespielt - und wir Mütter sind Karneval öfter mal zu einer Damensitzung ins Schützenhaus gegangen", zählt Dagmar Derksen vom Xantener Carneval Verein XCV. Die Gruppe wurde größer, Frauen aus der Nachbarschaft kamen hinzu, unter ihnen Nadine Kretschmer. "Wir haben sie mitgenommen, als sie gerade nach Xanten gezogen war", erinnert sich Dagmar Derksen. Und da war es passiert: Die Norddeutsche war mit dem Karnevalsvirus infiziert! Seit sechs Jahren macht sie zusammen mit den Frauen aus der Nachbarschaft beim Möhnentreiben mit, stand auch schon mal bei der katholischen Frauengemeinschaft in der Bütt - und hat nicht lange gezögert, als das Xantener Blutwurstkomitee XBK sie fragte, ob sie nicht neue Obermöhne werden wolle: "Bevor hier eine Tradition zu Ende geht, mach' ich das gerne."

Seit einigen Wochen sitzt die freischaffende Friseurmeisterin in jeder freien Minute daheim am Küchentisch, schreibt an ihrer Rede, "immer so zwischendurch, wenn die Kinder mal weg sind". "Frieden im Rathaus" hat Bürgermeister Thomas Görtz als Motto für die Session herausgegeben. Flower Power, Woodstock gehören für Nadine Kretschmer zum Thema Frieden, werden entsprechend in der Rede verwurstet. Ehrenobermöhne Hilde Joswig hilft ihr ein wenig, begleitet ihre Nachfolgerin auch beim ersten Möhnensturm. Und Hilde wird natürlich auch gebührend verabschiedet am Tag der alten Weiber!

Ihr Kostüm hat die närrische Nadine schon bestellt und erst mal zur Seite gelegt; "Ich fallejedenfalls auf, farblich gesehen", versichert sie. Auch ihre Mutter ist "bestellt", kommt für die jecken Tage nach Xanten, kümmert sich um die Enkelkinder, während deren Eltern im Karneval unterwegs sind. "Ich bin ein bisschen aufgeregt", gibt Obermöhne Nadine, die Närrische, zu.

Tröstlich, dass Ehemann Jan sie im Karneval überall hin begleitet. Auch Freitag bei "Halt Pölje", Samstag beim Büttenabend des XCV im Schützenhaus und Sonntag zum närrischen Frühschoppen in Birten ist er an ihrer Seite. Genau wie der neue XBK-Präsident Werner van Gemmeren, sein Stellvertreter Stefan Bullmann und XCV-Präsident Ralf Hussmann. Was sie sich wünscht? "Dass alles gut klapp, viele Frauen und gutes Wetter."

Die nächste Generation steht ebenfalls bereits in den Startlöchern, karnevalstechnisch gesehen jedenfalls: Die zehnjährige Tochter Mia hat sich angesteckt, fängt nach der Session bei der XCV-Garde an, wo sie schon auf der Warteliste steht.

(jas)
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