Xanten Die Rolle der Frauen im Nibelungenlied

Xanten · Kriemhild und Brunhild sind die eigentlichen Hauptpersonen in dem mittelalterlichen Heldenepos. Das erfuhren die Teilnehmer einer Führung durch das Siegfried-Museum zum Weltfrauentag von Museumsleiterin Anke Lyttwin.

 Zum Weltfrauentag führte Anke Lyttwin (Bildmitte vorn) mit einer durchaus weiblichen Thematik durch das Siegfriedmuseum: Die eigentlichen Hauptpersonen des mittelalterlichen Nielungenliedes sind weiblich, erfuhren die zahlreichen Gäste.

Zum Weltfrauentag führte Anke Lyttwin (Bildmitte vorn) mit einer durchaus weiblichen Thematik durch das Siegfriedmuseum: Die eigentlichen Hauptpersonen des mittelalterlichen Nielungenliedes sind weiblich, erfuhren die zahlreichen Gäste.

Foto: Armin Fischer

Das Xantener Siegfried-Museum stellte sich zum Internationalen Frauentag eine spannende Frage: Wer sind eigentlich die Hauptfiguren im Nibelungenlied? Museumsleiterin Anke Lyttwin gab beim Gang durch das Museum die dazu passenden Antworten. "Frage ich nach den wichtigsten Personen im Nibelungenlied, fallen die Namen Siegfried und Hagen." Dass die 2376 Strophen des Nibelungenliedes eine durchaus andere Interpretation zulassen, erfuhren die Besucher. In Kooperation mit der Gleichstellungsstelle rückte Anke Lyttwin die Königinnen Kriemhild und Brunhild ins Zentrum. "Beide Frauengestalten sind die eigentlichen Hauptpersonen", so die Museumsleiterin.

Während der anderthalbstündigen Führung erlebten die Gäste ausgewählte Kapitel der Geschichte und Bilddarstellungen um Kriemhild und ihren Rachefeldzug, bei dem am Schluss eine ganze Sippe ausgelöscht wird. Wie stark das Frauenbild dem jeweiligen Zeitgeist angepasst wird, lässt sich beispielsweise mit Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen entdecken.

Vor allem Kostümbilder Carl Emil Doepler hat aus einem Sammelsurium archäologischer Fundstücke die Figuren Kriemhild und Siegfried über die Bühnenkostüme mit Tierhörnern, Fellen und Eisenrüstungen geprägt. Von einem richtungsweisenden Mix an Kleidung aus verschiedenen Jahrhunderten spricht Lyttwin, Elemente, die bis heute gehalten haben. Lyttwin: "Das Bild ist geformt bis in die heutige Zeit." Beispielsweise, wenn Modedesigner Gaultier für Madonna walkürehafte Kleidungsstücke arbeitet oder aber Kinderbuchhelden wie Wickie und seine starken Männer im Kino ein Millionenpublikum begeistern.

Generell lässt sich im Mittelalter an der Kleidung der Frauen viel über ihren gesellschaftlichen Status sagen. Kleiderlänge und maximal vier Farben waren vorgegeben. Trugen Frauen über ihrer Bluse ein langes Überkleid, das seitlich unter den Armen tiefer geschnitten war, kam die Sprache auf "Höllenfenster" und "Teufelspforte". Die edle Dame im Mittelalter galt als Teufelsweib.

Am Stoffverbrauch für ein Kleid ließ sich auch ihre finanzielle Situation ablesen. Stoffkeile, so genannte Geren, gaben eine gewisse Bewegungsfreiheit. Spannend gestaltet sich auch der Tascheninhalt mit Nadelwerkzeug, Fingerhut, Kamm und Hornlöffel. "Die Gabel galt als Forke des Teufels", so Lyttwin. Unterschuhe aus Holz, die Trippen, ermöglichten es, durch Matsch zu waten, schließlich sei nur der Platz um den Dom gepflastert gewesen.

Das Bild der Frau galt früh als negativ, ist sie doch als diejenige, die den paradiesischen Zustand beendet hatte. Lyttwin: "Zum Nibelungenlied gibt es eine sogenannte Klage, eine Art Kommentar. Man hätte ihn hinzuziehen sollen." Mythenbildung, die gefährliche Nibelungentreue bis in den Tod, prägend in beiden Weltkriegen, Germanenbild und Nationalismus wären eventuell anders verstanden worden. "Eine spannende Entwicklung. Mir geht es bei solchen Führungen darum, den Forschungsstand durch Brückenschläge zur Aktualität zu hinterfragen und Vorurteile zu erkennen. Das heutige Frauenbild ist Ergebnis eines Prozesses." Macht, gepaart mit Zeitgeist spiele eine Rolle.

Das Kinoprogramm zum Frauentag im Siegfriedmuseum läuft am Mittwoch, 9. März, 15 Uhr für Kinder, ab 20 Uhr für Erwachsene.

(sabi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort