Xanten Dombauverein gibt Nazi-Raubkunst zurück

Xanten · Das Bild war einer Familie in Wien entzogen worden. Der Verein erhielt es in den 60er Jahren. Überschuss in den Kassen lässt baldige Aufstellung der Ölberg-Station vor dem Drei-Giebel-Haus zu. Pfeiler und Kirchendach vor Restaurierung.

Xanten: Dombauverein gibt Nazi-Raubkunst zurück
Foto: Fischer

Bei den steinernen Skulpturen vor dem Portal des Xantener Doms, die den Leidensweg Jesu darstellen, handelt es sich laut Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, um die wohl wertvollste Steinskulptur in ganz Deutschland. Bis heute aber fehlt der sogenannten Berdonk'schen Gruppe mit der "Ölberg-Szene" der wichtigste Teil (die Rheinische Post berichtete). Das soll sich ändern, denn nicht zuletzt durch einen beachtlichen Überschuss von 48.000 Euro im vergangenen Jahr sieht der Dombauverein nun die Möglichkeit, das von Steinmetz Hilmar Müller restaurierte Werk zu präsentieren. "Wir wollen es noch in diesem Herbst schaffen, die Ölberg-Station an ihrem alten Standort vor dem Drei-Giebel-Haus aufzustellen. Das wird ein Eyecatcher, an dem keine Stadtführung vorbei kommt", erklärte der Vereinsvorsitzende Hans-Wilhelm Barking während der Mitgliederversammlung, die am Sonntag erstmals im Kapitelsaal stattfand.

Für die Reinigung und Isolierung der wertvollen Domfenster erhält der Verein Fördermittel vom Bund in Höhe von 250.000 Euro. Dieser Betrag wird vom Bistum Münster verdoppelt.

Im seit fünf Jahren schwelenden Zwist zwischen dem Dombauverein und einer Erbengemeinschaft um die Herausgabe eines durch die Nazis enteigneten Ölgemäldes des holländischen Malers Jan van der Heyden scheint jetzt eine Lösung in Sicht. Eine vom Dombauverein bei der Stiftung "Deutsches Zentrum Kulturgut" in Auftrag gegebene Analyse hat ergeben, dass es sich bei dem Bild um eine von vier Kopien handelt, die der jüdischen Familie Kraus 1941 in Wien entzogen wurde. "Unsere rechte Freude an dem Bild ist damit verloren gegangen, wir werden es an die rechtmäßigen Erben zurückgeben", so Barking. Tanko Scholten aus Wardt legte Wert auf die Feststellung, dass keine rechtliche Verpflichtung zur Herausgabe des Bildes besteht: "Es handelt sich um eine freiwillige Wiedergutmachung für Taten, die andere begangen haben", so Scholten.

Mit Spannung erwartet wurde in der Mitgliederversammlung des Vereins zur Erhaltung des Xantener Doms der Bericht von Johannes Schubert. Der verwies zunächst darauf, dass die Restaurierung von Pfeiler 25, der nach eingetretenem Regenwasser marode war, komplett abgeschlossen ist. 500 Steine wurden dafür aus dem Kern des zwischenzeitlich mit Stahlseilen gesicherten Stützpfeilers abgetragen, gereinigt und im Verbund mit Ziegelsteinen wieder aufgemauert. Jetzt gilt es, einen der tragenden Säulen im Bereich des Kreuzganges zu sanieren - und zwar dringend. "Man kann den Pfeiler mit der Hand bewegen, das macht uns Sorgen." Eine Gefahr bestehe allerdings nicht, "weil die anderen Pfeiler die Kräfte übernehmen können", so Schubert weiter.

Weitere Pfeiler und auch das in die Jahre gekommene Dach stehen als Nächstes zur Restaurierung an, was aber die finanziellen Möglichkeiten der Dombauhütte übersteigt. Schubert: "Die Denkmalmittel reichen zur Erhaltung des Doms, nicht aber für komplexe Sicherungsmaßnahmen. Wenn ein Pfeiler bearbeitet werden muss, bleiben alle anderen Arbeiten liegen." Das gilt nicht für die Türme, dort haben Schubert und seine Mitarbeiter im vergangenen Jahr Risse dauerhaft verfugt.

Mit der Maßnahme, die wertvollen Fenster hinter Isolierglas zu schützen und damit auch die Energiebilanz zu verbessern, entsteht ein neues Problem. Im Gegensatz zu Bleiverglasungen findet bei modernen Fenstern kein Luftaustausch statt. Schubert: "Deshalb haben wir ein Lüftungssystem mit einer Ampel installiert. Zeigt die Grün, können die Türen weit aufgemacht werden."

(RP)
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