Xanten Drei Säulen für die Passionszeit

Xanten · "Passion: Von Golgatha zum Licht": Ab Sonntag, 18. Februar, erinnern in der evangelischen Kirche in Xanten drei Hartbasalt-Säulen von Christoph Wilmsen-Wiegmann an die Kreuzigungsgeschichte.

 Christoph Wilmsen-Wiegmann stellt vom 18. Februar bis zum 8. April Hartbasalt-Säulen in der evangelischen Kirche am Markt in Xanten aus.

Christoph Wilmsen-Wiegmann stellt vom 18. Februar bis zum 8. April Hartbasalt-Säulen in der evangelischen Kirche am Markt in Xanten aus.

Foto: Fischer

Der Stein ist für ihn Zeugnis der Menschheitsgeschichte. An Golgatha und an die Hinrichtungsstätte im Osten von Jerusalem erinnern die drei Basaltsteine von Christoph Wilmsen-Wiegmann, die in der evangelischen Kirche am Markt stehen und die Gottesdienste während der Passions- und Osterzeit prägen sollen. Am Sonntag, 18. Februar, 10 Uhr, sind die Stelen des Bildhauers aus Kalkar-Appeldorn zum ersten Mal zu sehen.

Der Künstler, der in Xanten schon das Nibelungen-Tor im Kreisverkehr am Archäologischen Park und die Steingruppe im Westwall-Park geschaffen hat, freut sich, Besuchern seine Arbeit zu zeigen.

Fünf Kirchenbänke mussten vorübergehend für die Stelen weichen; Wilmsen-Wiegmann hat sie zusammen mit Hausmeister Heinz-Friedel Treudel und mit Jurie Ricken, einem Abiturienten aus Alpen, der die Wartezeit bis zum Studium nutzt und bei ihm ein Praktikum macht, aus der Kirche geholt, in einen Siebentonner verfrachtet und in sein Atelier nach Kalkar gebracht. Dadurch, so sagt der Bildhauer, hat sich die Möglichkeit ergeben, den Raum in der evangelischen Kirche neu zu entdecken, zu beschreiben und der Gemeinde neu zu öffnen.

Die drei Hartbasaltsteine, die er bearbeitet hat, sind 50.000 Jahre alt, durch das glutflüssige Magma der letzten Vulkantätigkeit in der Eifel und im Westerwald entstanden, haben durch das Erstarren bei der Abkühlung eine narbenartige Struktur bekommen. Der größere mittlere Stein, 2,15 Meter hoch, verweist auf das Martyrium von Jesus. Er symbolisiert die Verletzlichkeit. Der Betrachter glaubt, Brand- und Schürfwunden zu entdecken. Zu seiner Linken und Rechten zwei sich körperhaft nach oben streckende Hartbasalt-Säulen - Dismas und Gesmas. Das Axiale in den Steinen habe er aufgehoben, um der Säule eine neue Form zu geben, sagt Christoph Wilmsen-Wiegmann

Auf die Überwindung von Wunden, Verletzungen, Schmerz und Tod verweisen drei weiße Tücher aus Nessel, die hinter dem Kreuzigungsgeschehen bis zu sieben Meter hoch an der Kirchenwand befestigt sind und als helle Tücher in den Himmel ragen. Die drei Stelen und die Tücher wolle man in den Ostergottesdiensten, die unter dem Thema Licht und Stein stehen, gerne mit einarbeiten, erzählt Ursula Kahrmann vom Team offene Kirche, die donnerstags die Kirche für Besucher aufschlägt. Den Bildhauer freut das, sieht er doch seine Arbeit auch als Geschenk an die Gemeinde, sich mit der Kunst zu beschäftigen.

Vor eineinhalb Jahren ist die Gemeinde auf Christoph Wilmsen-Wiegmann zugekommen, hat ihn gefragt, ob er sich vielleicht Gedanken zur Passionszeit machen und vorstellen könnte, etwas in der evangelischen Kirche auszustellen. Konnte er. Und hat an den Stelen gearbeitet, 250 Kilogramm schwer die größte, die beiden kleineren wiegen je 150 Kilogramm. Unter den Stelen befindet sich je eine quadratische Stahlplatte mit einem Dorn in der Mitte, der in den Stein ragt und ihm Standsicherheit gibt. Irgendwie, sinniert der Bildhauer, habe er ja in der Kirche eine kleine Immunität geschaffen, die man betrachten kann. "Den hab' ich mal unterrichtet, ein Jahr lang, in Englisch", holt Jürgen Rosen, der zufällig des Weges kommt, den Künstler in die Realität zurück. Kunst im Dialog mit der Gemeinde, Menschen im Dialog miteinander: Wilmsen-Wiegmann vermisst sie jetzt schon, die Stelen, die so lange einen festen Platz in seinem Atelier hatten. Dahin kommen sie auch zurück - nach dem 8. April.

(jas)
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