Xanten Ein Blick in rekonstruierte Römerhäuser

Xanten · Schmiede- und Webkunst erleben: Die offizielle Eröffnung der Bauten im APX soll im nächsten Mai erfolgen.

 Gisela Michel und Barbara Köstner (von links) wollen eine römische Tunika komplett neu herstellen. Wie das geht, zeigten die beiden Archäologinnen am rekonstruierten Webstuhl in den Handwerkerhäusern.

Gisela Michel und Barbara Köstner (von links) wollen eine römische Tunika komplett neu herstellen. Wie das geht, zeigten die beiden Archäologinnen am rekonstruierten Webstuhl in den Handwerkerhäusern.

Foto: Armin Fischer

Kleidung war ein kostbares Gut in der Antike. Etwa 160 Stunden musste ein einfacher Handwerker arbeiten, um sich einen neuen Mantel leisten zu können. Wie aufwendig Kleidungsstücke in der Römerzeit hergestellt wurden, konnten Besucher jetzt im LVR-Archäologischen Park erfahren. Die offizielle Eröffnung der rekonstruierten Handwerkerhäuser nah der römischen Herberge soll erst im Mai nächsten Jahres im Rahmen eines großen Handwerkerfestes erfolgen. Interessierte konnten aber schon jetzt einen Blick in die bis auf wenige Details fertiggestellten Häuser werfen.

"Die gleichzeitige Nutzung als Wohnung, Werkstatt und Laden ist ganz typisch für die Antike", sagte Johanna Jäger, Volontärin beim LVR. Im Obergeschoss der rekonstruierten Weberwerkstatt befindet sich statt der ehemaligen Wohnräume allerdings eine Ausstellung, in der man Wissenswertes rund um die Textilherstellung und -verwendung erfahren kann. Von der ersten Verarbeitung der Rohwolle bis hin zur Herstellung edler Luxusgewänder mit Gold und Purpur werden die verschiedenen Aspekte dargestellt und erläutert. Sogar Unterwäsche aus Leder wird gezeigt. Die meisten Römer trugen allerdings ein einfaches Hüfttuch aus Leinen unter der Tunika oder gingen gleich "unten ohne".

Im Erdgeschoss demonstrierten Barbara Köstner und Gisela Michel, wie eine Kindertunika auf einem Zweibaumwebstuhl entsteht. Für die beiden Archäologinnen war die Arbeit am rekonstruierten Webstuhl vor Publikum eine Premiere. "Soweit ich weiß, gab es das deutschlandweit noch nie", so Gisela Michel. In der Xantener Werkstatt könnte ein Gewichtswebstuhl gestanden haben, wie ihn die Ausstellung ebenfalls zeigt. "Genauso ein Gewicht wurde hier im Haus gefunden", sagte Barbara Köstner und hielt dabei eines der Tongewichte in der Hand, die zur Beschwerung der gespannten Fäden dienen.

"Man braucht schon Fantasie, aber ich finde es toll, dass man anhand der Rekonstruktionen nachvollziehen kann, wie es vor 2000 Jahren war", zeigte sich Parkbesucherin Brigitte Beine aus Tönisvorst begeistert.

In der Werkstatt nebenan arbeitete Simon Empt als römischer Schmied "Copiritus" an Blasebalg und Ambos. Mit geschickten Hammerschlägen brachte der Viersener Eisennägel in Form. Im Obergeschoss der Schmiede können die einfach eingerichteten Wohnräume besichtigt werden. Hier lebte die römische "familia", zu der auch die Sklaven gehörten.

(krsa)
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