Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 3) Ein Glücksgriff um fünf vor zwölf

Xanten · Auch wenn es bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zeitlich richtig eng wird, muss man nicht verzweifeln. Nico Fink (19) aus Dinslaken ist ein Beispiel dafür, dass es doch klappen kann. Er fand eine Lehrstelle bei Heinz Rühl Haustechnik in Wesel.

 Nico Fink (l.) bekam 2015 auf den letzten Drücker ein Lehrstelle bei Heinz Rühl. Beide haben es nicht bereut und schätzen einander.

Nico Fink (l.) bekam 2015 auf den letzten Drücker ein Lehrstelle bei Heinz Rühl. Beide haben es nicht bereut und schätzen einander.

Foto: E. Malz

Kreis Wesel Die Schulentlassung rückt näher. Nico Fink hat zwar eine Vorstellung von dem, was er machen will, aber er ist unentschlossen. Zum einen reizen ihn die Möglichkeiten bei der Bundeswehr, zum anderen interessiert er sich fürs Elektro-Metier. Ein Onkel, Meister in der Industrie, ist Vorbild. Also doch erst eine Lehre und dann zum Bund? Die Zeit verrinnt. Am Ende ist es fünf vor zwölf und guter Rat teuer. Den Anstoß gibt schließlich das Jobcenter Kreis Wesel. Firmen anrufen, vorstellen, anfragen, Bewerbungen schreiben. Mehrfach ist Nico Fink zum Jobcenter gegangen. Unter anderem, um seine Bewerbungsentwürfe checken zu lassen.

So gerät der Dinslakener im Sommer 2015 an die Heinz Rühl Haustechnik GmbH in Wesel. Über Jahre hat der Betrieb ohne Hilfe der Arbeitsagentur immer genug Lehrlinge finden können. 20 Bewerber per anno waren normal. Seit fünf Jahren werden es spürbar weniger, sagt Heinz Rühl. Nun führen ihm die Experten Kandidaten zu. Für Silvia Worring und Birgit Spickermann vom Jobcenter ist der Fall ein Paradebeispiel dafür, dass auch kurz vor Toreschluss noch ein Ausbildungsplatz gefunden werden kann.

Ohne Aufnahmetest und mindestens 14 Tage Praktikum läuft bei Rühl nichts. Aber für Nico Fink klappt es. Am 15. Juli 2015 wird der Ausbildungsvertrag unterschrieben, am 1. August beginnt die Lehre. Bereut haben es beide Seiten nicht. Fink und Rühl schätzen einander. Beide sprechen von einem Glücksgriff. Der heute 19-Jährige macht keine Verlegenheitsausbildung. Die Lehre macht ihm Spaß. Das Thema Bundeswehr ist hinten angestellt. Der Dinslakener wird Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (früher Elektroinstallateur). Ziele hat er sich auch gesetzt: "Nach der Ausbildung erstmal im Job Geld verdienen und Erfahrungen sammeln, später vielleicht den Techniker oder Meister nachschieben."

Heinz Rühl, (66), der nach 17 Jahren bei der Firma Neuenhofer 1991 seinen Betrieb gründete, bildet gern und über Bedarf aus. Von 19 Mitarbeiter sind aktuell fünf in der Lehre. Rund 50 Auszubildende waren es in den letzten 25 Jahren insgesamt. Einige davon haben mittlerweile eigene Betriebe. Viele halten Kontakt zu ihrem früheren Chef, der wesentliche Anforderungen bei Nico Fink als erfüllt sieht. "Dreieinhalb Jahre sind eine lange Zeit. Er muss mit Freude kommen. Und er muss pünktlich sein", sagt Rühl. Er kann sich an keinen Lehrling erinnern, der zu spät gekommen sei, sagt er und zollt besonders Fink Respekt. Komme der Dinslakener doch jeden Tag mit dem Zug und laufe dann vom Weseler Bahnhof zur Firma am Herzogenring. "Er hat keine leichte Anfahrt", weiß Rühl. "Er zeigte in der Probephase Verbindlichkeit, legte eine gute Aufnahmeprüfung ab und hat seinen Arbeitsplatz sauber hinterlassen. Wir haben viele private Kunden, da ist Pünktlichkeit und Sauberkeit besonders wichtig."

Heinz Rühl, der auch als Lehrlingswart der Innung tätig war, ist stolz auf seine Leute und weiß auch mit Durchhängerphasen umzugehen. Wenn mal jemand bei der Prüfung durchfällt, dann ist das kein Beinbruch. Für sich selbst hat der 66-Jährige schon einen Nachfolger gefunden. Zum 1. Januar 2017 wird Achim Raab die Firma übernehmen. Auch er hat bei Rühl gelernt, sattelte Elektrotechniker-Meister und Betriebswirt drauf und ist bereits Mitgeschäftsführer.

(RP)
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