Xanten Ein herrlich böser Streit um Vornamen

Xanten · Theatergruppe Spiellust erntet tosenden Applaus für Komödie "Der Vorname". Aufführungen in Alpen und Rheinberg.

 Gut aufgelegte Schauspieler: Der Herr links möchte seinen Sohn Adolphe nennen - wie Adolf H. hört es sich an. Darauf entbrennt ein bitterböser Streit.

Gut aufgelegte Schauspieler: Der Herr links möchte seinen Sohn Adolphe nennen - wie Adolf H. hört es sich an. Darauf entbrennt ein bitterböser Streit.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Bei der Premiere der französischen Gesellschaftskomödie "Der Vorname" legte die Theatergruppe "Spiellust" erneut eine Glanzleistung aufs Parkett. Begeistert, belustigt und erschrocken zugleich verfolgte das Publikum das Kultstück in der Mensa, bei dem ein eigentlich gemütlicher Abend mit Familie und Freunden zum erbitterten Streit mit Vorwürfen, Verwüstungen und Schlägereien eskaliert. Am Ende stand tosender Applaus.

Es hätte so schön werden können: Das Pariser Ehepaar Elisabeth (Tanja Guhe-Kreutz) und Pierre (Harald Hopp) hat zum Abendessen eingeladen. Er, Literaturprofessor. Sie Französischlehrerin. Mit ihren Kindern Athena und Adonas sind sie der Inbegriff einer intakten Bildungsbürgerfamilie. Auch die Freunde sind Intellektuelle: Elisabeths Jugendfreund Claude (Thomas Bruns) ist Orchestermusiker. "Er ist sensibel, zurückhaltend und dezent. Der Typ Mann, zu dem man geht, wenn man Kummer hat", so der Erzähler (Jac Muller).

Elisabeths Bruder und Pieres bester Freund Vincent (Jörg Meschendörfer) ist erfolgreicher Immobilienmakler. "Ein Mann, der ins Leben eintaucht wie ein Zug in die Nacht. Ein Freibeuter des 21. Jahrhunderts", so die Beschreibung. Alle halten sich für besonders aufgeklärt, tolerant und liberal. Als Vincent der kleinen Runde jedoch eröffnet, dass er sein ungeborenes Kind "Adolphe - wie den großen literarischen Helden der französischen Romantik" nennen will, sind die guten Manieren und die erlesene Wortwahl schnell vergessen. "Scheiße, der meint das ernst. Da liest er einmal in seinem Leben ein Buch und dann muss es ausgerechnet dieses sein", schreit Pierre wutentbrannt los.

"Du hast kein Recht dazu. Das ist kein Vorname, das ist eine Verherrlichung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit", schimpft er weiter. "Dann sind Benito, Franko, Fidel und Napoleon also auch verboten?! Tschüss Joseph. Das war zwar der Vater von Jesus Christus, aber, wen interessiert's, auch der Vorname Stalins. Nimmt man noch die Serienmörder raus, bleibt nicht mehr viel Auswahl", erwidert Vincent spöttisch.

Eine ausgewachsene Diskussion über die Zulässigkeit von Namen beginnt. Als dann noch Anna, die Mutter des Kindes (Maike Wördehoff), dazustößt, beginnt die Geschichte, sich richtig hochzuschaukeln. Bald ist der Moment gekommen, in dem man sich "endlich mal die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" sagt. Und das tut weh. Niemand bleibt verschont. Niemand hält sich zurück.

Nach dem "Gott des Gemetzels" (2009 aufgeführt) brachte "Spiellust" mit "Der Vorname" von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière abermals eine herrlich zynische Komödie auf die Bühne, die das gesellschaftliche Zusammenleben ebenso scharf beobachtet wie vergnüglich verspottet, peinliche Lebenslügen und lächerliche Klischees entlarvt. Chapeau an die Darsteller, die gut vorbereitet in ihre Rolle schlüpften und gekonnt aus der Rolle fielen.

Weitere Aufführungen: Samstag, 21. März, im Bürgerhaus in Budberg und Samstag, 18. April, im Pädagogischen Zentrum Alpen. Beginn jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf für zehn Euro im Librarium Xanten, IhrPlatz Alpen sowie im Budberger Blümchen. An der Abendkasse kosten die Karten zwölf Euro. Regie führt Ludger Terlinden.

(beaw)
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