Xanten Ein Herz für die vielen Flüchtlinge

Xanten · Die Stadt hat den Caritasverband mit der Betreuung der Neuankömmlinge in der neuen Erstaufnahmestelle beauftragt.

Sie kümmern sich um Flüchtlinge (v.l.): Henrik Peeters (Caritasverband Moers-Xanten), Sonja Klotzbach, Bürgermeister Thomas Görtz, Yüksel Sahin, Imke Schorn, Astrid Kummer, Vanessa Grunberg, Markus Arntzen und Michael Verhalen vor der Unterkunft im ehemaligen Förderzentrum.

Sie kümmern sich um Flüchtlinge (v.l.): Henrik Peeters (Caritasverband Moers-Xanten), Sonja Klotzbach, Bürgermeister Thomas Görtz, Yüksel Sahin, Imke Schorn, Astrid Kummer, Vanessa Grunberg, Markus Arntzen und Michael Verhalen vor der Unterkunft im ehemaligen Förderzentrum.

Foto: Armin Fischer

Drei Männer spielen auf dem Schulhof Federball, Kinder stehen sich am Kicker in der Pausenhalle des ehemaligen Förderzentrums an der Johannes-Janßen-Straße gegenüber und versuchen, die weiße Kugel ins gegnerische Tor zu schießen. In den Klassenräumen, in denen bis vor kurzem noch Schüler unterrichtet wurden, die höheren Förderbedarf haben, stehen keine Tische und Bänke mehr, dafür Etagenbetten und Spinde. 44 Asylsuchende haben bereits eine vorübergehende Bleibe gefunden in dem Schulgebäude, das seit ein paar Wochen Erstaufnahmestelle in Xanten ist. Betreut werden sie vom Caritas-Verband Moers-Xanten, mit dem die Stadt einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen und damit quasi 39 Wochenstunden "eingekauft" hat. Gestern stellten Bürgermeister Thomas Görtz, Michael Verhalen (Leiter des Sozialamtes im Rathaus) und Henrik Peeters vom Caritasverband Moers-Xanten die Menschen vor, die sich in der Unterkunft um die Flüchtlinge kümmern.

Da ist zum einen Astrid Kummer, Erzieherin und seit einem Jahr in Alpen engagiert und aktiv. Die 47-Jährige arbeitet je zehn Stunden in Xanten und in Alpen. Da ist weiter die 45-jährige Sonja Klotzbach, die ebenfalls zehn Wochenstunden in der Erstaufnahmestelle in Xanten arbeitet und weitere zehn Stunden die Flüchtlingsarbeit in Sonsbeck koordiniert (die Rheinische Post berichtete). Und da ist zum dritten Yüksel Sahin, Diplom-Sozialarbeiter und seit vier Jahren in Diensten des Caritas-Verbandes. Der 44-Jährige teilt seine Arbeitskraft auf, arbeitet weiter auch als Migrations- und Flüchtlingsberater in Moers. Stundenweise sind außerdem Vanessa Grunberg (23) und Imke Schorn in der Unterkunft: Erstgenannte hat Sozialarbeit studiert und absolviert gerade bei der Caritas ihr Anerkennungsjahr; Imke Schorn (21) studiert Sozialpädagogik in Nijmegen.

Arbeitgeber von Markus Arntzen ist die Stadt Xanten; mit dem 52-Jährigen hat sie einen Hausmeister gefunden, der jeden Tag von 7 bis 16 Uhr vor Ort ist und sich "nicht nur um das Gebäude und alle handwerklichen Dinge kümmert, sondern auch Ansprechpartner für die Menschen ist, die hier leben" so Görtz. Das waren gestern schon 44, am Freitag kommen weitere neun Asylsuchende. Wie viele es nächste Woche sind, weiß niemand; fest steht nur, dass im ehemaligen Förderzentrum mit 115 Flüchtlingen das Maximum erreicht ist.

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"80 Prozent der Menschen kommen aus Syrien, einzelne aus dem Iran, Afghanistan, Algerien und Albanien", erzählt Yüksel Sahin. Er weiß, was es bedeutet, seine Heimat zu verlassen: Er war 12, als er mit seiner Familie (alevitische Kurden) die Türkei verließ und nach Deutschland kam. Ein Catering-Unternehmen sorgt drei mal täglich fürs Essen, für die Reinigung der Zimmer, Bäder und Flure sind die Menschen, die dort leben, selber zuständig und verantwortlich. Die Flüchtlinge (der jüngste ist drei Monate jung, die älteste Dame ist 70 Jahre, ist mit ihrer Tochter aus Afghanistan gekommen) leben in Zimmern, in denen acht bis 14 Personen Platz finden; Familien werden möglichst in der ehemaligen Hausmeisterwohnung ím ersten Stock untergebracht. Sobald sie als Asylsuchende anerkannt sind (was in der Regel drei bis sechs Monate dauert), müssen die Menschen das Haus verlassen. Die Unterkunft wird nachts von einem Sicherheitsdienst überwacht, außerdem fährt die Polizei regelmäßig Kontrollen.

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Wie man sich verständigt? "Meistens auf Englisch", sagen die Betreuer. Die erste Frage der Menschen, die hier ankommen, sei meistens: "Wo können wir Deutsch lernen? Denn sie wollen sich integrieren, viele möchten für immer in Deutschland bleiben. Natürlich nehme man "die Einzelschicksale mit nach Hause", so Sonja Klotzbach. Man müsse schon eine große Portion Idealismus mitbringen, stimmen die drei überein. Und mit dem Herzen dabei sein.

(RP)
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