Serie "die Gesundmacher" Das Gefäßzentrum Am Krankenhaus Bethanien Ein kleines Gittergeflecht als Lebensretter

Xanten · Mit starken Schmerzen kam Adalbert Schlögel in die Notaufnahme des Bethanien. Schnell stand fest: Ein Aneurysma bedrohte sein Leben. Bei der Operation setzten die Ärzte ihm einen sogenannten Stent ein, eine Gefäßstütze.

 Professor Stefan Möhlenkamp (stehend, links) und Professor Bruno Geier vom Gefäßzentrum im Krankenhaus Bethanien retteten Adalbert Schlögel mit einem kleinen Gittergeflecht das Leben.

Professor Stefan Möhlenkamp (stehend, links) und Professor Bruno Geier vom Gefäßzentrum im Krankenhaus Bethanien retteten Adalbert Schlögel mit einem kleinen Gittergeflecht das Leben.

Foto: DIEKER

Niederrhein Es war eine Nacht im Juni, als Adalbert Schlögel es nicht mehr aushielt. Zu heftig waren die Schmerzen, mit denen er sich schon mehrere Tage quälte. "Solche Probleme hatte ich noch nie zuvor. Ich hatte ganz plötzlichen starken Husten und mein Rücken tat weh. Eigentlich dachte ich, dass ich mir bei der Gartenarbeit einen Nerv eingeklemmt hatte." Weil sich durch Schmerztabletten keine Besserung einstellte, ließ sich der 59-jährige Kempener nachts um drei Uhr von seiner Frau in die Notaufnahme des Bethanien fahren.

Wie sich herausstellen sollte, war das genau die richtige Entscheidung. Denn dort wurde recht schnell festgestellt, dass sich Flüssigkeit in seiner Lunge angesammelt hatte. Weitere radiologische Untersuchungen brachten dann aber das eigentliche Übel ans Tageslicht. "Bei Herrn Schlögel entdeckten wir ein großes Aneurysma an der Hauptschlagader in der Brust, also eine Aussackung, die sich mit Blut gefüllt hatte", berichtet Professor Bruno Geier, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Bethanien. Diese "Beulen" an einem Blutgefäß werden mit der Zeit unbemerkt größer und können ab einer bestimmten Größe platzen - was Lebensgefahr für die Betroffenen bedeutet. "Dann müssen wir sofort operieren."

Auch der Chefarzt der Kardiologie, Professor Stefan Möhlenkamp, wurde hinzugezogen. "Es war klar, dass wir bei Herrn Schlögel schnell handeln mussten, sonst hätte der Patient sterben können." Wie knapp Adalbert Schlögel am Tod vorbeigeschrammt ist, weiß er heute selbst. Bei der Operation setzten die Ärzte ihm einen sogenannten Stent ein, eine Gefäßstütze. "Der Stent ist ein kleines Gittergeflecht, das mit Kunststoff ausgekleidet ist. Damit wird die Ader von innen geschient, um den Druck, der auf der Aussackung lastet, zu verringern", erklärt Professor Geier.

Dass Adalbert Schlögel schon wenige Wochen nach dem Eingriff wieder arbeitsfähig war, verdankt er auch den heutigen medizinischen Möglichkeiten. "Früher hätte eine solche Operation am offenen Brustkorb durchgeführt werden müssen. Heute können wir minimalinvasiv mit einem Katheter arbeiten, das schont den Patienten ungemein." Der Katheter wird von der Leistengegend aus in die Bauchschlagader hochgeschoben.

Während einer solchen Operation, die je nach Befund zwischen einer und drei Stunden dauern kann, werden im Brustbereich Utraschallbilder erzeugt, die den Ärzten den Verlauf der Ader und ihrer Abzweigungen genau darstellen. So können die Ärzte auf einem Monitor in Echtzeit sehen, an welcher Stelle sie sich mit dem Katheter und dem Stent gerade befinden. "Dadurch haben wir Operateure die Möglichkeit, den Stent millimetergenau einzusetzen", erläutert Gefäßchirurg Geier.

Eingriffe dieser Art werden am Krankenhaus Bethanien auch bei Patienten mit oft vorhandenen, teils schweren Begleiterkrankungen durchgeführt. Diese bedürfen einer besonderen fachübergreifenden medizinischen Kompetenz, die im Gefäßzentrum am Krankenhaus Bethanien gegeben ist. "Hier haben wir die Erfahrung und die Strukturen, um solche Krankheitsbilder angemessen behandeln zu können. Diese Kompetenz gibt es sonst am linken Niederrhein nicht, daher bin ich froh, dass wir hier so eng zusammenarbeiten können", sagt Geier.

Davon profitierte letztlich auch Adalbert Schlögel. "Die Ärzte in Bethanien haben mein Leben gerettet. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst und habe mich hier sehr gut aufgehoben gefühlt." Künftig wird der 59-Jährige einmal jährlich zu einer Nachuntersuchung kommen müssen. Denn: "Aneurysmen sind gefährlich und heimtückisch, in 90 Prozent der Fälle verspürt ein Patient mit einem Aneurysma keinerlei Beschwerden", erklärt Professor Möhlenkamp. "Daher sollten Männer ab 65 Jahren routinemäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen. Das geht ganz schnell und schmerzlos per Ultraschall, ist also kein großer Aufwand."

(RP)
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