Zum Sonntag Ein Ort des Innehaltens und Auftankens

Xanten · Ein Wochenend-Kurzurlaub vor einigen Wochen im niederländischen Nordbrabant:

Die Unterkunft war ein ehemaliges Kloster, das stil- und geschmackvoll zum Wellness-Hotel umgebaut worden ist - ein Haus zum Runterkommen und Wohlfühlen. Der Speisesaal befindet sich in der ehemaligen Kapelle. Wir frühstückten im Halbrund des früheren Altarraumes und genossen die reichhaltige Auswahl. Ein Ort mit einzigartigem Ambiente, der zum Auftanken einlädt. Das Personal freundlich und zugewandt. Es hätte auch nicht anders gepasst: Dieser Ort mit seiner besonderen Geschichte hatte sich seine Ausstrahlung auf wohltuende Weise bewahrt. Er atmete noch den Geist der Gemeinschaft und der Menschen, die hier zuvor gelebt, gewirkt und gebetet hatten.

Es ist nicht immer Urlaub und Zeit zum Wegfahren, aber immer wieder Sonntag. Und da bin ich froh, dass ich besondere Orte aufsuchen kann, die mich eine Zeit lang aus dem Alltag rausholen, die mich mit dem Besonderen, dem Anderen empfangen. Unsere Kirchen sind solche Orte, hierhin darf jeder kommen, ohne etwas leisten zu müssen, hier finde ich Ruhe und Raum zum Atemholen und Zuspruch für mein Leben.

Kirchen sind ein Geschenk an uns, sind Zeichen, die uns sagen: "Halt mal inne und mach Pause! Und erinnere dich, dass es im Leben mehr gibt als Schaffen und Leisten..." Es sind Orte, die anders sind, weil sie die "andere Seite" unseres Lebens ansprechen. Aber unsere Kirchen sind auch gefährdet: Wenn wieder mal ein Gottesdienst oder ein Angebot mangels Teilnahme gestrichen wird, wenn gar von Kirchenschließungen die Rede ist, dann regen sich die Gemüter, weil doch mit gerade dieser Kirche ein Stück Lebensgeschichte verbunden ist. Aber Kirchen können und wollen mehr, als nur in den wenigen besonderen Hoch-Zeiten des Lebens mitzuspielen. Sie stehen das ganze Jahr über und das ganze Leben lang bereit, die Themen des Lebens mit ihren Höhen und Tiefen ins Gebet zu nehmen.

Ich hoffe nicht, dass eine der Kirchen, die uns (noch) zur Verfügung stehen, umgewandelt wird in ein Restaurant oder eine Wellnessstätte - mag der Umbau auch noch so gut gelingen. Ich bin froh, dass wir noch Kirchen in den Dörfern und Städten haben, die an jedem Sonn- und Werktag Orte des Auftankens und des Kraftschöpfens, der Orientierung und der Zusammenkunft sind.

Dass sich viele an diesem Sonntag oder in der kommenden Woche eingeladen fühlen, ihre Kirche als einen Ort des Auftankens zu entdecken, wünscht Ihnen

Gertrud Sivalingam

DIE AUTORIN IST PASTORALREFERENTIN IN DER KATH. KIRCHENGEMEINDE ST. MARIA MAGDALENA SONSBECK.

(RP)
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