Xanten Empörung über gefällte Bäume hält an

Xanten · BBX und Grüne wollen die Säge bremsen und damit viele Bäume retten. Die Stadtplanerin verteidigt angepasste Planung.

 Manche Bäume waren - wie dieser hier - krank und mussten schon deshalb gefällt werden. Bei viel anderen fällt die Einsicht in die Notwendigkeit schwer.

Manche Bäume waren - wie dieser hier - krank und mussten schon deshalb gefällt werden. Bei viel anderen fällt die Einsicht in die Notwendigkeit schwer.

Foto: Fischer

Der Dienstleistungsbetrieb Xanten (DBX) hat eine Liste mit Bäumen erstellt, die in den Wallanlagen gefällt werden mussten. Demnach gilt für 55 Bäume davon die Baumschutzsatzung. 46 weitere Bäume fallen nicht unter die Satzung. Zum größten Teil wurden die Bäume gefällt, damit das vom Rat beschlossene Kurparkkonzept umgesetzt werden kann. Einige wenige Bäume sind nach Untersuchungen durch einen Sachverständigen als krank eingestuft worden. Stadtplanerin Christina Kutschaty hat im Gespräch mit der Rheinischen Post darauf hingewiesen, dass die geplante Wegführung teilweise schon am Baumbestand angepasst worden sei.

In den vergangenen Tagen haben Bürger mit Kerzen und Plakaten an den Baumstümpfen und in Leserbriefen an die RP-Redaktion gegen die Abholzung protestiert. Auch Teile der Lokalpolitik kritisieren aktuell das Vorgehen im Rathaus. Die große Ikone der FBI, Herbert Dissen, zum Beispiel ist extrem sauer: "Ein Schlag ins Gesicht gegen unsere Umwelt. Bäume, die weit über 30 Jahre alt sind, müssen einer Kurparkplanung weichen, die umweltfreundlich sein soll und mehr als vier Millionen Euro kosten wird", poltert der Gründer der Bürgerinitiative und langjährige Lokalpolitiker. Auch die Grünen schütteln nur mit dem Kopf. Es entbehre jeder natürlichen Grundlage, in einem Stadtpark über 50 gesunde, gestandene Bäume im besten Alter, ganz zu schweigen von den älteren Bäumen, zu fällen, erklärt FBI-Ratsherr Eberhard Ritter. Im Dezember hat der Rat mehrheitlich einen überarbeiteten Entwurf für das Kurparkkonzept abgesegnet. Grüne und FBI gehörten zu den Kritikern. Laut Protokoll hatten sie damals aber nicht den Umweltschutz angeführt, sondern noch Kostengründe ins Feld geführt.

"Hat man eigentlich einmal darüber nachgedacht, wie viel Kohlendioxyd 50 Bäume, die mehr als 30 Jahre alt sind, in Sauerstoff umwandeln?" fragt Dissen jetzt. Experten zufolge speichere beispielsweise eine 60-jährige Eiche dreieinhalb Tonnen C02 pro Jahr. Herbert Dissen: "Das entspricht dem Schadstoffausstoß von 24.000 Kilometern eines Mittelklassewagens." Der Baum filtere 36.000 Kubikmeter Luft und produziere über viereinhalb Tonnen Sauerstoff.

Dissen spricht sich für einen Kurpark mit kostensparenden und zugleich umweltfreundlichen Maßnahmen und geringen Folgekosten aus. "Bäume, Sträucher und Blumen wären eine sinnvolle Ergänzung für die Wallanlagen gewesen und nicht das Abholzen solch wichtiger natürlicher Elemente!"

Grünen-Vertreter Ritter vermag dem Argument, dass die Bäume wegen der künftigen Wegführung entfernt werden müssten, nicht zu folgen. "Ich gehe davon aus, dass auch Behinderte garantiert eine Möglichkeit gehabt hätten, um unsere Bäume herumzufahren." Er erinnert an die Mitarbeit von Bürgern bei der Erstellung des Kurparkkonzepts. Sie hätten nie für diese "unverschämte Rodungsaktion" gestimmt, sagt Ritter verärgert. "Im Nachhinein denke ich, dass die Bürger, die ehrlich mitbestimmen wollten, nur benutzt wurden, um eine öffentliche Beteiligung zu dokumentieren, die mit die finanzielle Zuwendung auf ,demokratischen Beinen' steht. Die Bürger wurden verprellt ."

Grünen-Fraktionssprecher Frank Seitz spricht gar von mehr als 130 Baumfällungen. Er fragt: Warum wurden am Rande der Wallanlagen Bäume gefällt, die von der Kurparkplanung nicht betroffen sein dürften? Warum müssen die Wege vier Meter breit sein? 2,70 Meter hätten für eine barrierefreie Anlage gereicht. Es sei Zeit, dass die Verwaltung den Bürgern die gänzlich veränderte Planung konkret vorstelle, wie bei Großprojekten üblich.

Die BBX betont, dass sie im Rat die kleine Kurparklösung zur Diskussion gestellt habe. Bei ihrem Vorschlag wären maximal 30 Bäume zu fällen gewesen, "abzüglich fünf Bäume, die krank sind", so BBX-Vorstandsmitglied Anja Harrell: "Eine Lösung am Ostwall bis zum Stadttor wäre ausreichend, und das Gesamtbild der bestehenden Grünanlagen könnte erhalten bleiben."

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(pek)
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