Xanten Experten diskutieren über Gänsesterben

Xanten · In der Xantener Jugendherberge suchen internationale Fachleute am Wochenende nach Gründen dafür, warum die Bestände einiger Gänsearten seit einigen Jahren dramatisch zurückgehen. Als ein Grund dafür gilt der Klimawandel.

Die gute Nachricht zuerst: Vielen Gänsearten, die bei uns am Rhein leben, geht es gut. "Ich schätze, dass es in unserem Bereich etwa 6000 Graugänse gibt. Die Bestände nehmen seit einiger Zeit zu, weil die Tiere genug Futter finden", sagt Dr. Johan Mooij, Wildgansexperte der Biologischen Station im Kreis Wesel. Die Graugans gehört wie auch die Nilgans, die Rostgans und die Kanadagans zu den sogenannten Sommergänsen. "So bezeichnen wir Gänse, die hier brüten und auch im Winter bleiben", sagt Mooij.

Andere Gänsearten wiederum kämpfen um ihr Überleben. Sorgen bereiten dem Ornithologen und seinen Fachkollegen vor allem die arktischen Gänsearten: Also die Gänse, die im Sommer im Norden Europas leben und in den gemäßigteren Zonen Europas überwintern, zum Beispiel hier am Rhein. Zu diesen Vögeln gehört etwa die Zwerggans. "Noch im 19 Jahrhundert hat es in Europa schätzungsweise 300 000 Exemplare gegeben, heute sind es maximal 30 000", sagt Mooij. Auch die Bestände vieler anderer Gänsearten gehen zurück, Experten beschreiben diese Entwicklung als dramatisch. Gemeinsam wollen sie jetzt in Xanten überlegen, wie die Situation der Gänse verbessert werden kann. In der Jugendherberge diskutieren internationale Fachleute anlässlich des 20. Jubiläums der Deutschen Ornithologen Gesellschaft seit gestern über den Bestandsrückgang. Organisiert wurde dieses Zusammentreffen von der Biologischen Station. "Es geht darum, nach Ursachen dieser Entwicklung zu suchen - und über Rettungsmöglichkeiten nachzudenken", sagt Mooij.

Einige der Ursachen, warum es die Wildgänse immer schwerer haben, sich nachhaltig zu vermehren, sind unter Forschern wenig strittig. Ein Grund sei zum Beispiel der Klimawandel, sagt Mooij. "Dadurch, dass es immer wärmer wird, wandern neue Fressfeinde in die Gebiete ein, in denen die Gänse brüten", sagt der Ornithologe. Ein weiterer Faktor für das Artensterben sei die stetige Bejagung. "Die Vögel ziehen auf ihrem Weg in den Süden durch Orte, an denen sie überall bejagt werden", erklärt Mooij. Auch die natürlichen Lebensräume werden für die Tiere immer knapper. "Große Gebiete werden durch den Bau von Ölpipelines zerstört."

Umso wichtiger sei es, die Gebiete, in denen Gänse leben, ausfindig zu machen und sie zu schützen. Laut Mooij gibt es in Deutschland seit etwa 1960 ein sogenanntens "Monitoring" für Wasservögel. "Ehrenamtler zählen einmal im Monat alle Wasservögel", die gesammelten Daten gehen dann zunächst an eine Zählstelle in Deutschland, anschließend an eine internationale Datenverarbeitungsstelle, die "Wetlands International". "So können wir genau sehen, wo die Gänse rasten", sagt Mooij. Eine dieser Flächen ist der Niederrhein. "Er ist für die Gänse so etwas wie eine Drehscheibe für Europa", sagt Mooij.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort