Xanten Experten diskutieren über Kriegsspuren am Rhein

Xanten · Der Zweite Weltkrieg hat am Niederrhein Spuren hinterlassen, vielleicht sogar so gravierende, wie in nur wenigen anderen Regionen in Deutschland. Besonders hart hat es die Städte Emmerich und Wesel getroffen: Sie wurden zu 97 Prozent zerstört, nicht minder hart traf es die Römerstadt Xanten, die zu 85 Prozent zerstört wurde.

Die Spuren, die der Zweite Weltkrieg am Niederrhein hinterlassen hat, waren gestern Thema einer Fachtagung im LVR-Römermuseum, der nationale wie internationale Forscher verschiedener Disziplinen beiwohnten. Organisiert hatte die Fach-Tagung der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Kooperation mit dem Archäologischen Park und der Konejung-Stiftung: Kultur.

Unter den Gastrednern war auch die aus Wesel stammende Prof. Dr. Gabriele Dolff-Bonekämpfer, die heute an der TU Berlin lehrt. Sie ging in ihrem Vortrag nicht nur auf die in ihrer Heimatstadt zu findenden Kriegsspuren ein, sondern widmete ihre Ausführungen auch dem eigentlichen Thema der Tagung "Vergessene Reste?" und auch von der Problematik der viele Denkmalpfleger alltäglich gegenüberstehen. "Wir Denkmalschützer müssen schon vorher erkennen, was wir später einmal vermissen werden", sagte sie.

Noch drastischer formulierte es Wiel Lenders, der Direktor des Bevrijdingsmuseum in Groesbeek (Niederlande). "Wenn wir die Spuren des Krieges nicht erhalten, droht ein kollektiver Gedächtnisverlust", sagt er. Den gelte es zu vermeiden. Das aber werde in Zukunft keine leichte Aufgabe. Lenders erklärte: "In einiger Zeit ist niemand mehr da, der den Krieg miterlebt hat. Dann ist der Krieg keine Erinnerung mehr, er ist Geschichte." Lenders sprach von einer Generation, die den Krieg bald nicht mal mehr vom Hörensagen kennt.

Das Interesse am Zweiten Weltkrieg sei in den Niederlanden dennoch extrem hoch. Bislang zählte das Bevrijdingsmuseum 10 000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr. Auch das verriet Lenders: In Groesbeek laufen derzeit die Planungen für ein neues Weltkriegsmuseum. Der Neubau soll 35 Millionen Euro kosten. Wird der Bau genehmigt, sollen dort bald internationale Forscher zu Hause sein. "Wir sind hoffnungsvoll, dass es klappt", sagte Lenders.

(sef)
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