Serie: So viel Fair-Trade steckt in Xanten Fairer Handel geht auch ohne Siegel

Xanten · Am Pausenkiosk am Städtischen Stiftsgymnasium gibt es Sesamriegel aus Nicaragua, Knabbereien aus Bolivien und Pfefferminzbonbons aus Costa Rica, aber auch biologisch angebaute Äpfel, Salate und Gemüsesorten vom Niederrhein.

 Fair geht vor: v. l. Ursula Simon, Leiterin des Schul-Kiosks, Larissa Bettray, 15 Jahre, und Zoe Sanders (16) von der Kenia Gruppe mit Macademia-Nüssen.

Fair geht vor: v. l. Ursula Simon, Leiterin des Schul-Kiosks, Larissa Bettray, 15 Jahre, und Zoe Sanders (16) von der Kenia Gruppe mit Macademia-Nüssen.

Foto: arfi

Fairtrade ist mehr als ein Siegel auf Produkten. Es ist die gewissenhafte Auseinandersetzung damit, woher unsere Produkte stammen und wie diese erzeugt, verarbeitet und gehandelt wurden. Der beliebte Pausenkiosk am Städtischen Stiftsgymnasium ist beispielhaft hierfür. Täglich kaufen dort hunderte Schüler ihre Pausensnacks ein. Angeboten werden Sesamriegel aus Nicaragua, Knabbereien aus Bolivien und Pfefferminzbonbons aus Costa Rica, aber auch Brötchen hiesiger Bäcker sowie biologisch angebaute Äpfel, Salate und Gemüsesorten aus der Region. "Es ist uns wichtig, den Kindern gesunde, qualitativ hochwertige und nachhaltige Produkte anzubieten", betont Ursula Simon, die den Kiosk leitet. Dabei müsse man nicht ausschließlich auf Siegel achten, ergänzte Schulleiter Franz-Josef Klaßen. Fairer Handel bedeute schließlich auch, regionale Bauern zu fördern, anstatt möglichst günstig bei Großhändlern einzukaufen.

Ebenso ohne offizielles Fairtrade-Siegel, aber zu 100 Prozent fair gehandelt, sind die Macadamianüsse, die das Kenia-Team von seiner vierwöchigen Reise mitgebracht hatte. Seit 2010 fahren jedes Jahr vier Stiftsgymnasiasten in Zusammenarbeit mit der Stiftung Welt:Klasse nach Kenia, um dort die Bauern nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen. Sie leben bei den Kleinbauern und helfen bei der Ernte. Vor drei Jahren wurde mit Hilfe der Stiftung Welt:Klasse zudem ein Processing-Center aufgebaut, das den Bauern die eigenständige Verarbeitung der Nüsse erlaubt. "Da sich die Macadamianüsse nur maschinell aufbrechen lassen, mussten die Afrikaner ihre Ernte zuvor an Unternehmen in China oder den USA verkaufen, was sie vom Weltmarkt abhängig machte.

Heute können die Bauern ihre Nüsse zu einem angemessenen Festpreis anbieten, wodurch sie nicht zuletzt auch ihre Kinder zur Schule schicken können", erklärte Team-Organisatorin Dagmar Roters. "Das ist Fairtrade par exellence", so Klaßen. "Durch den unmittelbaren Kontakt können wir sicherstellen, dass die Nüsse auf ganz einfachem Weg, ohne irgendwelche Zwischenhändler nach Deutschland gelangen", ergänzte er. 20 Kisten mit Macadamianüssen wurden dieses Jahr angefordert. Verkauft werden sie auf Märkten und Veranstaltungen vom nächstjährigen Kenia-Team, das somit seinen Auslandsaufenthalt finanziert. "Es reicht eben nicht aus, nur im Unterricht über fairen Handel zu sprechen. Man muss die Ideen auch - zumindest in dem Rahmen, der einem möglich ist - umsetzten, um die Kinder zum verantwortlichen Handeln zu erziehen", betonte der Schulleiter.

Bei Zoe Sanders (16) und Larissa Bettray (15) hat das Konzept funktioniert. Die beiden Mädchen fahren 2015 nach Kenia mit. Neben der anderen Lebensweise und Kultur vor Ort, lockt sie auch die Möglichkeit, das Macadamianuss-Projekt weiter zu unterstützen. "Es ist schön, einen Beitrag zu solch positivem Programm leisten zu können", sagten sie. Auch in Deutschland versuchen sie, möglichst fair zu leben. Etwa beim Kleidungskauf. "Es lässt sich zwar nicht generell vermeiden, Kleidung zu kaufen, und als Schülerin muss man dabei auch aufs Geld achten, inzwischen jedoch kaufe ich bewusster ein. Man muss sich nicht Mal eben so drei neue T-Shirts anschaffen", verdeutlichte Larissa.

(beaw)
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