Kreis FH-Gesetz: Bleibt Kreis nur die Lehre?

Kreis · wesel (thh) Das Turbo-Abi bedeutet auch mehr Studenten. 2013, wenn in NRW der doppelte Abiturjahrgang die Schulen verlässt, werden laut Prognosen rund 175 000 Schüler die Hochschulzulassung bekommen. Das sind 56 000 Schüler mehr als ein Jahr zuvor und rund 70 000 mehr als 2005. Vor diesem Hintergrund wächst der Druck, Studienplätze zu schaffen – vornehmlich in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Das braucht zeitlichen Vorlauf. Deshalb ist der Druck so stark in der aktuellen Fachhochschul-Debatte. Der Verteilkampf in den Kreisen Kleve und Wesel ist Ausdruck davon. Seit gestern liegt offiziell der Entwurf des "Fachhochschulausbaugesetzes" vor. Erste Lesung im Landtag soll am 28. oder 29. Januar sein. Die zweite ist am 1. oder 2. April. Das Gesetz soll am 1. Mai in Kraft treten.

Einer von drei neuen FH-Standorten ist der nördliche Niederrrhein. Nach jüngsten politischen Auseinandersetzungen, die im Brandbrief des Kamp-Lintforter Bürgermeisters Landscheidt an Ministerpräsident Rüttgers gipfelten, ist interessant, wie die Gesetzesvorlage die Aufteilung in den Kreisen Wesel und Kleve beschreibt.

Genannt ist hier die "Fachhochschule Nördlicher Niederrhein mit zusammen 2500 Studienplätzen in Kleve und Kamp-Lintfort (sowie gegebenenfalls an Studienorten in Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg und Wesel)". Der heftig debattierte Schlüssel – 2000 Studenten in Kleve, 500 für den Rest – steht nicht im Entwurf.

Investitionen am Hauptsitz

Der Teufel steckt im Formulierungsdetail: Nicht nur das "gegebenenfalls" lässt aufmerken. Auch der Begriff "Studienort" ist erklärungsbedürftig. Die sind im Gesetz so definiert, dass sie ohne neue und teure Labore auskommen. Stattdessen werden Labore an bestehenden FH's oder bei Unternehmen genutzt. Anders gesagt: der Studienort Wesel beispielsweise bekommt keine große Ausstattung, sondern bietet Lehrveranstaltungen. Aber die konkrete Umsetzung ist noch unklar, Entwicklungschancen sind weiter vorhanden.

Folge ist aber auch: die Ausgaben pro Studienplatz bleiben an den "Studienorten" gering, die Basisinvestititonen finden laut Gesetz an den jeweiligen FH-Hauptsitzen statt – und der ist am nördlichen Niederrhein Kleve. Mit dem Weg in verschiedene Studienorte – sozusagen in die Fläche – soll erreicht werden, dass die FH vor Ort präsent ist und Schnittstellen zur heimischen Wirtschaft und zu Ausbildern geschaffen werden.

(RP)
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