Kai Gottlob "Filmforum ist eine Kultureinrichtung"

Xanten · Der Geschäftsführer des Duisburger Filmforums über den Erfolg des Sommerkinos und den daraus folgenden "Luxusproblemen" sowie über die Aufgaben des kommunalen Kinos, die seit der Gründung 1970 noch gewachsen sind.

Am 13. Juli startet das Sommerkino im Landschaftspark Duisburg, für dessen Programmgestaltung das Filmforum verantwortlich ist. Viele, die online Karten im Vorverkauf ergattern wollten, gingen leer aus. Der Erfolg des Sommerkinos hat für so manchen Filmfreund deshalb auch einen bitteren Beigeschmack. Es gab über Facebook sogar halb-öffentliche Kritik am Vorverkaufsverfahren. Ist die berechtigt?

Gottlob Ich kann sehr gut verstehen, dass Menschen, die schon kurz nach dem Start des Vorverkaufs online keine Karte mehr bekommen konnten, frustriert sind. Aber mal ehrlich: Das ist bei beliebten Veranstaltungen oft so. Ich bin froh, denn wenn wir uns mit anderen Sommerkinos vergleichen, die bei schlechtem Wetter rote Zahlen schreiben, sind wir in einer sehr glücklichen Situation. Natürlich werden wir den Service beim Online- Ticketing und ganz speziell in den Vorverkaufsstellen verbessern. Was aber bleibt, ist der Umstand, dass die Nachfrage für viele Filme größer ist als das Platzangebot. Daran lässt sich nichts ändern, es sei denn, wir zeigen Filme, die niemand sehen will. Tun wir natürlich nicht. Die Gießhalle hat "nur" rund 1100 Plätze, und zeitlich können wir weder nach vorne noch nach hinten rücken wegen anderer Veranstaltungen im Landschaftspark. Und wenn wir andere Vorverkaufsmodelle einführen, dann verschieben wir dasselbe Problem nur zeitlich. Aber noch ein Tipp: Es lohnt sich auch jetzt noch, nach Karten im Sommerkino auf unsere Website zu schauen. Da gibt es zum einen wieder freigeschaltete Fehlbuchungen und zum anderen Rückläufer aus den Vorverkaufsstellen, denn nach dem Riesenandrang in den ersten Vorverkaufsstunden haben das nur noch wenige getan.

Es gibt in diesem Jahr erstmals vier Mitternachtsvorstellungen. Kann man nicht noch mehr solcher Zusatzvorstellungen anbieten?

Gottlob Die diesjährigen Mitternachtsvorstellungen sind ein Experiment. Wir müssen sehen, ob das funktioniert und sich bewährt. Man muss natürlich berücksichtigen, dass nicht alle Filme für Mitternachtsvorstellungen geeignet sind. Grundsätzlich sollte das Publikum in der Nacht mindestens 18 Jahre alt sein.

Wie bereits im vergangenen Jahr verzichtet das Filmforum auf eine Sommerpause und spielt auch in seinem "Stammhaus" am Dellplatz durch. Wie waren die Erfahrungen 2015?

Gottlob Wir waren damit zufrieden. Die Vorstellungen waren meist recht gut besucht. Schön ist auch, dass wir Filme, die im Sommer in die Kinos kommen, jetzt auch aktuell ins Programm aufnehmen können. Und nicht zuletzt laufen am Dellplatz im Sommer Filme, die im Landschaftspark schon ausverkauft sind wie beispielsweise "Birnenkuchen mit Lavendel" oder "Junges Licht", der große Erfolg von Adolf Winkelmann.

Als 1970 der Stadtrat über die Gründung des Filmforums zu entscheiden hatte, gab der damalige Kulturausschuss-Vorsitzende Josef Krings eine legendäre Begründung: Er las im Aussschuss einfach das aktuelle Kinoprogramm aus der Tageszeitung vor. Daraufhin stimmte der Duisburger Stadtrat einstimmig für das Filmforum, damit man in Duisburg wieder gute Filme sehen konnte. Hat das Filmforum heute die gleiche Aufgabe?

Gottlob Es hat sogar noch mehr Aufgaben als früher. Natürlich sehen die meisten im Filmforum den Ort für qualitativ hochwertige Filme. Wir bieten aber mehr als nur ein Arthouse-Programm. Der medienpädagogische Bereich ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Bei uns gibt es beispielsweise zahlreiche Schulvorstellungen oder auch Workshops für Jugendliche. Unser Kinderkino bietet zudem mehr als Unterhaltung. Alle Vorstellungen sind pädagogisch umrahmt, sind mehr als eine Kinderbelustigung. Unser Archiv ist überregional bekannt. Es umfasst mittlerweile 100.000 Filmplakate, Filmfotos und andere Archivalien. Hinzu kommt ein Filmarchiv mit Standorten in Duisburg und Düsseldorf und Sammlungsschwerpunkten beim Hollywood-Stummfilm sowie der Frühgeschichte des Kinos. Und einen ganz hohen Stellenwert haben die zahlreichen filmischen Dokumente zur Stadt- und Regionalgeschichte. Bei deren Erhaltung und Aufarbeitung erhalten wir große Unterstützung vom Land NRW.

Vor einigen Jahren wurden Pläne aus dem Rathaus bekannt, das Filmforum zu schließen. Gegen diese Pläne gab es Widerstand mit vielen Tausend Protestunterschriften. Wie man sieht, wurde das Filmforum nicht geschlossen. Wie schätzen Sie heute den Rückhalt der Duisburger Politiker für das Filmforum ein?

Gottlob Ich glaube, dass das Filmforum heute, durch fast alle Parteien, geschätzt wird. Unser Anspruch, eine Kultureinrichtung und nicht bloß eine kommerziell ausgerichtete Filmabspielstätte zu sein, wird anerkannt. Das stimmt unser gesamtes Team zuversichtlich. Dazu trägt nicht zuletzt der Förderverein "Freunde des Filmforums" bei, der zurzeit 267 Mitglieder hat.

(pk)
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