Xanten Filmwoche: Themen statt Twitter

Xanten · Im voll besetzten Filmforum wurde das Duisburger Dokumentarfilmfestival mit dem Film "Die anderen Plätze", der zum großen Teil in der Sportschule Wedau gedreht wurde, eröffnet. Eine RP-Jury vergibt den Publikumspreis.

 Die Publikumsjury (unten v.l.): Annegret Deupmann, Marianne Neumann, Rosa Menges und Lars Henriksson. Oben (v.l.): Petra Müller, Petra Feuersenger, Margret Katharina Daniels und Redakteur Peter Klucken als Jury-Begleiter.

Die Publikumsjury (unten v.l.): Annegret Deupmann, Marianne Neumann, Rosa Menges und Lars Henriksson. Oben (v.l.): Petra Müller, Petra Feuersenger, Margret Katharina Daniels und Redakteur Peter Klucken als Jury-Begleiter.

Foto: probst

Werner Ruzicka, seit Jahrzehnten Leiter der Duisburger Filmwoche, zeigte jetzt bei der Eröffnung der 41. Ausgabe genauso wenig Ermüdungserscheinungen wie das Festival selber. Wie auch in den vergangenen Jahren war das Filmforum rappelvoll. Unter den Besuchern, die bis Samstag das Festival verfolgen, sind auffallend viele junge Leute; meist Studenten von Filmhochschulen oder junge Filmemacher, die entweder selber mit einer Produktion im Wettbewerb präsent sind oder solche, die in Duisburg lernen wollen oder Anregungen suchen. Die Duisburger Filmwoche starte zwar nun in ihr fünftes Jahrzehnt, aber Routine sei nicht eingekehrt, sagte Ruzicka in seiner Begrüßung. "Themen statt Twitter" sei das Merkmal des Festivals, bei dem jeder Film im Anschluss - ohne Konkurrenzprogramm - diskutiert wird.

 Zwei Szenen aus dem Dokumentarfilm "Die anderen Plätze".

Zwei Szenen aus dem Dokumentarfilm "Die anderen Plätze".

Foto: filmwoche

Eröffnet wurde nicht nur die Filmwoche, sondern auch das daraus vor 16 Jahren hervorgegangene "doxs!"-Festival, bei dem es um internationale Dokumentarfilme für junge Leute geht. Gudrun Sommer, Initiatorin und Leiterin von "doxs!", stellte in ihrer Rede heraus, wie stark der Blick von Kindern und Jugendlichen das dokumentarische Genre belebe. Und Ruth Fischer, Filmreferentin im Landesministerium, brachte die Filmwoche mit dem berühmten Beuys-Motto in Verbindung "Wer nicht denken will, fliegt raus." Gut kam auch die Begrüßung von Oberbürgermeister Sören Link an, der, auf Trump anspielend, sagte, dass mit Bildern Politik gemacht werde und dass die Filmwoche genau unter anderem auch diese Problematik in den Blick nehme.

Xanten: Filmwoche: Themen statt Twitter
Foto: Filmwoche

Nach den Ansprachen, die durchaus die Qualität eines interessanten filmtheoretischen Exkurses hatten, wurde als deutsche Erstaufführung die Dokumentation "Die anderen Plätze" von Marco Kugel und Simon Quack gezeigt. Es passte zur Dramaturgie der Filmwoche, dass die eineinhalbstündige Produktion zum großen Teil in der Sportschule Duisburg-Wedau gedreht wurde. Dort werden von der Spielergewerkschaft (so etwas gibt es) Camps angeboten, bei der arbeitslose Profi-Fußballer für ein Comeback fit gemacht werden sollen. Das Thema ist toll, und die beiden Filmautoren kommen auch recht nahe an die Spieler ran, die mit erstaunlich vielen Liegestützen gegen ihre Arbeitslosigkeit ankämpfen. Mit den Spielern, deren Gesichter in Großaufnahmen erscheinen, hören wir den Motivationsreden der Trainer zu. "Das Scheitern ist die Normalität", sagt einer von ihnen. Genau diese Kernaussage zeigt "Die anderen Plätze" aber nicht. Was dem Film fehlt, ist das Sichtbarmachen des Damoklesschwertes, das über den Sportlern schwebt, von denen vermutlich die meisten vergeblich davon träumen, vom Fußball leben zu können. Stattdessen setzt der Film allzu stark auf das Prinzip Hoffnung. Zwar sieht man die Strapazen des Trainings, das gelegentlich auch bei strömenden Regen durchgeführt wird, man ist bei den standardisierten Gesundheitschecks dabei, doch gibt es immer wieder Bilder, bei denen die jungen, im Grunde erfolglosen Fußballer als Himmelsstürmer erscheinen: Etwa, wenn sie, aus der Froschperspektive gefilmt, vor dem Hintergrund eines strahlend blauen Himmels auf den Platz einlaufen. Dem Film hätte es gutgetan, wenn das Ringen der jungen Fußballer um eine zweifelhafte Sportlerkarriere eindeutig in den Focus gerückt worden wäre. Würden die Szenen anders geschnitten und verzichteten die Filmemacher auf Wiederholungen, würde die Dokumentation gewinnen.

Mit der Vorführung des Eröffnungsfilms begann auch die Arbeit der Juroren, darunter auch RP-Leser, die am Ende des Festivals am Samstag den Publikumspreis für den beliebtesten Film des Festivals wählen werden.

In diesem Jahr gehören der Leser-Jury an: Margret Katharina Daniels, Annegret Deupmann, Petra Feuersänger, Lars Henriksson, Rosa Menges, Petra Müller und Marianne Neumann.

Die Filmwoche wird heute ab 10 Uhr im Filmforum am Duisburger Dellplatz fortgesetzt. Weitere Info gibt es im Internet unter www.duisburger-filmwoche.de

(pk)
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