Xanten Finanzamt verlässt Moers

Xanten · Das Gebäude an der Unterwallstraße ist sanierungsbedürftig. Als neuer Standort ist Kamp-Lintfort im Gespräch.

Ein Kommunales Rechenzentrum, eine Hochschule und demnächst wohl auch eine Finanzverwaltung - so lautet die richtige Antwort auf die Frage: Was hat die Mittelstadt Kamp-Lintfort, was die Großstadt Moers nicht hat?

Sicher ist: Die geschätzt rund 300 Mitarbeiter des Moerser Finanzamts werden das in die Jahre gekommene Verwaltungsgebäude an der Unterwallstraße 1 zum Ende des Jahres verlassen - dem Vernehmen nach in Richtung eines der modernen Bürogebäude des ehemaligen Handyherstellers BenQ in Kamp-Lintfort. Nach dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein wäre das ein weiteres "Stück Großstadt", das Moers an die weniger als halb so große Nachbarkommune Kamp-Lintfort verliert. Die Immobilie gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB).

"Dass Kamp-Lintfort der neue Standort wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren - wir befinden uns noch in Gesprächen", sagte eine BLB-Sprecherin gestern auf Anfrage unserer Redaktion. "Richtig ist, dass wir den Mietvertrag in Moers zum 31. Dezember 2018 gekündigt haben, weil das Gebäude vor allem in Bezug auf den Brandschutz sanierungsbedürftig ist. Das heißt, es wird kurzfristig nach einer Lösung gesucht."

Sei der Landesbetrieb auf der Suche nach einer Immobilie, so die Sprecherin, würden grundsätzlich mehrere potenzielle Standorte gesucht und von unabhängigen Gutachtern bewertet. Die Wirtschaftlichkeit spiele bei der Entscheidung dann letztendlich die elementare Rolle.

Der Stadt Moers sind die Umzugspläne der Landesbehörde auch erst seit ein paar Tagen bekannt. "Das Gerücht ist kurz vor Weihnachten über Hörensagen bei uns aufgeschlagen, daraufhin hat der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp nachgehakt und von der Kündigung erfahren", sagt Stadtsprecher Klaus Janczyk. "Aus unserer Sicht ist das schon ärgerlich, auch, weil wir gerne unsere Hilfe bei der Suche nach einer möglichen alternativen Immobilie in Moers angeboten hätten." Schließlich, so Janczyk, sei das Finanzamt über Jahrzehnte in der Stadt gewesen. "Und mit den Mitarbeitern verschwindet immerhin eine gewisse Kaufkraft aus der Moerser Innenstadt."

Nach Informationen der Stadt Moers soll der Mietvertrag in Kamp-Lintfort bereits in relativ trockenen Tüchern sein und über 20 Jahre laufen.

Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt würde das freuen. Von dem Gerücht, dass die Finanzverwaltung nach einem neuen Finanzamtstandort sucht und das ehemalige BenQ-Gebäude im Visier hat, habe er auch schon gehört, sagt er. "In der Vergangenheit war die Immobilie immer nur temporär vermietet, insofern ist es natürlich gut, wenn so Leerstand vermieden wird. Ein Konkurrenzdenken der Städte untereinander gibt es aber nicht. Wichtig ist doch, dass das Finanzamt in der Region bleibt", sagt er.

(RP)
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