Xanten Flüchtlinge bald in den leeren Schulen

Xanten · Gut 200 Interessierte kamen gestern zur Bürgerinformation. Bürgermeister Görtz sagte, dass noch im Dezember die ersten Asylsuchenden in Birten und Vynen untergebracht werden. Es könnten jeweils bis zu 60 Menschen dort wohnen.

Xanten: Flüchtlinge bald in den leeren Schulen
Foto: Armin Fischer

Die Gebäude der früheren Grundschulen von Birten und Vynen werden sehr bald als Unterkunft für Flüchtlinge dienen. Bei einer Bürgerinformation, zu der trotz sehr kurzfristigen Einladung gestern gut 200 Interessierte gekommen waren, sagte Bürgermeister Thomas Görtz, dass nach kurzen Umbauten noch im Dezember die ersten Asylsuchenden dort untergebracht werden. Pro Klassenzimmer könnten bis zu zehn Personen Platz finden, so dass in beiden Gebäuden jeweils bis zu 60 Menschen wohnen werden.

"Das war nicht mein Plan", versicherte Görtz. Aber angesichts der stetig steigenden Zahlen von Neuankömmlingen, die versorgt werden müssen, sei er mit seinem Latein am Ende. In der früheren Förderschule gebe es noch 54 Plätze, allein im vergangenen Monat seien 80 Menschen neu nach Xanten gekommen. Es gehe nicht anders, als die leerstehenden Gebäude zu nutzen. Derzeit gebe es keine Alternative. Dabei handele es sich dann um vorübergehende Unterkünfte nach Ordnungsrecht, nicht um dauerhafte Einrichtungen. Görtz verhehlte aber nicht, dass kurzfristig nicht nur zwei Monate bedeutet, sondern das man für 2016 auf jeden Fall ganzjährig von dieser Nutzung ausgehen müsse. An der Dorfentwicklungsplanung und einer anderen Nutzung der Gebäude werde man in der Verwaltung weiterarbeiten. Die Turnhallen sollen weiter genutzt werden können, zu abzusprechenden Zeiten würden die Sanitärräume aber auch den Flüchtlingen zur Verfügung stehen.

Es gab kritische Nachfragen. So von Hermann Janßen aus Birten, der das Umfeld im Dorf nicht für geeignet hält und die Stadt aufforderte, eher Gewerbehallen zu nutzen. Sein Sohn Thomas forderte, die Kindergarteneltern mit einzubeziehen, um die Chance auf Integration zu nutzen.

Görtz sagte, dass es aus seiner Sicht eine gerechte Verteilung sei, das ganze Stadtgebiet einzubeziehen. Er halte nichts davon, Flüchtlinge auf der grünen Wiese am Stadtrand unterzubringen. "Menschen gehören dahin, wo auch andere Menschen sind. Mitten unter uns." Man wolle sicherstellen, dass das Dorfcafé in Vynen weiterhin samstags stattfinden kann. Es wäre doch gut, wenn die Menschen dort dann mit den Flüchtlingen ins Gespräch kommen.

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Foto: dpa, rwe jai

Die eindrucksvollste Äußerung gab es von einer türkisch-stämmigen Dame, die vor vier Jahren aus der Großstadt Essen nach Vynen gezogen ist. Sie habe im Gespräch mit ihren deutschen Freundinnen gemerkt, welche Ängste da sind und sie verstehe sie auch. "Aber denken Sie daran: Da kommen Menschen. Menschen, die Schlimmes erlebt haben. Keine Monster oder Schwerverbrecher. Geben Sie Ihnen eine Chance!"

Die Stadt Xanten sucht weiterhin dringend Wohnungen oder Häuser, um Flüchtlinge unterzubringen.

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(RP)
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