Xanten Flüchtlinge erzählen ihre Geschichte

Xanten · Der Arbeitskreis Asyl bringt in Emilies Café an der Klever Straße Flüchtlinge und Xantener ins Gespräch miteinander.

 In Xanten gestrandete Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern wie Syrien, Albanien, Bangladesch oder Tschetschenien kamen gern zur Gesprächsrunde in Emilies Café.

In Xanten gestrandete Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern wie Syrien, Albanien, Bangladesch oder Tschetschenien kamen gern zur Gesprächsrunde in Emilies Café.

Foto: Armin Fischer

Es war ein beeindruckendes Bild des gegenseitigen Respekts und der Toleranz, das sich Besuchern jetzt in Emilies Café an der Klever Straße bot. Auf Einladung des Arbeitskreises Asyl treffen sich in Xanten gestrandete Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern der Erde wie Syrien, Albanien, Bangladesch oder Tschetschenien zu einem lockeren Plausch bei Kaffee, Tee und Kuchen. "Mein Vater hat mir gesagt, dass Räumlichkeiten gesucht werden, und da das Café von Montag bis Mittwoch geschlossen hat, habe ich selbstverständlich meine Unterstützung angeboten", erzählt Emilie Timmermanns, während sie für ihre Gäste Kuchen backt.

Damit sie nicht nur in der Küche steht, weist die Café-Besitzerin darauf hin, dass die Gäste selbstverständlich Kekse und Kuchen mitbringen dürfen. "Es wäre schön, wenn uns die Flüchtlinge auch einmal die Leckereien aus ihren Ländern vorstellen könnten", wünscht sie sich.

Mehr als 70 Flüchtlinge sind der Einladung an diesem Tag gefolgt. Es ist eng und gemütlich, Kinder aus verschiedenen Ländern schieben die Tische aneinander, malen gemeinsam. Eine Mutter aus Eritrea unterhält sich mit einer Albanerin und nutzt dafür mehr Gesten als Worte. Die Verständigung ist schwierig, aber sie funktioniert. Zwischendurch schnappt sich immer mal wieder einer der Neuankömmlinge das Mikrofon und erzählt seine ganz persönliche Geschichte. "Ich spreche arabisch, könnte hier und da übersetzen, aber das mache ich ganz bewusst nicht. Es ist auch der Klang der fremden Sprache, der das besondere Flair hier ausmacht", berichtet Dr. Gudrun Esser, die diese Treffen einmal im Monat mit Gisa Köpp organisiert.

Die Menschen fühlen sich hier wohl und sicher. Dennoch haben sie Angst. Angst davor, dass ihre Familien daheim für die Flucht bezahlen müssen. Deshalb wollen sie auf keinen Fall, dass ihr Name in der Zeitung erscheint. "Meine Eltern sind zu alt für die Flucht, sie mussten in Syrien bleiben. Außer ihnen weiß niemand, dass ich hier bin. Ein Name lässt sich im Internet leicht finden", erzählt einer der jungen Männer. 17 Tage und Nächte war der 25-Jährige auf der Flucht. Er ist Informatiker, möchte sein Studium in Deutschland wiederholen und dann als Netzwerk-Ingenieur arbeiten. Die Terroranschläge von Paris bestimmen an diesem Nachmittag auch hier die Gespräche. "Der IS zeigt keinesfalls ein Bild vom Islam, sondern das genaue Gegenteil. In keiner Religion der Welt ist es erlaubt, dass ein Mensch den anderen tötet", ereifert sich ein Iraker.

Ein Syrer, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte, erklärt in sehr gutem Englisch: "Wir respektieren die Deutschen und ihre Regeln, wir möchten uns möglichst schnell integrieren und ein Teil dieser Gesellschaft werden." Und dann fügt er einen Satz hinzu, der einige Menschen nachdenklich stimmen sollte: "Wir haben auch großen Respekt für jeden, der gegen uns ist. Wir akzeptieren ihre Ängste."

(erko)
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