Giovanni Malaponti Flyer fürs Girokonto auch auf Arabisch

Xanten · Die Sparkasse am Niederrhein hat rund 1000 Konten für Asylbewerber und Flüchtlinge eröffnet. Probleme gebe es kaum.

 Giovanni Malaponti an seinem Schreibtisch bei der Sparkasse am Niederrhein.

Giovanni Malaponti an seinem Schreibtisch bei der Sparkasse am Niederrhein.

Foto: Hans-Jürgen Bürger

Rheinberg/Xanten Ein Girokonto für Flüchtlinge und Asylbewerber, die oftmals nicht einmal Ausweispapiere haben: Geht das überhaupt? Die RP sprach mit Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein.

Herr Malaponti, können Flüchtlinge beziehungsweise Asylbewerber ein Konto bei der Sparkasse eröffnen?

Giovanni Malaponti Selbstverständlich. Flüchtlinge haben die Möglichkeit, ein ganz normales Girokonto auf Guthabenbasis bei uns zu eröffnen. Die Inhaber können mit der zugehörigen Sparkassenkarte Geld in unseren Geschäftsstellen oder am Geldautomaten abheben, Überweisungen vornehmen sowie Daueraufträge und Lastschriften beispielsweise für Mobilfunkverträge einrichten. Viele nutzen dazu unser Online-Banking. Wir haben uns bereits Ende 2014 eng mit den sechs Kommunen unseres Geschäftsgebietes zwischen Moers und Xanten darauf verständigt, diese Kontoeröffnungen möglichst unbürokratisch vorzunehmen. Das hat sich in der Zeit, als der Zustrom der Menschen besonders stark wurde, bewährt.

Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Malaponti Wie bei allen anderen Eröffnungen von Girokonten benötigen wir auch hier gültige Legitimationspapiere. Da die allermeisten Flüchtlinge keine Ausweispapiere ihres Heimatlandes bei sich tragen, können wir sogenannte Duldungen oder Ankunftsnachweise akzeptieren. Das sind offizielle Papiere mit dem Stempel der ausstellenden Behörde.

Ist die Sparkasse in einer anderen Position als andere Geldinstitute?

Malaponti Als öffentlich-rechtliche Sparkasse war es schon immer unsere Aufgabe, für jeden Menschen ein Girokonto zu eröffnen. Ich betrachte das ganz persönlich als einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, denn ohne Girokonto kann man schlicht nicht am ganz normalen Leben teilnehmen. Der größte Teil aller Zahlungsvorgänge wird hierzulande bargeldlos abgewickelt. Bis Juni dieses Jahres gab es die gesetzliche Verpflichtung zum Konto für jedermann tatsächlich nur für uns. Mit dem Inkrafttreten des Zahlungskontengesetzes muss aber nun jedes Kreditinstitut einem Kunden ein Basiskonto anbieten.

Wird dafür geworben?

Malaponti Gerade wegen der häufigen sprachlichen Barrieren bieten wir seit Oktober des vergangenen Jahres sowohl in unseren Geschäftsstellen als auch in unserer Internet-Filiale Flyer auf Arabisch, Englisch und Französisch an, in denen genau beschrieben wird, welche Möglichkeiten unser Girokonto bietet, was man tun muss und welche Sicherheitsaspekte zu beachten sind.

Wie sind die Erfahrungen bisher? Wie viele sind eröffnet worden?

malaponti Die Erfahrungen sind durchweg gut. Die Beraterinnen und Berater in unseren Geschäftsstellen berichten, dass die Kontoeröffnungen völlig reibungslos laufen. Die Menschen sind freundlich und freuen sich, weil alles so unkompliziert geht. Bislang haben wir rund 1000 Konten eröffnet.

In Orsoy liegt die ZUE mit insgesamt rund 400 Bewohnern unmittelbar neben der Sparkassen-Geschäftsstelle. Ist das Interesse denn dort besonders groß?

Malaponti Na klar, das ist doch der nächste Weg. Wir merken zudem sowohl in Orsoy, aber auch andernorts: Die Verweildauer der Menschen in den Unterkünften wird länger, und damit steigt auch die Anzahl der Konten.

RP-REDAKTEUR UWE PLIEN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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