Xanten Forellen finden wieder reißenden Absatz

Xanten · Der erste Samstag im September steht in den Terminkalendern von Fischliebhabern vom Niederrhein, denn dann ist Fischerhüttenfest.

 Frank Köhler (oben) mit geräuchertem Fisch, Felix Rösen mit ungeräuchertem. So war für jeden Fischliebhaber etwas dabei.

Frank Köhler (oben) mit geräuchertem Fisch, Felix Rösen mit ungeräuchertem. So war für jeden Fischliebhaber etwas dabei.

Foto: Armin Fischer

"Wir haben ein paar Ziegelsteine aufeinander gestapelt, einen Rost draufgelegt und Fisch gegrillt. Das fanden die Spaziergänger und Radfahrer so interessant, da haben wir uns gesagt, das machen wir jetzt öfter" erinnert sich Günther Rinnen an den Vorläufer des Lüttinger Fischerhüttenfestes im Jahre 1998. Rinnen ist eines von 17 Mitgliedern der "zwölf Apostel", einer engagierten Arbeitsgruppe des Heimat- und Bürgervereins Lüttingen. Weil die Lüttinger Apostel keine Anhänger eines Glaubens, sondern echte Rheinfischer waren, die sich nach getaner Arbeit in der Fischerhütte versammelten, hat das Fest eine jahrhundertelange dörfliche Tradition. Mittlerweile steht der erste Samstag im September in den Terminkalendern von Fischliebhabern aus dem gesamten Niederrhein und angrenzenden Rheinland. "Es kommen Menschen aus Düsseldorf, die sich eine Ferienwohnung in Lüttingen mieten, um am Fischerhüttenfest teilzunehmen", sagt Werner Weniger. Der Rentner ist Mitglied beim Angelsportverein (ASV) Neunauge, der gleich mit zwei großen Räucheröfen im Einsatz ist. Die knusprig braunen Forellen frisch aus dem Ofen finden auch in diesem Jahr reißenden Absatz. "Wir haben 640 Forellen mitgebracht. Die Hälfte ist schon verkauft und das nach eineinhalb Stunden", freut sich Wolfgang Jansen. Kein Wunder, denn bei angenehmen Temperaturen haben rund 500 Menschen unter dem riesigen Fallschirm und auf der Wiese Platz genommen, und es kommen immer mehr. "Wir liegen an einer beliebten Radfahrroute, die Menschen kommen, verweilen ein Stündchen und ziehen wieder weiter. Erfahrungsgemäß werden es auch heute wieder über 2000 Besucher", mutmaßt Werner Weniger.

Nur die berühmten Lüttinger Neunaugen werden nicht mehr angeboten. "Die stehen mittlerweile unter Artenschutz", bedauert Weniger. Den musikalischen Auftakt gestaltete traditionell das Tambourcorps der St.-Pantaleon-Bruderschaft Lüttingen mit einem Platzkonzert am Ufer der Südsee. Mit dem Kinder- und Jugendchor "Blaue Saphire" der Regenbogen-Musikschule Xanten präsentierte sich im Anschluss der musikalische Nachwuchs der Domstadt. Neben bekannten Hits wie etwa "Die perfekte Welle" zeigten sich die Kids unter der Leitung von Irena Möbus mit einer wunderschönen Hymne auf den Niederrhein heimatverbunden. Wenn die Wellen sanft ans Ufer plätschern und es überall nach gebratenem Fisch duftet, dürfen natürlich auch die klassischen Seemannslieder nicht fehlen. Mit Evergreens wie "Nimm mich mit Kapitän" oder dem vielfach besungenen "Schifferklavier" sorgten die "Niederrhein-Matrosen" vom Shanty Chor Vynen unter der Leitung von Edith Maas für eine Portion Fernweh. Wer dadurch auf den Geschmack gekommen ist, darf gerne selber zur See fahren, und zwar auf einer Segeljolle der Wassersportfreunde Lüttingen. "Der Jahresbeitrag beträgt 70 Euro. Dafür liegen zwei Boote im Hafen bereit, die man über eine App jederzeit buchen kann", erklärt Ulrich Pulheim das Vergnügen auf Nord- und Südsee.

Neben "Gourmet-Matjesbrötchen", Seelachs und Zander hatten die Apostel auch echte Spezialitäten wie Garnelen im Kartoffelnest im Angebot. Eine weitere, eher niederrheinische Spezialität, bot Detlev Achterberg an: Reibekuchen mit Lachs. "Wer keinen Fisch mag, bekommt sie auch mit Apfelmus", erklärt Apostel Detlev. Dass er an diesem Tag ordentlich ins Schwitzen kommt, hat ebenfalls Tradition. "Für die heißen Sachen sind bei uns die Männer verantwortlich", so Achterberg.

(erko)
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