Xanten Für die kleine Nike ist Kirmes ganz groß

Xanten · Karussell fahren, Enten angeln, Pommes essen: Nike ist zum ersten Mal auf der Xantener Kirmes. Am Familientag erobert die Dreijährige mit ihrer Mutter und Großmutter das Volksfest in den engen Gassen der Innenstadt.

 Nike, drei Jahre alt, auf der Xantener Kirmes.

Nike, drei Jahre alt, auf der Xantener Kirmes.

Foto: Julia Lörcks

Durch das Michaelstor erreicht Nike, drei Jahre alt, den Xantener Markt. Sie schaut nach rechts, sie schaut nach links, nimmt den Finger in den Mund, beißt sich auf die Lippe. Rechts steht das Fahrgeschäft "Baby 2000", links das Kinderkarussell mit den vielen bunten Disney-Figuren. "Mama, guck' mal da. Und da. Und da." Sie kann sich in diesem Moment nicht entscheiden. Zwei Stunden später steht fest: Sie hat auf beiden Geräten ihre Runden gedreht. Und was war am schönsten? "Alles", sagt sie.

Damit spricht sie den vielen Schaustellern, die es im Land gibt, vermutlich aus tiefstem Herzen. Einer davon ist Frank Hakelberg. Er ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes - die Berufsspitzenorganisation der Branche in Berlin. Nach dessen Angaben gibt es zwar immer noch 9900 Volksfeste in Deutschland, doch die Anzahl, vor allem bei den kleinen Veranstaltungen, schrumpft erheblich. Innerhalb von zwölf Jahren sogar um fast 25 Prozent. "Der Freizeitsektor hat sich geändert, damit haben wir zu kämpfen. Gab es früher lediglich die Kirmes in der Stadt, so konkurrieren wir heute mit dem örtlichen Weinfest, der Gourmetmeile oder der Modenschau. Man kann selbst für 29 Euro nach Spanien fliegen", sagt Hakelberg. Nichtsdestotrotz erfreuen sich viele Veranstaltungen immer noch großer Beliebtheit. Vor allem dann, wenn sie in der Stadt verankert sind.

 Beim Entenangeln gab es die Trommel, viel interessanter waren aber die Fahrgeschäfte.

Beim Entenangeln gab es die Trommel, viel interessanter waren aber die Fahrgeschäfte.

Foto: Julia Lörcks

Das ist in Xanten gewiss der Fall. "Hier hat die Kirmes eine lange Tradition", sagt auch Helmut Thimm. Thimm (57) arbeitet beim Ordnungsamt der Stadt und hat dort seit vier Jahren die Funktion des Marktmeisters inne. Heißt: Er organisiert die Fahrgeschäfte, Verkaufsstände und Imbissbuden und schaut, dass an den Kirmestagen auch alle Sicherheitsaspekte in den engen Gassen der Innenstadt eingehalten werden. Für ihn sowie für den hiesigen Schaustellerchef Dirk Janßen (48) ist die Xantener Kirmes vor allem eine Familienkirmes. Und damit liegt sie im Trend. "Ging es vor einigen Jahren hauptsächlich um höher, schneller, weiter, so stehen jetzt mehr die Familien, vor allem auch die Großeltern mit ihren Enkelkindern im Vordergrund. "Gut ist es, wenn die Zuwegung barrierefrei ist und Oma und Opa sich auch einmal hinsetzen können", sagt Hakelberg.

Nike ist zum ersten Mal auf der Xantener Kirmes. Auf eine Pause mit Mama und Oma hat sie wenig Lust. Dennoch lässt sie sich auf eine kleine Pommes mit Fanta überreden. Aber nur kurz. Und währenddessen schweifen ihre Blicke die ganze Zeit durch die Gegend. Auf die Frau mit den Heliumballons. "Mama, guck' mal, ein Olaf-Ballon, den will ich auch haben." Auf die Raupe. "Darf ich da auch drauf?" Und auf das Kind am Nachbarstisch, das mit einer Trommel spielt. Diese hat Nike wenige Minuten später auch um den Hals. Beim Entenangeln gab es freie Auswahl.

Zum Abschluss gab es eine Pommes.

Zum Abschluss gab es eine Pommes.

Foto: Julia Lörcks

Viel interessanter sind für sie aber die Fahrgeschäfte. Und hier hat Xanten vor allem für Kleinkinder eine Menge zu bieten. "Baby 2000", "Truck Stop", "Trampolinspringen" - um nur drei zu nennen. Nike sind die Namen egal, Hauptsache, das Karussell dreht sich, blitzt und blinkt und geht zudem noch hoch hinauf. "Mama, da möchte ich drauf." Sie zeigt auf den Polizeihubschrauber. Davor war es der Gabelstapler, davor das Flugzeug. "Alles dreht sich, alles bewegt sich", sagt auch Sandra Voss aus Kerken. Ihr gehört das Kinderkarussell "Disneyland" und sie weiß ganz genau, worauf es bei kleinen Kindern ankommt.

In den zwei Stunden haben Nike, Mama und Opa knapp 30 Euro ausgegeben. Damit liegen sie über den durchschnittlichen Ausgaben auf einem Volksfest. Die betragen laut Schaustellerbund 22,20 Euro. Dazu sei gesagt, dass der Freitag in Xanten der Familientag ist, an anderen Tagen sind die Preise etwas höher.

Apropos Familientag: Dieser fand in diesem Jahr zum letzten Mal an eiem Freitag statt, wie Janßen bekanntgab. 2018 ist er am Montag. Das hängt wiederum mit dem Feuerwerk zusammen, das im nächsten Jahr erstmalig am Freitagabend stattfinden wird. "Wir hoffen, dass dadurch die Besucher länger auf der Kirmes bleiben", sagt Janßen.

Wer in diesem Jahr die Xantener Kirmes besuchen möchte, hat dazu noch heute, morgen und Montag Gelegenheit. Samstag und Sonntag ist buntes Kirmestreiben. Am Montag ist dann Abschluss mit großem Höhenfeuerwerk bei Einbruch der Dunkelheit angesagt.

(jul)
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