Xanten Fulminanter Abend mit dem Unichor

Xanten · Unter dem Motto "Neugeboren" präsentierte die Dirigentin Silke Löhr mit ihrem Chor ein hochwertiges Programm.

 Dirigentin Silke Löhr gab mit Leib und Seele den Takt vor.

Dirigentin Silke Löhr gab mit Leib und Seele den Takt vor.

Foto: Armin Fischer

Mit rund 120 Sängern gastierte zum siebten Mal der Unichor der Heinrich- Heine Universität Düsseldorf auf Einladung des Vereins zur Erhaltung des Xantener Domes. Der Vorsitzende Hans-Wilhelm Barking freute sich, das 16. Benefizkonzert zu Epiphanias eröffnen zu können und war von der überwältigenden Anzahl der Besucher angetan. Es mussten Stühle nachgestellt werden, so groß war der Andrang der Gäste.

Unter dem Motto "Neugeboren" hatte Silke Löhr, die langjährige Dirigentin und Akademische Musikdirektorin der Universität Düsseldorf, ein sowohl inhaltlich als auch musikalisch hochwertiges Weihnachtsprogramm zusammengestellt. Texte und Melodien erklangen in der ersten Konzerthälfte zunächst altbekannt traditionell, während sich der zweite Teil einer freieren, experimentelleren Klangsprache bediente. Die Zuhörer erlebten einen stimmgewaltigen, disziplinierten und auf Harmonie bedachten Chor in höchster, lebendigster Beweglichkeit.

Den Auftakt bildete Johann Pachelbels achtstimmiger barocker Hymnus "Singet dem Herrn ein neues Lied". Effektvoll wirkte dabei die räumliche Trennung der beiden vierstimmigen Chöre vor der Orgel und vom Altarraum aus. Aufmerksam und temperamentvoll, mit dem Blick auf jede Stimmlage leitete Löhr ihre Sänger sicher durch die anspruchsvollen Passagen. Dem Chor schien das zu gefallen, der Musizierstil wirkte schwungvoll freudig. Organist Carsten Ehret, Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Leichlingen, spielte als solistisches Orgelwerk Buxtehudes "Wie schön leuchtet der Morgenstern" und von Hans Friedrich Micheelsen den letzten Satz seines Orgelkonzerts "Morgenstern".

Wie kontrastreich Chormusik sein kann, demonstrierte Silke Löhr mit ihren Frauen und Männern im Adventslied "Veni, veni Emmanuel". Die aus der Gregorianik stammenden Melodien veranlassten immer wieder Komponisten wie den Ungarn Zoltán Kodály oder den Norweger Ola Gjeila, sich der schlanken Einstimmigkeit zu widmen und daraus enorm homogen und flexibel volltönende Klangsätze zu entwickeln. Die Intonation klang rein, der ausgewogene Gesang besonders im piano pianissimo war beeindruckend natürlich, feinste Modulationen wurden agil ausgeformt.

"I wonder as I wander", dieses melancholische Lied inspirierte John Rutter zu einem berührenden vierstimmigen Chorsatz, der durch seine typisch lichte Textur, seine fein durchgehörte Textausdeutung und reiche, farbige Harmonik besticht. Nuancenreich wusste Silke Löhr die Gesangsphrasen des Ensembles im fast 400 Jahre alten kanadischen Weihnachtslied "Huron Carol" zu formen und verlieh in einem neuzeitlichen, meditativen Arrangement von Eleanor Daley dieser Weise eine ganz eigene, charismatische Atmosphäre. Frenetischer Schlussapplaus belohnten alle Mitwirkenden für einen fulminanten Chorabend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort