Interview: Rp-Serie 50 Jahre Lebenshilfe Unterer Niederrhein (teil 3) Gemeinsam Spaß am Kochen entdecken

Xanten · Einmal monatlich findet im Freizeittreff der Lebenshilfe in Xanten ein Kochkurs für Menschen mit Behinderung unter dem Motto "Kochen - gesund und lecker" statt. Hier wird gemeinsam gekocht, gegessen - und auch viel geredet.

Interview: Rp-Serie 50 Jahre Lebenshilfe Unterer Niederrhein (teil 3): Gemeinsam Spaß am Kochen entdecken
Foto: Fischer, Armin

Selbstgekochtes schmeckt doch am besten. Und da gemeinsam Kochen gleich doppelt so viel Spaß macht, gibt es im Freizeittreff der Lebenshilfe am Waldblick in Xanten regelmäßig einen Kochkurs. Mit Hilfestellung der beiden Sozialpädagoginnen Hedwig Kreiten und Christa Hameling kocht hier eine Gruppe von Menschen mit Behinderung alle vier Wochen donnerstags gemeinsam ein leckeres Menü.

Gekocht wird dabei das, was den Teilnehmern - momentan sind es fünf Frauen - schmeckt. Und das ist einiges: Kartoffelpüree, Aufläufe, selbst gemachte Frikadellen, Spaghetti-Bolognese oder Milchreis, die Liste an Lieblingsgerichten ist lang. Nicht einfach, zu entscheiden, was da einmal monatlich gemeinsam gekocht wird. Dieses Mal ist die Wahl auf Kartoffel-Kohlrabi-Gratin mit Möhren und Hähnchen im Speckmantel gefallen.

Doch: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", erklärt Ramona Hövelmanns. Das heißt, bevor gemütlich gegessen werden kann, gibt es allerhand zu tun. Während sie vorsichtig die Kartoffeln pellt, ist Gisela Breuer gerade damit beschäftigt, ein Bund Möhren in mundgerechte Stücke zu schneiden während Melanie Weiß, die auch in der Lebenshilfe-Werkstatt in der Küche arbeitet, der Kohlrabi zu Leibe rückt. Anschließend kommt alles zum Weichkochen in einen Topf, bevor es, sauber geschichtet und mit Sahne und Käse verfeinert in den Ofen wandert. Parallel sind Diane Herting und Ulrike Miss mit dem Nachtisch beschäftigt. Der Saison entsprechend gibt es Pflaumenkuchen und einen Joghurt-Beeren-Knusper-Nachtisch. Während der in den Kühlschrank wandert, verströmt der Kuchen aus dem Backofen bereits wenig später einen herrlichen Duft.

Zeit, das Fleisch in seinen Knuspermantel zu hüllen. Hedwig Kreiten zeigt einmal wies geht, dann sind die Teilnehmer dran. "Sie sollen alles soweit es geht selbst machen Es hilft ja nichts, wenn ich kochen und sie gucken zu", sagt die Sozialpädagogin. Sie steht aber natürlich mit Rat und Tat zur Seite und gibt Tipps. Zum Beispiel, dass man einen Holzlöffel in das Fett der Pfanne halten kann. Wirft der Bläschen, dann ist es heiß genug.

Der Kochkurs ist eines von vielen Freizeitangeboten im Freizeittreff der Lebenshilfe, wo Menschen mit Behinderung auch abseits der Arbeit Zeit miteinander verbringen. "Es macht super viel Spaß, die Leute kommen freiwillig und gerne", sagt Kreiten. Seit über zehn Jahren gibt es den Kochkurs. "Zum Zehnjährigen haben wir ein Kochbuch rausgebracht", sagt die Sozialpädagogin. Das ist mittlerweile restlos vergriffen. Manch eine Teilnehmerin ist übrigens von Anfang an dabei. So wie "Urgestein" Gisela Breuer. "Ich kochen und backe gerne", sagt sie. Auch das zuhause Nachkochen der Gerichte klappt ganz gut.

Nicht nur Kochen, auch Tischdecken gehört zum Kurs. Ulrike Miss sorgt mit einer besonderen Technik dafür, dass auch die Servierten zu echten Kunstwerken werden. "Schöne Tischdeko, da legen wir auch Wert drauf", sagt Hedwig Kreiten. Schließlich isst das Auge mit.

Dann ist es endlich soweit: Essen ist fertig. "Lecker", lautet das einstimmige Urteil. "Da können wir sagen, das haben wir gut gemacht", freut sich Ramona Hövelmanns, die noch einen kleinen Nachschlag nimmt. Reste können übrigens immer mit nach Hause genommen werden. Doch die gibt es dieses Mal kaum. Dafür wird der Kuchen aufgeteilt. Der ist für den Tag danach - quasi als süße Erinnerung an den gemeinsamen Kochkurs.

(RP)
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