Monika Krause Und Karl Lösing Getrennt von Mann und Vater

Xanten · Als Monika Krause (67) und Dr. Karl Lösing (68) zu Beginn des vorigen Jahres beim Mut machenden "Fest der Begegnung" im Rathaus den Heimweg antraten, stand ihr Entschluss. Auch sie wollten sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. "Wir hatten Zeit und wollten uns einbringen. Und die Flüchtlinge können Unterstützung gut gebrauchen", erzählt die pensionierte Lehrerin. Doch es dauerte ein wenig, bis die beiden ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnten. Die Flüchtlingshilfe befand sich noch im Aufbau. "Es kam nichts auf unsere Anfrage. Wir wollten schon nach Rheinberg oder Xanten gehen", so Monika Krause. Doch dann kam doch der Ruf aus Alpen. "Seitdem sind wir Stück für Stück reingewachsen und haben immer neue Schützlinge dazu bekommen."

Monika Krause Und Karl Lösing: Getrennt von Mann und Vater
Foto: Fischer Armin

Wie die Mutter, die mit vier Kindern aus Syrien über die Türkei, im Boot, dann über den Landweg bis Deutschland und schließlich nach Alpen gekommen ist. Ihr Mann, Vater ihrer Kinder sitzt, in der Türkei fest. Er ist krank. Die Familienzusammenführung scheitert an der Gesetzeslage. Kontakt gibt's nur über Telefon und WhatsApp. Die Frau ist verzweifelt. Wenn sie über ihren Mann spricht, stockt ihre Stimme. Doch zwischendurch sieht man sich auch lachen. "Sie ist eine sehr traditionelle Frau. Aber sie hat eine beachtliche Entwicklung gemacht", sagt Karl Lösing, früher Ingenieur in der Automobilindustrie. "Zwischendurch nimmt sie sogar mal das Kopftuch ab." Diese persönliche Veränderung mitzuerleben, sei schön. Und die Erfahrung, dass viele Alpener mithelfen, damit die Ankömmlinge eine Chance bekommen. Wie Frisör Wawer, der trotz aller amtlichen Hürden eine Wohnung zur Verfügung gestellt habe. "Das ist Gold wert", findet die Patin.

Die syrische Mutter besucht einen Alphabetisierungskurs, muss die deutsche Art zu schreiben und zu lesen lernen. Ihre Kinder besuchen die Sekundarschule oder die Integrationsklasse am Berufskolleg in Wesel. Sohn Mohammed möchte "Fotograf oder Polizist" werden. Und alle müssen schwimmen lernen, sagt Pate Karl Lösing. Er räumt ein, dass sein Ehrenamt viel Arbeit bedeutet. Aber er könne sich ganz gut abgrenzen und sei jederzeit Herr über seine Zeit. Es tue gut, viel mit jungen Menschen umzugehen. "Und man lernt die Welt besser kennen, schon weil man im Atlas nachschaut, woher die Menschen kommen", ergänzt seine Frau.

Emil ( 21)und seine Schwester Aysel (22) kommen aus Aserbaidschan. Sie leben seit Kurzem mit ihren Eltern in der Tennishalle. Alpen sei nicht gerade sein Traum, sagt Emil. Zu klein. Aysel, die in ihrer Heimat Touristen führt, hat ein Praktikum als Arzthelferin in Aussicht. "Sie muss aber noch besser Deutsch lernen", so Monika Krause. Emil sagt auf Englisch, was ihm wichtig ist: "Danke an die Regierung in Deutschland." Dafür, dass er sich hier sicher fühlen darf.

(RP)
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