Xanten Große Unterkunft für 300 Flüchtlinge bleibt in der Kritik

Xanten · FBI und Grüne halten den beschlossenen Weg für falsch. Eine Art Ghetto könnte am Küvenkamp entstehen.

Politisch ist das Thema durch. Der Rat hat mehrheitlich beschlossen, wie von der Verwaltung vorgeschlagen am Küvenkamp eine neue, große Unterkunft zu bauen, in der bis zu 300 Flüchtlinge untergebracht werden können. FBI und Grüne halten den beschlossenen Weg aber weiterhin für falsch. Eine Art Ghetto könnte aus ihrer Sicht am Küvenkamp entstehen.

"Bis heute ist alles richtig gemacht worden, gute interfraktionelle Absprachen, Besonnenheit in den Entscheidungen, Bürgerversammlungen für jede neue Unterkunft. Das bedeutet, dass nicht alle Bürger mit der Situation zufrieden sind, aber wohl jeder mit ins Boot genommen worden ist", schreit Valerie Petit für die FBI. Alle Parteien im Xantener Rat hätten beschlossen, die aktuelle Herausforderung bei der Aufnahme von Flüchtlingen gemeinsam zu meistern und nicht für gegenseitige Angriffe und Parteipolitik auf dem Rücken von Hilfsbedürftigen zu nutzen. Eine Übereinkunft, die der FBI besonders leicht gefallen sei, weil sie immer nach der besten Lösung für die Bürger suche und frei sei von Parteiideologien. Die Zusammenarbeit verstehe die FBI nicht als Freibrief, sich zurückzulehnen, die Vorschläge der Verwaltung kommentarlos abzunicken und sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Petit: "In dem wir einen Bau für 300 Menschen neben der bereits vorhandenen Unterkunft für 100 Menschen errichten, bilden wir ein Ghetto. Die Entscheidung scheint wohl für Politik und Verwaltung der Weg des geringsten Widerstandes zu sein. Keine unmittelbare Nachbarschaft, mit der man sich auseinandersetzen muss. Was ist mit den Menschen, die dort leben müssen: Es ist inakzeptabel. Man muss nicht Sozialwissenschaften studiert haben, um zu ahnen, dass eine solche Ansammlung die beste Voraussetzung für Konflikte darstellt." Zudem sei das Bauen von zwei Unterkünften nicht teurer als das Bauen einer großen Unterkunft.

"Wir halten die als alternativlos dargestellte Politik für gänzlich verfehlt. Eine Ghettoisierung hilft weder den Flüchtlingen noch den Einwohnern der Stadt Xanten", schreibt Ralf Gimpel, Pressesprecher von Bündnis 90/ Die Grünen. Der Neubau sei teuer. Bei einer zu erwartenden Lebensdauer des in Leichtbauweise errichteten Gebäudes von höchsten zehn Jahren, ohne anschließende Weiterverwendung, sind die Kosten deutlich zu hoch, zumal die Abrisskosten noch gar nicht einkalkuliert seien. Investitionen in einen lange zu nutzenden sozialen Wohnungsbau wären da sinnvoller. Im Vordergrund stünden aber humanitäre Gründe. Gimpel: "Weder den Flüchtlingen noch den Anwohnern kann an einer Ghettoisierung gelegen sein. Integration kann so nicht gelingen. Menschen in dieser Anzahl in ein Gewerbegebiet abzuschieben und dann zu erwarten, dass sich normale soziale Verhältnisse entwickeln, ist bestenfalls naiv." Auch der Arbeitskreis Asyl, der in Xanten intensiv mit diesen Themen befasst ist, habe große Bedenken gegen die geplante Vorgehensweise der Stadt und lehne den Ausbau am Küvenkamp ab. "Denn hier geht es um Menschen und jeder einzelne zählt. Wir wollen, dass diese Menschen hier ein Zuhause finden. Das kann nur durch soziale Interaktion gelingen", so Gimpel.

(RP)
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