Sonsbeck Großreinemachen nach dem Wasserfall

Sonsbeck · Das Kanalsystem wird gereinigt, Schwachstellen werden analysiert. Vor 20 Jahren wäre Sonsbeck im Schlamm versunken.

 So soll es eigentlich funktionieren: Wasser aus Kanälen wird in der Pumpstation an der Straße "Zur Licht" gesammelt, die es in das Rückhaltebecken leitet. Ist ein bestimmter Pegel erreicht, läuft das Wasser weiter auf eigens bereitgehaltene Freiflächen. Doch in der vergangenen Woche lief das Becken über.

So soll es eigentlich funktionieren: Wasser aus Kanälen wird in der Pumpstation an der Straße "Zur Licht" gesammelt, die es in das Rückhaltebecken leitet. Ist ein bestimmter Pegel erreicht, läuft das Wasser weiter auf eigens bereitgehaltene Freiflächen. Doch in der vergangenen Woche lief das Becken über.

Foto: Stoffel

In Sonsbeck hat das große Aufräumen begonnen. Ein Programm, das sich sicherlich noch einige Zeit hinziehen wird. "Wir haben die großen Maschinen gerade da, also werden wir sie auch nutzen", sagt Bürgermeister Heiko Schmidt. Zudem habe das Hochwasser gezeigt, dass es einige Schwachstellen im Entwässerungssystem gibt. "Wir werden dafür Geld in die Hand nehmen müssen, führen aber erst einmal Gespräch mit den Wasser- und Bodenverbänden und holen von den Ingenieuren fachlichen Rat ein", sagt der Bürgermeister, der gleichzeitig festhält: "Gegen ein solches Extremwasser ist auch weiterhin kein Kraut gewachsen." Allerdings: Vor 20 Jahren wäre Sonsbeck in einer solchen Situation im Schlamm versunken.

Auf dem Gelände des Regenrückhaltebeckens an der Straße Zur Licht wurde gestern schwer gearbeitet. Ein Raupenfahrzeug war im Einsatz, eine Lkw-Ladung Schlamm, Gras und Buschwerk wurde abgefahren. Der Verdacht lag nahe: "Wenn dort früher aufgeräumt worden wäre, wären die Keller da vielleicht nicht vollgelaufen?", fragte Arnulf Stoffel stellvertretend für zig Nachbarn. "Nein", sagt Georg Tigler, Fachbereichsleiter für Bauen und Umwelt im Rathaus. Allenfalls hätte die Walze ein paar Sekunden später die Ley und die Kanalisation erreicht.

Die beiden Rückhaltebecken Zur Licht und Parkstraße funktionieren im Grunde nach demselben System. In den ersten Becken soll das Niederschlagswasser zur Ruhe kommen, Sedimente können sich setzen. An der Parkstraße wird der dritte Teil zum Ententeich, der selbst im Normalfall langsam Wasser in die Gewässer jenseits des Orts abgibt. Die Anlage Zur Licht mit einem biologischen Sickerbecken als letztem Teil sei eigentlich sogar viel zu groß konzipiert. Dort sind bislang nur die Baugebiete im Osten und Nordosten angeschlossen, und damit gerade einmal die Hälfte der Bereiche, für die sie konzipiert ist. Und noch nie kam auch nur der Verdacht auf, dass das Fassungsvermögen der Anlagen nicht reichen würde, sagt Tigler. "Uns wurde immer eine riesige Reserve selbst über ein Bemessungsregenwasser hinaus bescheinigt."

Diesmal reichte auch das nicht. Nach zwei Regentagen war so viel Regen auf Sonsbeck niedergeprasselt wie sonst in drei Monaten. "Wir haben noch Wasser mit Starkleistungspumpen über den Ort hinaus ins Feld gepumpt", sagt Tigler. Dass es zwischendurch einen kurzen Stromausfall gab, sei nicht mehr ausschlaggebend gewesen: Irgendwann liefen Anlagen über. Die Ley und die Kanäle waren aber schon so vollgelaufen, dass kein Pumpen mehr half. Das Wasser floss immer wieder zurück. Und selbst zwischen den zugegeben stark grasbewachsenen Rasenkantensteinen im Vorfeld der Zur-Licht-Anlage wäre nichts mehr richtig versickert.

Jetzt ist Spülen angesagt. Das ganze Kanalsystem ist voller Sedimente und Schlamm. Von den Becken über die Durchlässe und Kanalrohre bis hin zu Gräben und Sträuchern: Alles muss nun in Ordnung gebracht werden.

Trotz allem: Tigler ist davon überzeugt, dass der Ort noch vor 20 Jahren in einem solchen Fall im Schlamm versunken wäre. Der Grüne Tisch habe viel dazu beigetragen. Landwirte, Kammer, Politik und Verwaltung haben sich seit vielen Jahren zusammengetan, um den Schlammabtrieb von den Hügeln einzudämmen. Der Mais dort wird auf festverwurzeltes Bodenwerk eingelegt, die Landwirte bauen auf ihren Flächen unterschiedliche Früchte an: Getreide, Raps, Kartoffeln - wenn das eine Feld keinen Regen mehr aufhält, hält wegen des anderen Wachstumsstadiums die anderen noch. Am Dassendaler Weg hat die Stadt eine komplette Fläche erworben, die "grün befestigt" und mit Überlaufschwellen versehen wurde. Die Wand oberhalb des Köppenfeldes hat auch jetzt wieder gehalten, über eine Rinne wurde das Wasser abgeleitet.

Und auch für das neue Baugebiet Rübstück sind Grünräume und Mulden geplant. "Viele kleine Schritte", sagt Tigler. Und alle helfen. "Nur nicht, wenn es so schlimm kommt."

(RP)
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