Xanten Hausboote für die Gartenschau

Xanten · Zwischen Kamen und Sonsbeck soll 2027 die Internationale Gartenausstellung (IGA) über die Bühne gehen. Auch Xanten ist möglicherweise mit an Bord. An Ideen mangelt es im Rathaus nicht.

 Wohnen auf dem Wasser ist angesagt. Selbst im rechtsrheinischen Bislich liegt jetzt ein Testboot auf dem Diersfordter Waldsee.

Wohnen auf dem Wasser ist angesagt. Selbst im rechtsrheinischen Bislich liegt jetzt ein Testboot auf dem Diersfordter Waldsee.

Foto: Klaus Nikolai

Die Metropole Ruhr bewirbt sich als Standort für die Internationale Gartenausstellung im Jahr 2027 (IGA 2027). Das hat das Ruhrparlament im März 2016 beschlossen. Und Xanten soll mit an Bord sein. Vorausgesetzt, so der Rat, das finanzielle Konzept bereitet der Stadtkasse keine Schwierigkeiten. Das muss sich bis zum Herbst zeigen. Ideen jedenfalls gibt es genug. Stadtplanerin Christina Kutschaty denkt an einen Wettbewerb zur Gestaltung des Stadteingangs und will möglicherweise das Projekt "öffentliches Gärtnern" im Kurpark einbringen. Höchst interessant könnte vor allem die Folgenutzung auf dem neuen Lüttinger See werden. Die Idee: "Wohnen auf dem Wasser".

Der Blick richtet sich vom Home-Office aus durch große Scheiben auf den Nachbarn, der nach getaner Arbeit wohlig faul im Liegestuhl auf dem Oberdeck sitzt und seinen Blick übers Wasser schweifen lässt. Ältere Leute auf der anderen Seite, die am Nachmittag die Kinder eines berufstätigen Ehepaars aus der Nachbarschaft betreut haben, brutzeln für die Mitglieder einer Studenten-WG Bratkartoffeln und lernen im Gegenzug Programmieren.

Schöne Aussichten. In Lüttingen könnten sie wahr werden. Das Zauberwort heißt IGA. In zehn Jahren soll die Frage "Wie wollen wir in Zukunft leben?" quer durchs Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (RVR) in vielfacher Weise aufgegriffen werden. Essen will zum Beispiel die Emscher-Renaturierung ins Spiel bringen, Duisburg die Gestaltung von Stadtquartieren, Dinslaken, Wesel und Voerde das Leben im Zusammenspiel mit Wasser. "Wir passen genau in dieses Konzept", ist Stadtplanerin Kutschaty nach dem inzwischen dritten Regionalforum in Essen überzeugt, in dem es - nach zwei eher formalen Runden - um die Ausgestaltung der Ideen ging. "Und Xanten ist mit zwei Projekten ganz offiziell gut im Rennen."

Eins betrifft eben Lüttingen: Hier sind längst die Bagger angerückt. Zwischen dem Ortsausgang und dem Dornbuschweg wird ausgekiest. Zehn Hektar groß ist das Areal und damit um ein Vielfaches kleiner als Süd- und Nordsee. Nach der intensiven Freizeitnutzung der Südsee und dem vergleichbar eher ruhigen Treiben auf der Nordsee, so Christina Kutschaty, sei die Frage, wie Wasser hier Leben formen könnte. Eine Fragestellung, die genau in eine der Kategorien der IGA-Konzeption des RVR passt. Eine Antwort: Hier könnte - zumindest für den Niederrhein - etwas völlig Neues entstehen: "Wohnen auf dem Wasser" mit verschiedenen Lebensgemeinschaften und möglichst vielen Generationen.

Allerdings, so die Leiterin des Fachbereichs Planung, Bauen, Liegenschaften, gebe es natürlich noch jede Menge Fragen abzuklären. Nur Wohnungen oder auch Dienstleistungsbetriebe? Nur Einzelwohnungen oder auch Etagen? Wohin mit den Autos? Wie steht es um die Ver- und Entsorgung, die Rettungswege? Wer baut's? Schließlich geht es hier um ein riesen Invest. Kutschaty: "All das könnten wir im Rahmen der IGA über eine Machbarkeitsstudie abklären und damit das Projekt vorantreiben."

Das Wohnen auf dem See sei bereits als "qualifiziertes Projekt" der IGA anerkannt. Das gelte auch für die Stadteingangsgestaltung von der Bundesstraße bis zum Nibelungenkreisel. Dass dort auf dem Weg zur historischen Altstadt und zur Römerstadt etwas Außergewöhnliches, etwas Anziehendes geschehen muss, darüber herrsche wohl Einigkeit. Über das Wie müsse man sich aber Gedanken machen, am besten über einen Wettbewerb. Der sei teuer. Und die IGA biete auch hier Möglichkeiten, an Geld zu kommen und gleich die Umsetzung zu initiieren. Bislang sind das nur erste Schritte: "Wir befinden uns noch mitten im Findungsprozess", sagt Kutschaty. "Und wir müssen eben genau klären, wie es um die Finanzen steht." Entscheiden werde der Stadtrat im Herbst. Bis zur IGA sind es dann noch zehn Jahre: "Stadtplanerisch eine kurze Spanne."

(RP)
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