Sonsbeck Helfen bis der Notarzt kommt

Sonsbeck · "First Responder" in Sonsbeck: Ehrenamtliche Kräfte überbrücken im Notfall die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Ziel ist ein Bereitschaftsdienst rund um die Uhr.

Wer auf einer Insel lebt und im Notfall Hilfe von außen braucht, ist unter Umständen übel dran. Sonsbeck ist eine Insel: inklusive Labbeck und Hamb 55 Quadratkilometer Fläche ohne eigenen Rettungsdienst. Wer einen Unfall oder einen Herzinfarkt erleidet, muss warten, bis Notarzt und Rettungswagen aus Xanten eintreffen.

Stehen sie dort gerade nicht bereit, muss der Rettungsdienst normalerweise (am Wochenende ist manchmal die DRK-Rettungswache Alpen besetzt) aus dem 19 Kilometer entfernten Rheinberg oder anderen Orten anrücken. Währenddessen tickt für den Patienten die Uhr . . .

"Therapiefreies Intervall" nennt Dr. Guido Kemmeries die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen der Helfer. Diese Zeit müsse so kurz wie möglich gehalten werden. "Beim Herz-Kreislauf-Stillstand treten nach etwa fünf Minuten die ersten Gehirnschäden auf — wenn innerhalb dieser Zeit keine wirkungsvollen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden", erläutert Kemmeries.

"Ähnlich ist die Situation beim Atemstillstand und bei anderen akuten Notfällen. Die Patienten können irreversible Schäden erleiden." Kemmeries wohnt in Sonsbeck und arbeitet als Leitender Arzt in der Notaufnahme des Klinikums Krefeld. Gemeinsam mit Christian Heekeren hat er in Sonsbeck die Gründung einer First Responder-Gruppe initiiert: Ehrenamtliche, entsprechend geschulte und ausgerüstete Helfer überbrücken die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes.

Zehn First Responder (Erste Helfer) gibt es bereits in Sonsbeck — Mitglieder des DRK und der Freiwilligen Feuerwehr. Weitere Interessenten sind im Team willkommen. "Unser Motto lautet: Jede Stunde zählt", sagt Kemmeries. Das Ziel lautet: rund um die Uhr einen Bereitschaftsdienst vorzuhalten. Bislang ist es zur Hälfte erreicht. Die Statistik gehe von 0,25 bis 0,5 Einsätzen pro Tag aus. Tatsächlich haben die First Responder seit Anfang Juli über 20 Einsätze gefahren: Herzinfarkt-Verdachtsfälle, Verkehrs- und andere Unfälle.

Das Projekt ist mit dem Kreis abgestimmt. Die First Responder werden von der Leitzentrale gleichzeitig mit dem Rettungsdienst per "Piepser" alarmiert. "Wir sind in drei bis acht Minuten an jedem Ort in der Gemeinde", erläutert Kemmeries. Die First Responder wohnen im Ort und kennen sich aus.

"Sie brauchen oft nur einen Namen zu hören und wissen schon, wohin sie müssen." Dagegen komme es vor, dass der Rettungsdienst, wenn er zu abgelegenen Höfen gerufen wird, irgendwo nach dem Weg fragen muss. Selbst manche Navigationsgeräte kapitulierten vor einigen ländlichen Adressen.

Eigener Dienstwagen

Die First Responder verfügen über einen eigenen Dienstwagen; Der alte Mercedes konnte mit Hilfe des Kreises angeschafft werden. Der jeweilige Diensthabende nimmt das Auto mit nach Hause. An Bord sind unter anderem Notfallkoffer, Sauerstoff und ein Defibrillator. Die vorgeschriebene Schutzkleidung stellt das DRK. Es bildet auch Interessenten für den Ersthelfer-Dienst aus.

Trifft der Notarzt an der Einsatzstelle ein, ziehen sich die First Responder allerdings zurück. Und: An der Gemeindegrenze endet ihr Einsatzgebiet.

(RP)
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