Xanten Himmlischer Flug-Tag in Menzelen-Ost
Xanten · Mehr als 500 Besucher kamen zum 39. Tag der offenen Tür beim Menzelener Modell-Club. Rund 70 tollkühne Piloten präsentierten spektakuläre Vorführungen. Das Flug-Vergnügen muss nicht teuer sein. Probeflüge für Einsteiger.
Täuschend echt aussehende Kunstflugmaschinen mit einer Leistung von 15 PS und mehr rasten im Messerflug wenige Handbreit über den Rasen, rollten im Sekundentakt um die eigene Achse und zogen riesige Loopings in den strahlend blauen Frühlingshimmel. Beim 39. Tag der offenen Tür des Menzelener Modell-Clubs brannte rund um den Flugplatz Am Hanning förmlich die Luft. Unter den rund 500 begeisterten Besuchern waren viele Vatertagsausflügler, die die Gelegenheit nutzten, bei Grillwurst und einem kühlen Kaltgetränk die tollkühnen Piloten bei ihren zum Teil waghalsig anmutenden Vorführungen zu beobachten.
Neben zahlreichen Nachbauten bekannter und erfolgreicher Kunstflugzeuge, Oldtimern aus den Anfängen der Fliegerei oder Segelflugzeugen, die realitätsnah von Schleppern in Ausgangshöhen von mehreren Hundert Metern gezogen wurden, begeisterten vor allem die von Enthusiasten täuschend echt nachgebauten Modelle.
Einer der Piloten ist der Xantener Heiko Schiffers, der für seinen Airbus A 340-300 "Xanten" im Maßstab 1:16 zweieinhalb Jahre Bauzeit benötigte. Herausgekommen ist ein vier Meter langes Modell mit einer Spannweite von 3,80 Meter und einem Startgewicht von 24,5 Kilogramm. Angetrieben wird der Linienjet stilecht von vier Turbinen. Auf die musste Flugzeugbauer Schiffers lange warten. "Ich habe den Baukasten seit 20 Jahren im Keller liegen, aber damals gab es keine Turbinen. Das Modell war für Kolbenmotoren mit Propellern vorgesehen. Das kam für mich überhaupt nicht infrage", erklärt der leidenschaftliche Pilot für Kleinformate.
Modellbau ist nach wie vor eine Männerdomäne. So war auch an diesem Tag keine Pilotin unter den rund 70 Teilnehmern anzutreffen. Warum das so ist, können sich die Vereinsmitglieder auch nicht erklären. "Bei uns ist jede Frau herzlich willkommen", beteuert Michael Averdunk, Vorsitzender des Vereins.
Bis heute wird die Leidenschaft für das Bauen und Fliegen aber zumeist vom Vater auf den Sohn übertragen. In seltenen Fällen kann das aber auch mal umgekehrt sein. "Ich war 15 Jahre lang der Schmiermaxe für meinen Sohn, jetzt bringt er mir als mein Fluglehrer den Modellflug bei. Mein Traum ist es, irgendwann einmal eine richtig große Maschine zu steuern", sagt Karl-Heinz Diefenthal aus Bonn und blickt dabei auf den Kunstflugsegler mit fünf Meter Spannweite seines Sohnes. Mit dem knapp 15 Kilogramm schweren Modell vom Typ MDM Fox ist Felix Diefenthal im vergangenen Jahr deutscher Vizemeister geworden.
Der Trend im Flugmodellsport sind Quadrocopter und andere Drohnen, die GPS- und computerunterstützt fast von alleine fliegen. Im Internet sind diese vermeintlichen Spielgeräte oft schon für ein Taschengeld zu bekommen. Michael Averdunk warnt davor: "Es handelt sich um eine Grauzone. Vieles von dem, was im Internet angeboten wird, ist in Deutschland gar nicht zugelassen. Außerdem wissen die meisten nicht, dass für den Modellflug eine gesonderte Haftpflichtversicherung vorgeschrieben ist." Anfängern rät er, Kontakt mit einem Verein aufzunehmen: "Interessierte können jeden Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr kommen. Wir haben unterschiedliche Modelle zur Auswahl, mit denen der Anfänger kostenlos den Einstieg in den Modellflug proben kann." Teuer muss das nicht sein, was Hans Joachim Gottschalt anhand seiner kleinen "Dragon Fly" deutlich macht: "Die kostet fix und fertig 80 Euro und macht Riesenspaß." Die günstige Alternative war auch nötig. Denn die rund 10 000 Euro teure Pilatus PC 21 konnte der Essener aufgrund eines Triebwerklecks an diesem Tag nicht vorführen.
