Xanten Janina Hußmann will in Afrika helfen

Xanten · Die Lüttingerin machte schon vor ihrem 17. Geburtstag ihr Abitur. Die Arbeit als Freiwillige wird aber erst ab 18 vom Bund gefördert.

 Janina Hußmann wird in einem Waisenhaus in der Stadt Mashi, die am Fuße des Kilimandscharos in Tansania liegt, helfen.

Janina Hußmann wird in einem Waisenhaus in der Stadt Mashi, die am Fuße des Kilimandscharos in Tansania liegt, helfen.

Foto: Armin Fischer

"Wenn Janina zweimal sitzengeblieben wäre, hätte sie es jetzt leichter." Kathrin Hußmann weiß nicht, ob sie lachen oder den Mund verziehen soll, wenn sie diesen Satz sagt. Denn ihre Tochter blieb nicht zweimal sitzen, sondern übersprang die achte Klasse. So legte sie im Juni ihr Abitur auf dem Stiftgymnasium ab, als sie 16 Jahre alt war. Anschließend wollte sie sich ihren Traum erfüllen: Freiwilligenarbeit in Afrika. "Die afrikanische Kultur fasziniert mich", sagt Janina Hußmann. Doch für sie wird ein Freiwilligendienst nicht von öffentlichen Organisationen unterstützt, weil sie ihr Abitur zu schnell machte. "Die Freiwilligenarbeit wird erst ab 18 gefördert", ärgert sich Vater Edgar Hußmann. "Außerdem bieten die meisten Organisationen keine Projekte für Minderjährige an. Niemand hat daran gedacht, dass jemand zu jung für einen Freiwilligendienst sein könnte, als das verkürzte Abitur eingeführt wurde."

Doch Janina Hußmann ließ sich nicht entmutigen. Die Abiturientin, die im August ihren 17. Geburtstag feierte, suchte nach einer Möglichkeit, doch noch als Freiwillige in Afrika arbeiten zu können. Sie informierte sich im Internet und stieß auf ein Waisenhaus in der Stadt Mashi, die am Fuße des Kilimandscharos in Tansania liegt. Über die Organisation "World Unite!" kann sie dort auch als 17-Jährige arbeiten. Allerdings hat sie dann alle Kosten selber zu tragen, von Impfungen und Arbeitserlaubnissen über Flüge und Anreisen bis zu Unterkunft und Verpflegung.

"Für ein halbes Jahr sind es 7000 Euro", erzählt Janina Hußmann. "Natürlich werde ich dabei von meiner Familie unterstützt. Einen großen Teil des Geldes will ich aber selbst zusammenbringen." So arbeitet sie, gibt zum Beispiel Nachhilfestunden oder wird bei einem Adventsmarkt Plätzchen und Waffeln verkaufen. Um die erforderlichen Kosten vollständig abzudecken, sucht sie außerdem Unterstützer und Sponsoren.

Schließlich will sie ihren Traum verwirklichen. "Im Leben hat man meistens nur einmal die Chance, solch einen Auslandsaufenthalt zu machen und Erfahrungen zu sammeln", sagt die junge Lüttingerin. Anfang Februar will sie ihre Arbeit am Fuße des Kilimandscharo aufnehmen. Bis Ende Juli will sie bleiben.

"Das Waisenhaus wurde von einem früheren Bergführer am Kilimandscharo gegründet, der das Elend der Waisenkinder gesehen hatte", berichtet Janina Hußmann. "In Afrika sterben viele Eltern an Aids aufgrund von mangelnder Hygiene, die mit fehlender Aufklärung verbunden ist. Das ist ein Hauptproblem. Im Waisenhaus leben 70 Kinder. Ein pensionierter amerikanischer Arzt ist für die medizinische Betreuung zuständig."

Janina Hußmann betreut dann mit anderen Freiwilligen die Kinder, spielt mit ihnen oder lernt mit ihnen Englisch. "Dafür lerne ich gerade Suaheli, was ohne Lehrer nicht ganz einfach", sagt sie. Wenn sie im Sommer nächsten wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, beginnt sie ein Medizinstudium in Düsseldorf. "In Afrika werde ich viele Erfahrungen machen", sagt die Freiwillige. "Sicherlich nicht nur angenehme. Ich denk, das halbe Jahr wird meine Leben und meine Einstellungen verändern."

(got)
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