Patricia Kelly "Jeder muss seinem Herzen folgen"

Xanten · Neben den eigenen Liedern aus dem aktuellen Album wird sie auch Songs aus Zeiten der Kelly-Familie anstimmen.

 Patricia Kelly spendet einen Teil ihrer Konzerterlöse. Die Erlöse aus Xanten sollen dem Malteser-Hospizdienst zugutekommen.

Patricia Kelly spendet einen Teil ihrer Konzerterlöse. Die Erlöse aus Xanten sollen dem Malteser-Hospizdienst zugutekommen.

Foto: Susanna Heraucourt

Xanten Patricia Kelly, Spross der legendären Kelly-Family, präsentiert in Xanten mit ihrer Band live ihr neues Album "Grace & Kelly". Am Freitag, 16. September, ist sie im Schützenhaus zu erleben.

Frau Kelly, in den 90er-Jahren waren Sie mit Ihrer Familie als "The Kelly Family" weltberühmt. Sie haben für ausverkaufte Konzerthallen rund um den Globus gesorgt, zig Millionen Tonträger verkauft und viele Gold- und Platin-Awards erhalten. Umreißen Sie bitte die wichtigsten Momente Ihrer Karriere mit Ihrer Familie.

Patricia kelly Sicher kann man eines sagen: Das deutsche Publikum hat uns den großen Durchbruch ermöglicht und uns unsere Karriere gestattet. Dafür bin ich unendlich dankbar. Es gab sicher große Momente wie die Bambi- oder Echo-Verleihung, die Stadiontour 1996 und Konzerte vor bis zu 250.000 Menschen. Äußerlichkeiten sind für mich aber nicht das Wichtigste, sondern dass wir Menschen mit unserer Musik berührt haben. Das kann man nicht mit goldenen Platten aufwiegen. Diese Momente mit dem Publikum, wo wir, wie mein Vater einst sagte, eins mit dem Publikum waren. Das sind die Momente, die in meinem Herzen geblieben sind.

Nachdem die "Kelly Family" 2008 ihren letzten gemeinsamen Auftritt hatte, wurde es ruhig um Sie und Ihre Geschwister. Wann sind Sie erstmals als Solokünstlerin aufgetreten?

Patricia kelly Es war am 14. März 2008 auf Schloss Gymnich, das damals noch im Besitz unserer Familie war. Meine ersten Musiker waren Peter Materna und Kollegen, alle aus der Bonner Jazz-Szene. Ich war so aufgeregt, dass ich zwei Wochen vorher nicht richtig essen konnte. Es klingt merkwürdig. Mich fragte mal jemand, warum ich nach 30 Jahren auf der Bühne noch immer nervös bin. Aber ich hatte damals meine Geschwister links und rechts von mir. Alleine fühlte es sich nackt an.

Was haben Sie empfunden, als Sie zum ersten Mal allein auf der Bühne standen?

Patricia kelly Ich konnte nichts essen vor Aufregung und habe gezittert. Ich dachte: Irgendwie schaffst du das. Ich habe gebetet, die Band hat mich ermutigt. Ich dachte: Was mache ich hier überhaupt, Hilfe! Als es aber vorbei war, dachte ich, es war doch gar nicht so schlecht. Ich muss weiter machen, I love it!

Es war zu lesen, dass Sie an einem Jazz-Projekt gearbeitet haben. Haben Sie dem Folk, dem ja die meisten Ihrer Songs angehören, den Rücken zugewandt?

Patricia kelly Ich bin keine Jazzsängerin, meine Konzerte sind kein Jazz. Meine Wurzeln sind im Folk. Allerdings arbeite ich fast nur mit Jazzmusikern, die wiederum offen für Folk und Pop sind. Das ist meine Richtung. So sind automatisch Jazz-Elemente drin. Aber es ist kein Jazzkonzert, eher Folk-Pop und Singer/Songwriter.

Als Solokünstlerin sind Sie in vielen Ländern unterwegs gewesen. Was hat Sie nach Xanten verschlagen?

Patricia kelly Ich komme überall hin. Ich bin überall und nirgendwo hingereist. Ich mache Musik für alle und spiele für jeden, warum nicht auch in Xanten. Ich bin mir sicher, dass das Publikum in Xanten genauso herzlich und empfänglich für meine Musik ist wie das Publikum in Berlin. Wenn man mich einlädt, komme ich überall hin.

Sie sind mit Ihrem neuen Album "Grace & Kelly" unterwegs. Mit welchen anderen Songs werden Sie Ihr Publikum unterhalten? Werden Sie alte Kelly-Hits spielen?

Patricia kelly Natürlich. Ich freue mich darauf, die Tränen in den Augen des Publikums zu sehen, sobald ich die ersten drei Akkorde von "An Angel" spiele. Beim Konzert geht es um Emotionen. Die meisten Menschen verbinden Lieder emotional, deswegen dürfen die nicht fehlen.

Sie haben viele tolle Jahre als Musikerin erlebt. Sie haben aber auch Jahre gehabt, in denen Sie Krankheit und Leid durchmachen mussten. Wie haben Sie diese Zeit erlebt, und wie geht es Ihnen jetzt?

Patricia kelly Es geht mir sehr gut. Ich genieße jeden Tag wie ein Geschenk Gottes und bin voller Energie. Ich bin bei guten Kräften. Meine Jungs im Teenie-Alter sorgen dafür, dass ich in Bewegung bleiben.

Welche Empfehlungen können Sie Menschen, die gerade eine harte Zeit durchleben, mit auf dem Weg geben?

Patricia kelly Ich glaube, es gibt keine Zauberformel. Jeder Mensch ist anders und verarbeitet Dinge anders. Mir geholfen hat der Glaube, das starke Umfeld: meine kleine und große Familie und ein paar richtig gute Freunde. Es hilft, Gespräche zu suchen, vielleicht auch Selbsthilfegruppen. Warum nicht eine gute Beratung annehmen? Was immer einem hilft, sollte man in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, Dinge auszuprobieren und anzunehmen. Letztlich ist jeder Mensch anders und muss seinem Herzen folgen.

Sie und Ihre Geschwister sind als Menschen bekannt, die einen Teil ihrer Gage wohltätigen Zwecken zukommen lassen. Welchem Projekt wenden Sie sich in Xanten zu?

Patricia kelly Wir versuchen, einen Teil guten Zwecken zu spenden. Die Organisatoren meiner Konzerte suchen die Organisationen aus, denen ein Teil des Erlöses zukommt. In Xanten unterstützt unsere Organisatorin Tanja Pietrass damit den Hospizdienst der Malteser am Niederrhein Xanten/Sonsbeck. Obwohl ich Botschafterin von Missio und Brustkrebs Deutschland bin, versuchen wir, lokal zu unterstützen.

HILDEGARD VAN HÜÜT FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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