Sonsbeck Junger Iraker kann gut mit den Senioren

Sonsbeck · Der junge Mann albert herum, während er das gespülte Geschirr an Ursula Sprungmann und Elisabeth Herrenbrück weiterreicht. Safaa Ahmed Mawlood möchte nicht nur herumsitzen, während er auf seine Aufenthaltsgenehmigung wartet. Praktika sollen dem 28-Jährigen helfen, einen Einblick in die deutsche Berufswelt zu bekommen. Durch die Unterstützung der Gemeinde konnte er in den vergangenen drei Wochen im Gerebernushaus in die Arbeit eines Altenpflegers hineinschnuppern.

 Praktikant Safaa Ahmed Mawlood will mit anpacken.

Praktikant Safaa Ahmed Mawlood will mit anpacken.

Foto: Ostermann

Als Koordinatorin im Rathaus vermittelte Anja Heidenreich den Iraker, der seit anderthalb Jahren in Deutschland lebt, zu Josefine Baumgärtner. Die gab ihm die Möglichkeit, sich einen Beruf anzusehen, den er ansatzweise aus dem Irak kennt. "Wir wurden von der Gemeinde angesprochen, ob wir uns das vorstellen können", berichtet die Hausleiterin. "Herr Safaa, wie ich ihn nenne, wirkte sehr interessiert, als er zum Kennenlernen bei uns war."

Vieles hat Safaa Ahmed Mawlood in seiner Heimat beruflich schon ausprobiert. Vom Friseur über Mechatroniker und Maurer bis zum Altenpfleger zählt er eine Vielzahl an Berufen auf, die er mal länger, mal kürzer ausgeübt hat. Auch sieben Jahre als Soldat zählen dazu. Was ihm hingegen fehlt, ist ein Schulabschluss, der den Grundstein für eine Ausbildung in Deutschland legen würde.

Die beiden älteren Damen genießen sichtlich die Aufmerksamkeit des jungen Mannes mit der guten Laune, während sie abtrocknen. Zum Konzept der Hausgemeinschaften im Gerebernushaus gehört die aktive Teilnahme der Bewohner an Haushaltsaktivitäten. Mawlood unterstützt die Senioren dabei.

Wäsche zusammenlegen, gemeinsam Kartoffeln schälen oder Gemüse putzen, spülen oder einfach nur zusammensitzen und zuhören, all das erledigt er "mit viel Charme", wie Josefine Baumgärtner schmunzelnd erzählt. Auf diese Weise funktioniert die Alltagsbegleitung auch dann, wenn mal die Worte fehlen.

"Es gefällt mir sehr gut", erzählt Mawlood. "Die Bewohner sind sehr nett und lustig und erinnern mich an meine Oma." So sei es ein kleines bisschen wie zu Hause. Leicht sei es nicht, allein in Deutschland zu sein. Gerne würde er seine Mutter nachkommen lassen. Aber dazu sei er mit 28 Jahren zu alt. "Also muss ich arbeiten und Geld verdienen, damit ich in der Türkei eine Wohnung für meine Mutter kaufen kann, wo sie ohne Gefahr leben kann. In meinem Land herrscht Krieg. Als Soldat habe ich viel gesehen." Er schluckt und atmet tief durch, bevor er weiterredet. "Daher ist es das Beste für meine Familie und mich, wenn ich in Deutschland bleibe, eine Ausbildung mache und arbeiten kann." Erst mal steht jetzt ein weiterer Deutschkurs auf dem Programm.

(RP)
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