Sonsbeck Kanadische Truppen erobern Sonsbeck

Sonsbeck · Bomben und Artilleriefeuer hatten den Ort völlig zerstört. Letzte Gefechte am 3. März 1945 an der Balberger Heide.

Ein Inferno, "ein Ungewitter einschlagender und krepierender Geschosse aller Art, so wie ich es mir bisher nicht hatte vorstellen können", dann war plötzlich Stille. Rektor Lambert Janssen beschrieb später in die Chronik der St.-Michael-Schule die letzten Kriegstage 1945 in Sonsbeck. Zuerst hatten kanadische Truppen in der Nacht auf den 3. März die Balbergheide besetzt, dann kämpften sie sich weiter Richtung Zentrum und Xanten vor. Deutsche Fallschirmjäger versuchten noch zu sprengen und zu verbrennen, was nur ging, verbrannte Erde zu hinterlassen, ehe sie sich weiter Richtung Rhein zurückzogen.

Überraschend waren im Herbst 1944 die Alliierten im deutsch-niederländischen Grenzgebiet nördlich von Kleve gelandet. "Also näherte sich das Kriegselend unserer Heimat." Adolf Hitler gab den Befehl aus, jedes Städtchen, jedes Dorf, jedes Gehöft fanatisch zu verteidigen. Der Volkssturm wurde aufgeboten, auch in Sonsbeck und Umgebung hoben die Männer Panzergraben und unter Straßen Sprengkammern aus. Anfangs hatten vor allem Thüringer diese Arbeit erledigen müssen. Janssen: "Hunderte von Jungen und Männern waren es, genommen aus allen Schichten der Bevölkerung, Leute einfachster Bildung neben Gelehrten." Die Zusicherungen der NS-Machthaber auf eine gute Verpflegung, beste Arbeitsverhältnisse und guter Unterkunft erwiesen sich als Luftblasen. "Die Männer wurden in Sälen und Scheunen, durch deren Dächer der Regen tropfte und der Wind pfiff, kurzerhand zusammengepfercht", erinnerte sich der Rektor. Unter dem Vorwand, zum Friseur gehen zu wollen, trieb es sie zweimal die Woche in eine Notküche, um sich satt essen zu können. Später lösten Sonsbecker die Thüringer Arbeiter ab, Schulkinder mussten Einmann-Erdlöcher ausheben. "Schließlich kam das Traurige: Kriegsgefangene, verschleppte und ausgemergelte Menschen, mussten nun die Fronarbeit leisten." In langen Kolonnen zogen sie durch die Straßen, angetrieben von Reitpeitschenhieben, Gewehrkolbenstößen, manchmal gar von Pistolenschüssen. Auf dem Weg steckten ihnen mancher Sonsbecker Obst zu, vermerkte Janssen. Aber "wir mussten höllisch auf der Hut sein. Gerne hätten wir den Ärmsten etwas Kräftigeres gegeben. Das hatten wir selber kaum."

Der Februar 1945 brachte Bombenangriffe. Allein am 11. des Monats fielen 75 Bomben auf die Ortschaft. Eine Vorwarnung, verstanden viele Bewohner. Manche suchten Unterschlupf in den Bauernschaften, andere flüchteten ostwärts über den Rhein. Selbst das mit dem Roten Kreuz gekennzeichnete Krankenhaus bot keinen Schutz mehr, denn deutsche Truppen hatten dort Lastwagen und Munition untergestellt.

Die völlige Zerstörung des Ortes datierte Janssen für den 27. Februar, als erneut mehrere Bombenteppiche niedergingen. "Mit diesen Angriffen war an Sonsbeck das grausame Vernichtungswerk getan." Die Ortsmitte war weitgehend zerstört, der letzte Luftangriff traf noch unter anderem die Molkerei, den Gasthof Roeloffs und die Zweigstelle der Kreissparkasse. "Den Rest besorgte der Artilleriebeschuss."

(pek)
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