Sonsbeck Kardinal Rauber erinnert an Gerebernus

Sonsbeck · Der letzte so hohe kirchliche Würdenträger bei der Sonsbecker Prozession war 1940 Kardinal von Galen.

 Kardinal Karl-Josef Rauber freute sich über das Geschenk, das ihm die Kinder mitgebracht hatten, und segnete sie.

Kardinal Karl-Josef Rauber freute sich über das Geschenk, das ihm die Kinder mitgebracht hatten, und segnete sie.

Foto: Christian Schmithuysen

Die Gerebernus-Prozession hat eine lange Tradition. Jedes Jahr ziehen Hunderte von Gläubigen die rund 1000 Meter von der St.-Maria-Magdalena-Kirche durch festlich geschmückte Straßen zur Wallfahrtskapelle, um des Heiligen Gerebernus, Schutzpatron der Gemeinde, zu gedenken. Im vergangenen Jahr nahm Weihbischof Theising an der Prozession teil, dieses Mal begrüßte die Sonsbecker Gemeinde, begleitet von Schützen, Messdienern, Musikverein und Kirchenchor, Kardinal Karl-Josef Rauber als besonderen Gast.

"Zum ersten Mal seit 1940 nimmt wieder ein Kardinal an der Prozession teil", sagte Günter Hoebertz, Pfarrer von St. Maria Magdalena. Damals war Kardinal von Galen nach Sonsbeck gekommen. Der diesjährige Gast hatte erst jüngst als Sondergesandter des Papstes bei den Feierlichkeiten zum 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum in Kevelaer teilgenommen.

Für den Besuch in Sonsbeck gab es für den ehemaligen Apostolischen Nuntius in Belgien und in Luxemburg einen besonderen Anlass. Der 83-jährige Kardinal begleitete die Einweihung des Labyrinths nahe der Kapelle. In einer 72-Stunden-Aktion hatten unlängst 30 Helfer der Landjugend ein 19,5 mal 19,5 Meter großes Labyrinth angelegt. "Die Steine dazu stammen aus dem Hinterhof des abgerissenen Pfarrheims", berichtete Michael Nabbefeld vom Kirchenvorstand. Selbst Bürgermeister Heiko Schmidt und der Pfarrer hätten angepackt, 180 Quadratmeter Steine und 50 Tonnen Betonkies zu verlegen.

"Das Labyrinth dient der Entschleunigung", erklärte Pfarrer Hoebertz. "Es gibt nur einen Weg. Man muss jedoch überall lang, um ins Zentrum zu kommen." Rund 25 Minuten würde der Weg dauern, wenn man ihn mit Bedacht gehe. "Dabei entwickeln sich die Gedanken. Es ist praktisch ein Stück Lebensweg."

Die Idee zum Labyrinth hätten Pilger an die Gemeinde herangetragen. Sie an der Gerebernuskapelle einen Ort, der zu Ruhe und Besinnung einlädt. "Aber natürlich steht das Labyrinth auch der eigenen Bevölkerung offen", so Hoebertz.

Während des Gottesdienstes mit Karl-Josef Rauber schritten elf Jungen und Mädchen des Kindergartens das Labyrinth von der Mitte her nach außen ab. Dort angekommen, übergaben sie dem Kardinal ein Bild von dem Labyrinth. Rauber erinnerte später in seiner Predigt an Leben und Vermächtnis des Schutzpatrons. Der Priester Gerebernus lebte im 6. oder 7. Jahrhundert und war Erzieher von Dymphna, Tochter eines irischen Stammeskönigs. Nach dem Tode der Mutter wollte der König seine Tochter zur Frau nehmen, die daraufhin mit Gerebernus floh. Sie wurden vom König entdeckt und enthauptet. "Wenn wir Christus folgen wollen, müssen wir vieles verlassen, was uns lieb ist", sagte Rauber: "Aber am Ende werden wir dafür umso mehr erhalten." Von Gerebernus könne man lernen, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Der Kardinal durfte sich nach dem Gottesdienst über ein Gastgeschenk des Bürgermeisters freuen. "Ihr Besuch ist eine große Ehre für die Gemeinde", so Heiko Schmidt. Er verleihe der Geschichte Sonsbecks als alter Wallfahrtsort "eine neue Blüte". Danach trug sich der Geistliche ins Goldene Buch ein.

(CB)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort